Spindelegger – oder: Abschied auf Raten

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Was wurde aus dem Ex-ÖVP-Chef? Er genießt das Leben danach. Und sondiert die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Die ersten Zweifel waren Michael Spindelegger vor einem Jahr gekommen. War er der Richtige für den Job? War dieser Job das Richtige für ihn? Am 12.Jänner berief er den Führungszirkel der ÖVP ein. Zur Krisensitzung in die Parteiakademie. Einige Landesparteichefs hatten mit einer Gesamtschule geliebäugelt und damit die Parteilinie konterkariert. Spindeleggers Linie. Er drohte, alles hinzuwerfen. Man bat ihn, zu bleiben.

Eine Vertrauensabstimmung habe es nicht gegeben, versicherte der ÖVP-Chef nach der Sitzung. „Weil das Vertrauen nicht infrage gestellt wurde.“ Und Reinhold Mitterlehner, der schon als Nachfolger gehandelt worden war, meinte: Diese Frage stelle sich nicht, denn Spindelegger habe die Partei im Griff.

Ein halbes Jahr später war alles anders. Ende August, nach anhaltenden Querschüssen aus den eigenen Reihen zum Dauerthema Steuerreform, gab Spindelegger auf. „Wenn der Zusammenhalt nicht mehr da ist“, sagte er, „ist es Zeit, das Ruder zu übergeben.“ Und Mitterlehner übernahm es gern, das Ruder.

Seither ist Spindelegger abgetaucht. In Luxemburg. Ehefrau Margit arbeitet beim Europäischen Rechnungshof, die beiden Söhne gehen dort zur Schule. Noch sondiert der Vizekanzler außer Dienst die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Im (halb-)öffentlichen Bereich, wohlgemerkt. Mal wurde er mit der Europäischen Bankenaufsicht in Verbindung gebracht, mal mit dem Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg. Doch für den Posten, der dort 2015 frei wird, hat sich Spindelegger gar nicht beworben. Im Moment warte er noch ab, heißt es in seinem Umfeld. Und genieße das Leben danach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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