Krisensitzung bei Team Stronach: Alles beim Alten

Kathrin Nachbaur
Kathrin Nachbaur APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Kathrin Nachbaur darf nach dem Parteiaustritt Klubchefin des Teams Stronach bleiben. Bis zur Geburt ihres Kindes. Danach will sie als einfache Abgeordnete weitermachen.

Nach dreieinhalb Stunden Krisensitzung war es so weit: Der Parlamentsklub des Teams Stronach trat am Dienstagabend gemeinsam im Presseraum auf. In der ersten Reihe stand eine lächelnde Kathrin Nachbaur: "Ich darf Ihnen mitteilen, dass ich als Klubobfrau bleibe", verkündete sie. Allerdings nur bis zur Geburt ihres Kindes – der Geburtstermin ist für Ende März vorgesehen.

"Diese neue Aufgabe hat absolute Priorität in meinem Leben", meinte sie. Daher habe sie sich zu diesem Schritt entschlossen. Nach ihrem Abgang lege sie – und auch Parteigründer Frank Stronach – dem Klub nahe, die derzeitige geschäftsführende Klubobfrau zu ihrer Nachfolgerin zu wählen, also die steirische Landeschefin (und derzeitige) geschäftsführende Klubobfrau Waltraud Dietrich.

Parteigründer Frank Stronach war persönlich nicht anwesend, telefonierte während der Sitzung aber mit Kathrin Nachbaur und dem Abgeordneten Robert Lugar. Zwischen Nachbaur und Stronach habe es eine Aussprache gegeben. Denn die Meinungsverschiedenheiten mit dem Parteigründer und langjährigen Vertrauten seien auch der Grund dafür gewesen, dass Nachbaur ihre Parteimitgliedschaft in der Bundespartei zurückgelegt habe.
Welche Streitpunkte das waren, wollte Nachbaur aber nicht verraten. In der steirischen Landespartei ist sie laut eigenen Angaben noch immer Mitglied. Abstimmung über das Amt der Klubobfrau habe es keine gegeben, man habe sich auch so aussprechen können, erklärte Nachbaur. Nach ihrem Rücktritt als Klubobfrau will Nachbaur einfache Abgeordnete und Wirtschaftssprecherin bleiben.

"Charakterlose Intriganten"

Eines fügte sie dann aber doch hinzu: „Ich habe in den letzten Tagen alles erlebt. Vom Zuspruch bis zu den charakterlosesten Intriganten.“ Wen sie damit meinte, sagte sie nicht. Nur so viel: „Die größten Intriganten treten meist nicht öffentlich in Erscheinung.“

Die Zahlen bezüglich ihrer Nebenverdienste bei der Stronach-Group, die in den letzten Tagen kursierten – eine Jahresgage von 140.000 Euro brutto –, seien jedenfalls „falsche, intrigante Behauptungen“. Sie habe den Umfang ihres Nebenverdienstes dem Parlament korrekt gemeldet, genauere Zahlen nenne sie nicht. Der Vertrag mit Stronach laufe aber Ende des Jahres aus.

Die werdende Mutter Nachbaur hatte die jüngsten Turbulenzen vergangene Woche ausgelöst, als sie aus der Bundespartei ausgetreten ist und die Funktion der Vizeparteichefin zurückgelegt hat. Einige Abgeordnete, allen voran Ex-Klubchef Robert Lugar, äußerten öffentlich ihre Ansicht, dass eine Klubobfrau Parteimitglied sein müsse. Nach der Sitzung herrschte allerdings - offiziell - Einvernehmen über die zukünftigen Pläne.

"Schrecklich streiten"

Die anderen Abgeordneten wollten sich bei ihrem Eintreffen zur Krisensitzung auch auf nichts festlegen: Bundesrat Gerald Zelina betonte etwa, er stehe hinter allen Abgeordneten und Parteigründer Frank Stronach. Mandatar Leo Steinbichler hielt zumindest fest, dass es gut sei, wenn Kathrin Nachbaur mitarbeite, ob nur als Abgeordnete werde man sehen.

„Ich denke, dass alles positiv enden wird“, meinte Abgeordnete Ulla Weigerstorfer. Ihr Kollege Marcus Franz, der sich schon vorher öffentlich für Nachbaur in die Bresche geworfen hatte, ging davon aus, dass sie die aktuelle Klubchefin bleibe und ein gutes Ergebnis herauskomme. Er sollte recht behalten.

Nationalratsabgeordneter Georg Vetter wiederum gönnte sich vor dem Beginn der Krisensitzung ein kleines Bonmot: Man werde in der Sitzung "schrecklich streiten" und dann der Öffentlichkeit berichten werde, dass man in einer "konstruktiven Sitzung" einen "schwungvollen Neuanfang" gemacht habe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gerhard Köfer
Politik

Team Stronach: "Es braucht einen, der polarisiert"

Landesrat Köfer fordert eine Trennung von Klub- und Parteiführung. Kärntens Team Stronach erhält ein neues Logo und einen neuen Namen.
INTERVIEW MIT FRANK STRONACH IN OBERWALTERSDORF
Kommentare

Canada Calling - Frank Stronach kann nicht loslassen

Was immer die Nachbaurs, Lugars, Franzens oder Dietrichs auch tun mögen – entscheidend ist, was Frank Stronach tut.
Innenpolitik

Team Stronach: Droht die Spaltung?

Kathrin Nachbaur geht, weil sie die Partei von Frank Stronach emanzipieren wollte und scheiterte. Der Parlamentsklub trifft sich heute zur Krisensitzung – der Ausgang ist offen.
Kommentare

Der Herbst des Patriarchen, der Winter der Partei

Das wird nichts mehr mit dem Team Stronach.
Politik

Robert Lugar: Auf und ab – und immer noch da

Robert Lugar, der nun die Anti-Nachbaur-Fraktion anführt, hat schon einiges erlebt: in der FPÖ, im BZÖ, als wilder Mandatar und umstrittener Stronach-Klubchef.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.