Sozialversicherung: Sparsame Steirer, teure Bauern

(c) BilderBox
  • Drucken

1,4 Milliarden Euro kostet die Verwaltung der Sozialversicherungsanstalten. Nicht alle gehen gleich sparsam mit dem Geld der Versicherten um.

Wien. Die steirische Gebietskrankenkasse arbeitet mit dem geringsten Verwaltungsaufwand aller Kassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Daten aller Sozialversicherungsanstalten, die Gesundheits- und Sozialministerium aufgrund von parlamentarischen Anfragen des Teams Stronach erstellt haben. 71 Euro pro Anspruchsberechtigtem (also Versicherte plus Angehörige) geben die Steirer aus, gefolgt von der Tiroler und der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse mit 78 Euro. Am teuersten ist die Verwaltung im Burgenland mit 89 Euro.

Höhere Kosten als die Gebietskrankenkassen haben die Sozialversicherungsanstalten der Beamten, Wirtschaft, Bauern und Eisenbahner, die allerdings nicht nur Kranken-, sondern auch Pensionsversicherungen sind. Wobei da aber die Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB), die mehr als dreimal so hohe Verwaltungskosten wie die nächstteure Kasse hat, nochmals deutlich hervorsticht.

SVB-Generaldirektor Franz Ledermüller erklärt das im Gespräch mit der „Presse“ mit dem zusätzlichen Aufwand für die Einhebung der Beiträge, der 25 Prozent der Verwaltungskosten ausmachen würde. Bei den Gebietskrankenkassen seien dafür die Unternehmen selbst zuständig. Und auch die gewerbliche Sozialversicherung habe einen deutlich geringeren Aufwand, weil sie vom Steuerbescheid und damit von einer sehr einfachen Basis ausgehen könne. Bei jenen Bauern, die dem Einheitswertsystem unterliegen, müsse die Kasse dagegen jede Änderung der Bewirtschaftungsverhältnisse registrieren. Man habe allerdings schon seit dem Jahr 2003 von 2400 auf 1235 Mitarbeiter abgebaut.

Für Markus Franz, Gesundheitssprecher des Teams Stronach, sind die Daten ein klarer Auftrag: Wenn Versicherte je nach Zugehörigkeit zu einer Kasse unterschiedliche Kosten verursachen, dann würden sich diese Kosten mit einer homogenen Verwaltung deutlich senken lassen. Potenzial sieht er beispielsweise bei der IT, die bei allen Kassen zusammen 185 Millionen Euro kostet. Insgesamt werden für die Verwaltung 1,4 Milliarden Euro aufgewendet.

Der Vorschlag des Teams Stronach ähnelt jenem von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl: In einem ersten Schritt solle man auf drei Kassen reduzieren, nämlich eine österreichweite Gebietskrankenkasse, eine für die Selbstständigen und eine Pensionsversicherungsanstalt. Auf der anderen Seite will Franz die öffentlichen Spitäler alle unter die Verwaltung des Bundes stellen.

Dienstautos und Dienstreisen

Parteichef Frank Stronach hatte im letzten Wahlkampf die Dienstautos der Kassen angeprangert. Jetzt weiß man auch, wie viele es tatsächlich gibt: 130 insgesamt, davon allein 59 in der Steiermark. Immerhin 25 Chauffeure beschäftigen die Sozialversicherungen, neun davon die Pensionsversicherungsanstalt, vier die Anstalt für Eisenbahner und Bergbau. Die Wiener Gebietskrankenkasse kommt mit sechs Dienstautos und zwei Chauffeuren aus.

Für Dienstreisen haben alle Kassen zusammen im Vorjahr 8,2 Millionen Euro ausgegeben, wobei auch hier die mit 4075 Mitarbeitern personalstärkste Pensionsversicherunganstalt die Nase vorn hat: 2,2 Millionen Euro kosteten dort im Vorjahr die Dienstreisen. Auf Platz zwei ist mit 1,6 Millionen Euro eine der kleineren Kassen: die Sozialversicherungsanstalt der Bauern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.