Neuer BZÖ-Klubchef will immer noch in die Regierung

(c) APA (Günter R. Artinger)
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Der 43-jährige Kärntner Josef Bucher wird überraschend neuer BZÖ-Klubchef. Bucher gilt als unauffälliger, aber kompetenter Wirtschafts-Fachmann.

Wien. Josef Bucher will noch nicht aufgeben. Auch wenn die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP bereits in ein ernsthaftes Stadium getreten sind, sieht der neu gewählte Klubobmann des BZÖ immer noch Chancen auf eine Regierungsbeteiligung seiner Partei. „Als Unternehmer und Selbstständiger weiß ich: Die Hoffnung stirbt immer noch zuletzt“, meint Bucher zur „Presse“. Die ÖVP solle sich bei den Verhandlungen mit den Sozialdemokraten noch eine Hintertür offen halten, so sein Rat. Schließlich würden die großen Brocken noch bevorstehen. Und das BZÖ könne mit der ÖVP in den wichtigsten Fragen Lösungen finden.

Josef Bucher ist am Mittwochabend überraschend zum Klubobmann des BZÖ im Parlament gewählt worden. BZÖ-Chef Stefan Petzner war nach den vielen öffentlichen Auftritten der vergangenen Woche parteiintern offensichtlich in Ungnade gefallen, und einen Nichtkärntner Klubobmann wusste die starke Landespartei zu verhindern. So fiel die Wahl auf Bucher, der schon seit 2002 im Parlament sitzt und damit einer der erfahreneren Mandatare des BZÖ ist.

Erst seit 2002 beim BZÖ

Bucher ist übrigens erst seit 2002 auch Mitglied des BZÖ. Vorher war der Gastwirt aus Friesach in Kärnten für den ÖVP-Wirtschaftsbund in verschiedenen Funktionen tätig gewesen. Der äußerlich Karl-Heinz Grasser ähnelnde und als Sonnyboy geltende Neopolitiker erhielt damals von Haider auch noch den Posten des Kärntner Landestourismusdirektors zugesprochen.

Im Parlament war Bucher für Finanzthemen und Tourismus zuständig und wirkte dabei unauffällig, aber durchaus kompetent. „Ich habe mich gefreut, dass er Klubobmann geworden ist“, sagt sein Gegenüber im Finanzausschuss, der ÖVP-Abgeordnete Günter Stummvoll. Bucher sei wirtschaftlich beschlagen, sachlich, konstruktiv und immer gut vorbereitet. Auch Stummvoll sieht eine Ähnlichkeit mit Karl-Heinz Grasser: „Auch wenn Bucher nicht wie ein Popstar agiert.“

Wirtschaft statt Ausländer

Seine Wirtschaftsaffinität soll nun auch auf die Arbeit des Parlamentsklubs abfärben. Bucher will die Partei verstärkt als Wirtschaftspartei positionieren – und nicht, wie bisher, mit den Themen Ausländer und Kriminalität punkten. „Das Wirtschaftsthema wird in Zukunft sehr wichtig sein“, begründet er den Schwenk. „Das wird uns in den nächsten zwei Jahren beschäftigen. Wir werden viel Geld und intelligente Lösungen benötigen.“ Als großer Parteistratege sieht sich Bucher offensichtlich nicht. Fragen nach der künftigen Ausrichtung des BZÖ wehrt er ab – diese solle man an den designierten Parteiobmann Stefan Petzner richten.

Festlegen will sich Bucher dagegen, was die Zukunft seines Vorgängers als Klubobmann, Peter Westenthaler, angeht. Dieser ist im Sommer in erster Instanz wegen falscher Zeugenaussage verurteilt worden. Kann er auch bei einer rechtskräftigen Verurteilung im Parlament bleiben? Bucher glaubt nicht daran, dass dieses Urteil hält. Und wenn doch? Auch dann dürfte es keine Konsequenzen geben. Bucher: „Wenn man sich das Delikt anschaut – das ist mehr oder weniger gegessen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2008)

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