Steiermark: Ein Frank Stronach im Kleinformat

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Wolfgang Auer wirkt wie eine kleine Ausgabe des großen Frank. Bei der Landtagswahl in der Steiermark hat die Partei eine letzte Chance.

Wien. Vier Landtagswahlen finden heuer statt, bei einer einzigen kann sich das Team Stronach ernsthafte Chancen auf einen Einzug in den Landtag ausrechnen: In der Steiermark zieht der Name Stronach immer noch, dort war man auch bei der Nationalratswahl am erfolgreichsten. Eine Schlüsselrolle wird Wolfgang Auer spielen, der von Frank Stronach aus dem Hut gezauberte Spitzenkandidat und neue Vizeparteichef.

Von seinem Lebenslauf her wirkt Auer wie eine kleine Ausgabe des großen Frank: ein Steirer, der auszieht, um in der weiten Welt Erfolg zu haben. Mit dem Unterschied: Wolfgang Auer hat seine Unternehmerkarriere von der Steiermark aus gestartet. Genauer gesagt: von der Gemeinde Neumarkt aus. Dort betreibt der Mediziner auch heute noch eine Kassenpraxis als praktischer Arzt. Und von dort aus verkauft er seine Medizinprodukte – allen voran das Auer-Basenpulver – weltweit. Gerade erst war er in China, weil er dort die Zulassung für seine Naturheilprodukte bekommen hat.

Das ist nicht die einzige unternehmerische Tätigkeit des Arztes. Er ist auch Geschäftsführer einer Umwelttechnikfirma, die das Patent eines in Australien lebenden Österreichers zur Marktreife bringen soll. Und er ist an der Medienfirma Die Meinungsmacher beteiligt, die eine Sendung für RTL-Österreich produziert.

Wie sich da zusätzlich eine politische Tätigkeit ausgehen soll? „Es wird einiges zum umstrukturieren sein“, sagt Auer zur „Presse“. Er will sich aber die Freiräume dafür schaffen – auch für eine Tätigkeit in der Landesregierung, falls es das Team Stronach nach der Landtagswahl dorthin schaffen sollte. Über das Thema will er aber erst nach der Wahl nachdenken.

Politisch war Auer bisher nicht aktiv. Eine Kandidatur als Unabhängiger an 30. Stelle einer Gemeinderatsliste – das war der bisher einzige politische Auftritt des 52-Jährigen. Auch, dass der frühere FPÖ-Infrastrukturminister Michael Schmid seine Firma beraten hat, habe keine politischen Hintergründe. Seine politischen Ziele sind ganz jenen von Parteichef Frank Stronach angepasst: Man müsse das System drehen und die Überregulierung zurücknehmen. Ein Unternehmen zu gründen sei in Österreich ein schwieriges Unterfangen. Und Lohnverrechnung oder ein Lohnsteuerausgleich seien ohne die Hilfe von Fachleuten nicht mehr möglich. Von der „Reformpartnerschaft“ der steirischen SPÖ und ÖVP hält er übrigens wenig: Das sei ein Marketinggag, in Wahrheit seien in der Zeit der „Reformpartnerschaft“ die Schulden der Steiermark von einer auf über fünf Milliarden Euro explodiert.

Wie sehr Frank Stronach seinem Schützling im Wahlkampf unter die Arme greifen wird, ist noch nicht fixiert. Eine finanzielle Unterstützung wird es auf jeden Fall geben, das sei bereits besprochen. Auftritte von „Frank“ im Wahlkampf sind dagegen noch nicht so sicher. „Wenn man ihm nicht wohlgesonnen ist, findet sich in jedem Interview ein Satz, den man negativ auslegen kann“, sagt Auer.

Für sich selbst hat er eine Konsequenz aus dem missglückten Nationalratswahlkampf gezogen: Das Wort Werte wird er nicht in den Mund nehmen: „Jeder zweite Kabarettist macht sich ja schon bei den Faschingssitzungen über unsere Werte lustig.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2015)

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