Junos: Von Kokain bis Karthago

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Douglas Hoyos, neuer Chef der jungen Neos, will den Beschluss, alle Drogen zu legalisieren, hinterfragen. Staatliche Pensionen sollen stark gekürzt werden, Sterbehilfe legal sein.

Wien. Douglas Hoyos wirkt nicht wie jemand, dem Drogenfreigabe ein großes Anliegen ist. Dabei ist der 24-Jährige seit Samstag Chef der Junos, der jungen Neos, die alle Drogen legalisieren wollen. Das brachte sie in die Schlagzeilen. Doch Hoyos scheint nicht glücklich damit zu sein, dass laut Junos-Beschlusslage auch Kokain zu legalisieren ist: „Wir müssen uns Gedanken machen, ob dieser Beschluss noch sinnvoll ist“, sagt Hoyos zur „Presse“.

Die Junos – vormals „Junge Liberale“ (Julis) seien einst eine kleine Gruppe gewesen. Nun aber verkörpere man die Jugendorganisation einer Parlamentspartei, sagt der Waldviertler. Es gelte zu hinterfragen, ob alle Beschlüsse, die man in den vergangenen Jahren traf und die auf dem Papier gut argumentiert waren, auch umsetzbar sind, meint Hoyos. Die Julis unterstützten die Neos im Nationalratswahlkampf 2013, erst heuer wurde man deren Jugendorganisation Junos.

Die Idee, Cannabis zu legalisieren, die nun die Mutterpartei übernahm, befürwortet Hoyos aber: Der Staat solle die Droge selbst verkaufen und so kontrollieren. Im Gegensatz zu Neos-Chef Matthias Strolz, der gestand, Cannabis konsumiert zu haben, betont Hoyos aber, die Droge nie genommen zu haben.

Doch wofür stehen die Junos? Am liebsten redet Hoyos, der Neos-Vizeklubobmann Nikolaus Scherak als Junos-Chef ablöste, über Generationengerechtigkeit. Und darüber, dass Pensionen nicht so hoch sein dürfen. „Der Staat kann kein Luxusleben mehr finanzieren“, sagt Hoyos. Den Junos schwebt vor, dass die staatliche Pension für alle gleich ist. Der Betrag soll je nach Finanzierbarkeit bei etwa 800 bis 1000 Euro liegen. Alles darüber müsse sich aus privater Vorsorge ergeben. Dafür möchte Hoyos die Pensionsbeiträge für alle senken. Wer mehr verdient, solle aber etwas mehr an den Staat zahlen als schlecht verdienende Personen, auch wenn die Pension dann für alle gleich ist.

Betrachtet man das Programm der Junos, entdeckt man bemerkenswerte Positionen. Etwa, dass der Vermieter den Mieter jederzeit ohne Grund kündigen können soll, mit dreimonatiger Vorlaufzeit. Angst, dass der Vermieter dann alle drei Monate Druck macht und die Miete erhöht, hat Hoyos nicht. Im Gegenteil: Das Modell würde Mieten günstiger machen, weil durch raschere Kündigungen mehr Wohnungen auf dem Markt wären. „Unbefristete Verträge sind hier eine der größten Gefahren“, sagt Hoyos.

Gegen Quote und Mindestlohn

Die Junos sind gegen Frauenquoten und gegen Mindestlöhne. Dafür soll es eine Mindestsicherung („Bürgergeld“) geben, die wie die Pension bei 800 bis 1000 Euro liegt. Einen Teil davon, so Hoyos, würde man auch noch bekommen, wenn man arbeitet, aber schlecht verdient. Einführen wollen die Junos laut ihren Beschlüssen die Sterbehilfe: Nicht nur die Mitwirkung am Suizid, auch die aktive Tötung eines anderen auf Verlangen soll straffrei werden, wenn jemand schwer krank ist und sterben will. Die Junos nehmen in gesellschaftspolitischen Fragen Positionen ein, die bei der ÖVP nicht durchgehen würden. Dabei war der Junos-Chef einst Vorstandsmitglied der Jungen ÖVP Horn. „Wenn man sich im Waldviertel politisch engagiert, gibt es nicht viel anderes“, rechtfertigt sich Hoyos, der einer Adelsfamilie entstammt. Die Herkunft habe politisch nie eine Rolle gespielt, so Hoyos, der über die Hochschülerschaft zu den Jungen Liberalen stieß.

Die Bedeutung der Junos für die Mutterpartei spielt Hoyos herunter, auch wenn gerade die Junos den Cannabis-Beschluss gegen den ursprünglichen Willen von Neos-Parteichef Matthias Strolz initiiert haben sollen. Es gebe 3600 Neos-Mitglieder, nur 100 bis 150 davon seien Junos, sagt Hoyos. Aktivisten habe man bei den Junos aber mehr als 3000. Zuletzt war Hoyos ein Jahr bei den Neos angestellt, nun möchte er sich auf das Betriebswirtschaftsstudium konzentrieren. „Ich habe mir gedacht, mit dem letzten Gehalt muss ich mir ein iPhone 6 kaufen, als einer der Ersten“, erzählt Hoyos. Auf Twitter dokumentierte er die Nacht, in der er sich um das Handy anstellte, ausführlich („Wahnsinn“).

Im Internet omnipräsent

Für Junos nicht untypisch: Sie sind in sozialen Netzwerken sehr präsent. So durfte man auf Twitter auch erfahren, dass Hoyos zum Einstand als Junos-Chef einen pinkfarbenen Drachen geschenkt bekam. Julino heißt er. Der Name war einst auch für die Neos-Jugendorganisation im Gespräch. Doch Hoyos meinte damals, der Name passe besser zu einem Drachen.

Seriös sein, das wollen die Junos aber sehr wohl. Deswegen wurde beim Parteitag am Wochenende ein Antrag doch geändert, in dem zusammenhanglos „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ stand – also der Satz, mit welchem Cato der Ältere die Zerstörung Karthagos forderte. Das ging den Junos bei aller politischen Kampfeslust dann doch zu weit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2014)

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