Kärnten-Wahl: "Alte Verhältnisse ein bisschen wiederhergestellt"

Wahl in Kärnten
Wahl in Kärnten APA/GERT EGGENBERGER
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Für den Politologen Filzmaier ist die ÖVP der "größte Gewinner", für Hofer bleibt Kärnten ein "schwarzes Problemland". Einig sind sie sich in Sachen Neos und dem "offenen Rennen" um Klagenfurt.

Der erste Urnengang nach dem "Machtwechsel" in Kärnten ist absolviert. Sein Ergebnis entspricht den Erwartungen: Die auf Landesebene in einer Koalition befindlichen SPÖ, ÖVP und Grüne freuen sich bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl über Zuwächse, die Freiheitlichen verlieren mit einem Minus von 13 Prozentpunkten deutlich, aber nicht so katastrophal wie bei der Landtagswahl 2013.

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"Wenn man Überraschungen finden will, darf man sich nicht das Gesamtergebnis ansehen, sondern muss auf den untersten Ebenen suchen", sagt Politologe Peter Filzmaier im Gespräch mit der "Presse". Allerdings sei auch hier Vorsicht geboten. "Man sitzt leicht der Falle auf, das Ergebnis mit der Wahl 2009 zu vergleichen, damals trat aber das BZÖ an - und räumte ab." Auch für den Politikberater Thomas Hofer war erwartbar, "dass es nach der Jörg-Haider-Gedächtniswahl vor sechs Jahren zu einer Korrektur des freiheitlichen Ergebnisses nach unten und des SPÖ-Resultats nach oben kommen wird". Übermäßiger Jubel sei im roten Lager aber nicht angebracht: "Kärnten war stets traditionell rotes Kernland, das heißt, man stellt einfach die alten Verhältnisse wieder ein bisschen her".

Mobilisierungsrennen um Klagenfurt

Für die ÖVP sei Kärnten "traditionell ein schwarzes Problemland", der leichte Stimmenzuwachs würde daran nichts ändern, so Hofer. Anders Filzmaier: Für ihn stellt die Volkspartei "den größten Gewinner" dar. Sie sei im südlichsten Bundesland lange nur eine Kleinpartei gewesen, habe sich nun aber zur "Mittelpartei" gemausert - dank der rot-grün-schwarzen Koalition auf Landesebene. Doch räumt auch der Experte ein: "Die Volkspartei ist landesweit strukturell nicht sonderlich stark aufgestellt. In einzelnen Gemeinden gibt es starke Personen, die die ÖVP sozusagen im Schlepptau mitgenommen haben."

Der "Schlüsselwahlkampf" fand bzw. findet für Filzmaier in Klagenfurt statt, wo es in zwei Wochen zu derselben Stichwahl kommen wird, die schon vor sechs Jahren stattfand: der freiheitliche Stadtchef Christian Scheider geht gegen SPÖ-Spitzenkandidatin Maria-Luise Mathiaschitz ins Rennen. "Die Schlüsselfrage ist: Was machen die Wähler von ÖVP-Kandidat Otto Umlauft", meint der Politologe. Konkret: "Bleiben Sie zu Hause oder wählen sie rot?" Hofer ortete ebenfalls ein "offenes Rennen" um die sechstgrößte Stadt Österreichs: "Gewinnen wird, wer besser mobilisieren kann; eine konkretere Prognose erlaube ich mir nicht."

Neos: "Wo hätten sie es sonst schaffen sollen?

Den Neos, die in Klagenfurt auf Anhieb den Sprung in den Gemeinderat schafften, attestieren Hofer und Filzmaier ein "geschicktes Vorgehen". So hätten sie sich entschlossen, "nicht in den kleinen Tälern auf große Erfolge zu hoffen, sondern sich gezielt aufzustellen", so Filzmaier. Eine Rechnung, die aufgegangen ist - oder, in den Worten von Hofer: "Ich will den pinken Erfolg nicht schmälern, aber, ketzerisch gesagt: Wenn sie es in Klagenfurt nicht schaffen, wo hätten sie es sonst schaffen sollen?"

Kärnten-Wahl

Die SPÖ hat nach dem Urnengang am Sonntag 62 Mandatare mehr, die 40,23 Prozent (plus 3,58) ergaben 922 Sitze in den 132 Gemeinderäten. Die ÖVP kam mit 22,51 Prozent (plus 2,1) auf 577 Gemeinderatssitze, das ist ein Zuwachs von 47. Die FPÖ, vor sechs Jahren noch in Orange und als BZÖ unterwegs, erreichte diesmal nur noch 17,96 Prozent (minus 12,98), sie verlor insgesamt 339 Gemeinderäte und stellt jetzt noch 450.

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