Sudetendeutsche verzichten auf "Rechtsanspruch auf die Heimat"

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Sudetendeutsche verzichten auf "Rechtsanspruch auf die Heimat" EPA
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Die Bundesversammlung des Vertriebenenverbandes hat sich ein neues Ziel gegeben.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft fordert nicht länger die Rückgabe der früheren Heimat. Das hat die Bundesversammlung des Vertriebenenverbandes beschlossen, wie am Sonntag mitgeteilt wurde. Der Anspruch auf Rückgabe des nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten Eigentums gehört demnach nicht länger zu den Verbandszwecken.

Aus der Satzung entfallen sei auch, den "Rechtsanspruch auf die Heimat, deren Wiedergewinnung und das damit verbundene Selbstbestimmungsrecht der Volksgruppe durchzusetzen".

Der tschechische Außenminister Lubomir Zaoralek begrüßte die Entscheidung. "Das ist keine Überraschung - es ist eine der Voraussetzungen für eine Verbesserung der Beziehungen", sagte er im Sender CT.

Als neues Ziel der Landsmannschaft wurde festgelegt, "Vertreibungen, ethnische Säuberungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, menschen- und völkerrechtswidrige Enteignungen (...) weltweit zu ächten". Geschehenes Unrecht sei "auf der Grundlage eines gerechten Ausgleichs zu heilen". Die EU-Grundrechtecharta müsse für alle Mitgliedsstaaten uneingeschränkt gelten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund drei Millionen Sudetendeutsche als Vergeltung für die Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Hitler-Deutschland enteignet und vertrieben worden. Das geschah auf Basis der sogenannten Benes-Dekrete. Die vom früheren tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes (1884-1948) zum Teil im Londoner Exil erlassenen Dekrete dienten Behörden und vielen Bürgern als Freibrief für einen Rachefeldzug und gehören zu den umstrittensten europäischen Rechtsakten. 

Die Vertreibung selbst kommt nicht in den Dekreten vor. In ihnen ist stattdessen von der Bestrafung der "Landesverräter" die Rede. Jedoch wurden nach dem 8. Mai 1945 generell Mitglieder der deutschen Minderheit abgeschoben, darunter auch Antifaschisten und sogar deutschsprachige Juden.

(APA/dpa)

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