Grüne: Van der Bellen übergibt an Glawischnig

(c) Reuters (Leonhard Foeger)
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Eva Glawischnig folgt Alexander Van der Bellen. Er bleibt aber im Parlament.

WIEN (pri). Es ist schneller gegangen als erwartet. Nicht „mittelfristig“ und auch nicht „in ein bis zwei Jahren“ wird sich Alexander Van der Bellen als Bundessprecher der Grünen zurückziehen, wie Parteifreunde zuletzt mutmaßten. Nein, der Professor tat es bereits am Freitag – auf „Wolke 19“ im Ares-Tower der Wiener Donau-City.

Für ihn sei bereits am Abend des Wahlsonntag festgestanden, dass es nach fast elf Jahren an der Grünen Spitze „Zeit für einen Neubeginn ist“, erklärte Van der Bellen den Journalisten. Er habe allerdings den erweiterten Bundesvorstand am Freitag abwarten wollen, der sich mit dem Wahlergebnis auseinandersetzte, das die Grünen aus allen Wolken fallen ließ: 10,1 Prozent. Oder, im Vergleich zu 2006: Minus 0,9 Prozentpunkte.

Von nun an steht Eva Glawischnig an der Spitze, die Kronprinzessin. Sie wird sich bei einem außerordentlichen Bundeskongress der Wahl stellen, der erweiterte Bundesvorstand ermächtigte die 39-Jährige mit nur einer Gegenstimme dazu. Die kam, wenig überraschend, vom EU-Abgeordneten Johannes Voggenhuber – und zwar aus mehreren Gründen.

Zum einen habe der Vorstand das „Pferd von hinten aufgezäumt“ und damit die Abstimmung beim Bundeskongress, dem höchsten Grünen Gremium, „präjudiziert“. Zum anderen betonte Voggenhuber, dass Glawischnig den bisherigen Weg als stellvertretende Parteichefin mitzuverantworten habe. „Sie ist allerdings noch jung genug, um falsche Wege zu verlassen.“

Die designierte Bundessprecherin sieht das naturgemäß anders, sie sprach von „großen Herausforderungen, die vor uns liegen“, freute sich über die „breite Zustimmung“ und ließ „Vdb“ noch einmal hochleben: „Danke, Sascha. Es tut mir sehr leid, dass du gehst. In deiner Zeit ist den Grünen der Einzug in alle Landtage gelungen. Und mit deiner Kritikfähigkeit hast du viel zur innenpolitischen Kultur in diesem Land beigetragen. Dafür muss dich Österreich schätzen.“

„Begeisterter Parlamentarier“

Bilanz will der 64-jährige Professor dennoch ein anderes Mal ziehen. Vor allem auch, weil sein Rückzug als Bundessprecher nicht gleichbedeutend ist mit dem Abschied aus der Politik. Denn Van der Bellen entschied sich für das Schüssel-Modell: „Ich bin ja ein begeisterter Parlamentarier. Und ich sehe keinen Grund, auf mein Mandat zu verzichten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2008)

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