Kärnten: Rot hat Orange schon überholt

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850 Wahlberechtigte hat das Klagenfurter Humaninstitut befragt, 27 Prozent von ihnen haben angegeben, der SPÖ ihre Stimme geben zu wollen. Nur 25 Prozent entfielen auf das BZÖ.

Klagenfurt. Das muss man erst einmal verdauen: Mitten in den aufwendig inszenierten Auftakt zum Landtagswahlkampf des BZÖ platzte gestern, Sonntag, die Meldung, dass die SPÖ die Orangen in der Wählergunst der Kärntner überholt hat. 850 Wahlberechtigte hat das Klagenfurter Humaninstitut befragt, 27 Prozent von ihnen haben angegeben, der SPÖ ihre Stimme geben zu wollen. Nur 25 Prozent entfielen auf das BZÖ. Institutschef Franz Witzelnig warnt allerdings davor, das Umfrageergebnis auf ein mögliches Wahlresultat hochzurechnen, denn: „Derzeit ist noch zu viel in Bewegung.“ Rund 25 Prozent der Wahlberechtigten seien noch unentschlossen, wem sie am 1. März ihre Stimme geben werden.

Das orange Neujahrstreffen in der Klagenfurter Messehalle war der Vorgeschmack eines heftigen Kampfes um die Wählerstimmen in Kärnten. Denn Landeshauptmann Gerhard Dörfler ließ in seinem langatmigen Referat am politischen Gegner kein gutes Haar. In einem misslungenen Versuch, Jörg Haiders pointengespickte Wahlkampfreden zu imitieren, schalt er etwa die SPÖ, sich bereits von den Menschen verabschiedet zu haben. Die Roten wollen sich nämlich in der Wahlauseinandersetzung auf das Internet konzentrieren und zumindest auf Landesebene auf das bisher übliche „Klinkenputzen“ verzichten.

Die ÖVP musste sich von Dörfler zur „schwarzen Sekte“ degradieren lassen, Grünen-Sprecher Rolf Holub bekam das Prädikat „grüner Igel“, weil er angeblich kriminelle Asylwerber von der Sonderanstalt auf der Saualm zurück in die Zivilisation geholt hat. Inhaltlich gab es nichts Neues zu hören. Dass das BZÖ mehr Polizisten „für die Sicherheit der Bevölkerung“ einfordert und die Aufstellung zusätzlicher zweisprachiger Ortstafeln ablehnt, ist hinlänglich bekannt. Obmann Uwe Scheuch stellte die Forderung auf, den Landsleuten verbilligten Zugang zu allen vom Land geförderten Einrichtungen, also etwa zu Skiliften und Hallenbädern, zu gewähren. Offensichtlich ist die Kunde noch nicht bis zu ihm vorgedrungen, dass die EU derlei Vergünstigungen vehement ablehnt.

Der in den letzten Wochen etwas ins Abseits geratene Haider-Intimus Stefan Petzner hat als Regisseur des Funktionärstreffens keine Kosten gescheut und eine heftig akklamierte Akrobatiknummer aus dem Cirque du Soleil auf die Bühne der Klagenfurter Messehalle geholt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2009)

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