Wahlen ohne Haider-Effekt: Freiheitliche verlieren

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Für die FPÖ setzt es in Kärnten nach der Landtagswahl auch auf kommunaler Ebene Verluste. In Klagenfurt schafft es FPÖ-Bürgermeister Scheider aber in die Stichwahl, Villach hat ein neues Stadtoberhaupt.

Klagenfurt. Die Gemeinderatswahlen in Kärnten haben die erwarteten Verluste für die freiheitliche Partei gebracht. Beim letzten Urnengang 2009 hatten die Freiheitlichen, die damals noch als BZÖ antraten, mit einem Plus von elf Prozentpunkten einen historischen Wahlsieg erringen können. Der dürfte aber auf die besondere Situation zurückzuführen gewesen sein, dass die Wahlen – damals zeitgleich mit der Landtagswahl – nur wenige Monate nach dem Tod von Landeshauptmann Jörg Haider stattfanden. Der Haider-Effekt fiel diesmal weg, wodurch die Freiheitlichen in vielen Gemeinden abstürzten.

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So auch in Klagenfurt, wo es der amtierende FPÖ-Bürgermeister Christian Scheider gegen anderslautende Prognosen aber immerhin in die Stichwahl schaffte. Dort wird er gegen die SPÖ-Spitzenkandidatin Maria-Luise Mathiaschitz antreten. In vielen Gemeinden gab es für die Freiheitlichen einen schlimmen Absturz, so etwa in der drittgrößten Stadt Wolfsberg, wo sie mehr als 20 Prozentpunkte verloren. Auch in Himmelberg, der Heimatgemeinde von Altlandeshauptmann Gerhard Dörfler, halbierte sich der Stimmenanteil von 28,84 auf nur noch 14,77 Prozent.

Aber nicht überall ging es den Freiheitlichen so schlecht, einigen erfolgreichen Bürgermeistern gelang es, ihre Vormachtstellung zu halten. In Deutsch-Griffen beispielsweise hielt die FPÖ mit 56 Prozent die absolute Mehrheit, Michael Reiner wurde im ersten Wahlgang mit 60 Prozent Bürgermeister. In der Gemeinde Mölbling – ebenfalls im Bezirk St. Veit an der Glan – kamen die Freiheitlichen gar auf 64 Prozent der Stimmen. Und in einigen Gemeinden haben FPÖ-Bürgermeister die Konsequenzen aus dem schlechten Image der Partei gezogen und sind – in mehreren Fällen durchaus mit Erfolg – mit einer Namensliste angetreten.

Absolute zurückerobert

Die SPÖ konnte vor allem in den Städten von den Verlusten der FPÖ profitieren. So erreichte die SPÖ in Villach mit 48 Prozent der Stimmen wieder die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Spitzenkandidat Günther Albel schaffte bei der Bürgermeisterwahl schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und folgt damit dem langzeitigen Stadtchef Helmut Manzenreiter nach. Einen klaren Erfolg gab es für die SPÖ auch in Wolfsberg, wo die absolute Mehrheit zurückerobert wurde, während die Sozialdemokraten in St. Veit überraschend unter die 50-Prozent-Marke fielen. Bei der Bürgermeisterwahl kam der langzeitige Amtsinhaber Gerhard Mock knapp über 50 Prozent.

In kleineren Gemeinden konnte die ÖVP von den Verlusten der Freiheitlichen profitieren. So eroberte die Volkspartei beispielsweise im Lesachtal, der Gemeinde des früheren Landesparteichefs Gabriel Obernosterer, die absolute Mehrheit zurück.

Für die Grünen, die diesmal in mehr Gemeinden angetreten sind und den Mandatsstand fast verdreifachen konnten, war trotzdem nicht alles eitel Wonne. Zwar konnte man in einigen Gemeinden respektable Ergebnisse erzielen – beispielsweise 21 Prozent beim ersten Antreten in Millstatt. Aber Landessprecher Günther Frey scheiterte bei der Bürgermeisterwahl in Klagenfurt deutlich. Und auch Nationalratsabgeordneter Matthias Köchl hat sein Ziel, Bürgermeister in Krumpendorf zu werden, klar verfehlt. Das kann Karl Markut für das Team Stronach noch erreichen. Der regierende Bürgermeister von St. Georgen im Lavanttal, der beim letzten Mal noch für die SPÖ angetreten ist, verfehlte diesmal nur knapp die absolute Mehrheit. Und auch in Spittal, der Heimatgemeinde von Stronach-Landesrat Gerhard Köfer, erreichte das Team Stronach immerhin zwölf Prozent.

Die slowenische Kärntner Einheitsliste hat ihr wichtigstes Ziel geschafft: Franz Josef Smrtnik ist schon im ersten Wahlgang als Bürgermeister von Eisenkappel wiedergewählt worden. In der Nachbargemeinde Zell Pfarre, der Gemeinde mit dem höchsten Anteil an slowenischsprachigen Einwohnern, scheiterte dagegen Fortunat Olip knapp an diesem Ziel.

Kampl wiedergewählt

Ein Kuriosum gibt es in der Gemeinde Gurk: Dort stellt die FPÖ einen Bürgermeister, den sie aus der Partei ausgeschlossen hat. Siegfried Kampl, der sich nicht klar vom Nationalsozialismus distanzieren wollte und deshalb auf Druck der Bundespartei ausgeschlossen wurde, ist von der Ortspartei als unabhängiger Kandidat aufgestellt worden und erhielt gleich im ersten Wahlgang 58,43 Prozent der Stimmen.

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