„Keine Gesamtstrategie“ für Goldreserven der OeNB

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Österreichs Gold befindet sich zum Großteil in London. Der Rechnungshof sieht darin ein Risiko. Zudem seien die betreffenden Verträge unzureichend – und überhaupt fehle der OeNB eine Gold-Gesamtstrategie.

Wien. Die Prüfer des Rechnungshofes ließen bei ihrem Bericht zur Nationalbank keinen Zweifel daran, welchen Stellenwert sie den Goldreserven der Republik zugestehen: Das Gold-Kapitel steht an erster Stelle des RH-Berichts zur OeNB. Der Rechnungshof zeigt sich mit dem Gebaren der Nationalbank in Sachen Gold sehr unzufrieden. „Für das Management der Goldreserven der OeNB lag keine Gesamtstrategie vor“, heißt es in dem Bericht.

Die Prüfer widersprechen auch den bisherigen Angaben der OeNB, wonach die Mitarbeiter der Nationalbank die großteils im Ausland gelagerten Goldbarren auch regelmäßig überprüfen würden (insgesamt verfügt Österreich über 280 Tonnen Gold an Reserven). „Die OeNB führte im überprüften Zeitraum 2009 bis 2013 erstmals im Dezember 2012 eine Analyse ihrer aktuellen Goldlagerstellen durch“, so der Rechnungshof.

„Konzentrationsrisiko“

Totales Unverständnis herrscht bei den Prüfern auch ob der Frage, warum die Nationalbank die Menge des in London gelagerten Goldes in den Jahren 2009 bis 2013 stark ausgeweitet hat: von rund 75 Tonnen auf rund 180. „Bei der Lagerung der physischen Goldreserven war die OeNB einem Konzentrationsrisiko bei einer Lagerstelle in England ausgesetzt, da bei dieser im Jahr 2013 rund 82 Prozent der gesamten physischen Bestände der OeNB – 178 Tonnen von insgesamt 218 Tonnen – eingelagert waren.“ Die OeNB begründet die Tatsache, dass ein Großteil des Goldes im Ausland lagert, damit, dass das Währungsmetall im Notfall an einem Handelsort zur Verfügung stehen muss. Diese Begründung scheint aber nicht ausreichend, um zu erklären, warum so viel der Reserven an einem Ort (London) gelagert sein muss. Es gebe aber genauso wenig Angaben dazu, „wie und bis zu welcher Höhe die Bestände bei der Lagerstelle in England mittel- bis langfristig reduziert werden sollten, um das Konzentrationsrisiko angemessen zu verringern“, so der RH.

Seit der Finanzkrise holen immer mehr Länder ihr im Ausland gelagertes Gold zurück – vor allem europäische Nationen versuchen, Gold aus New York und London abzuziehen. Österreich hat bisher aber offiziell noch keine Anstalten gemacht, es etwa Deutschland oder Holland gleichzutun.

Kein Zutritt für die OeNB

Dabei ist die Aufbewahrung des Goldes in London laut RH noch nicht einmal ausreichend vertraglich abgesichert. Obwohl die OeNB bei der Lagerstelle in England rund 82 Prozent ihrer physischen Goldbestände lagerte, fehlten in der Vereinbarung mit dieser Lagerstelle explizite Regelungen zu den Standards der Überprüfung und des Wiegens des Goldes bei Einlieferung, zur Art der Verwahrung und zu den Eigentumsrechten. „Eine Regelung zur Sorgfaltspflicht des Verwahrers und zur Zutrittsmöglichkeit der OeNB zur Lagerstelle fehlten in der Vereinbarung gänzlich“, heißt es in dem Bericht. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2015)

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