Josef Bucher: „War nie ÖVP-Mitglied“

Josef Bucher
Josef Bucher(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Neo-BZÖ-Klubchef Josef Bucher spricht im Interview mit der "Presse" über seine Vergangenheit, Karl-Heinz Grasser und Kärntner Ortstafeln.

Die Presse:Sie haben Ihre politische Karriere auf einem ÖVP-Ticket begonnen, sind dann aber zur Haider-FPÖ gewechselt. Warum?

Josef Bucher: Ich war nie ÖVP-Mitglied. Ich war auch nie Mitglied des Wirtschaftsbunds. Richtig ist aber, dass ich als Geschäftsführer einer Betriebsorganisation die Möglichkeit vom Wirtschaftsbund bekommen habe, ein Mandat im Wirtschaftsparlament zu besetzen. Ich habe in der Kammer auch sehr gerne mitgearbeitet – weil sie viel für ihre Mitglieder machen könnte.

Sind Sie für die Pflichtmitgliedschaft?

Bucher: Ich bin für eine Senkung der Kammerbeiträge.

Wie kamen Sie dann zur FPÖ?

Bucher: Finanzminister Grasser hat mich im Jahr 2000 gefragt, ob ich seine Tourismus-agenden übernehmen will. Als Eigentümervertreter in der Österreich-Werbung. Grasser hatte für Tourismus ja nicht so viel übrig. Und 2002 kam dann das Angebot von Jörg Haider, für die FPÖ zu kandidieren.

Stört es Sie eigentlich, wenn Sie mit Karl-Heinz Grasser verglichen werden?

Bucher: Wir sind charakterlich jedenfalls sehr verschieden.

Wo würden Sie sich ideologisch verorten?

Bucher: Ich bin freiheitlich-liberal, zähle mich zur bürgerlichen Rechten. Weil ich glaube, dass der Mittelstand eine Partei braucht.

Jörg Haiders Parteien waren aber immer auch sehr sozial ausgerichtet, er wollte Politik für den kleinen Mann machen. Sie auch?

Bucher: Ja. Wissen Sie, wer heute der kleine Mann ist?

Sie werden es mir gleich sagen.

Bucher: Der Bäcker, der Schuster, der Gastwirt. Mittelständische Unternehmer, die oft weniger verdienen als ihre eigenen Angestellten. Diese Entwicklung ist fatal.

Soll Österreich die Maastricht-Kriterien, maximal drei Prozent Defizit, einhalten, oder soll diese Grenze notfalls überschritten werden?

Bucher: In Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, für zwei bis drei Jahre diese Grenze zu überschreiten. Andere Länder wie Frankreich sind ja schon ausgeschert. Die Kriterien werden wohl auch aufgeschnürt werden müssen, damit nicht ganz Europa in eine Rezession schlittert.

War das Bankenrettungspaket richtig?

Bucher: Ja, man darf die Banken nicht in Konkurs gehen lassen, weil viel daran hängt. Wenn Banken Staatshilfe in Anspruch nehmen, dann muss es allerdings auch ein Kontrollrecht des Staates in diesen Banken geben. Das muss jetzt im Fall der Erste Bank sehr restriktiv gehandhabt werden.

Sollen in Kärnten weitere zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden?

Bucher: Nein. Das Wahlergebnis war eine eindeutige Antwort. Das war so etwas wie eine Volkszählung. Der Herr Vouk (Slowenenvertreter und LIF-Kandidat, Anm.) hat 4000 Stimmen auf sich vereint, wir wesentlich mehr. Nun ist Ruhe in Kärnten, eine selige Ruhe. Das Zusammenleben mit der Volksgruppe funktioniert ausgezeichnet. Das Land bemüht sich auch sehr um die Volksgruppe. Da wird immer nur von außen versucht, einen Konflikt hineinzutragen.

Soll Gerhard Dörfler das BZÖ in die Kärntner Landtagswahl führen?

Bucher: So sieht es derzeit aus.

Es könnte sich also noch etwas ändern?

Bucher: Davon gehe ich nicht aus.

Soll Stefan Petzner am Parteitag zum BZÖ-Obmann gewählt werden?

Bucher: Ja. Er ist der politische Kopf und Stratege unserer Bewegung. Ich bewundere das auch sehr. Ich habe mich in den vergangenen Jahren ja weniger mit Partei- als vielmehr mit Sachpolitik beschäftigt . . .

Das hat Grasser auch immer gesagt.

Bucher: Ja, aber es ist so.

Sie haben sich nach Jörg Haiders Tod mit öffentlicher Trauer eher zurückgehalten.

Bucher: Ich war bei allen Trauerfeierlichkeiten dabei. Und ich trauere noch immer. Aber ich bin eben keiner, der sich vordrängt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2008)

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