Flugsicherheit: Mehr Kontrolle für Handgepäck

Themenbild
Themenbild(c) imago
  • Drucken

Die Kontrollen für elektronische Geräte werden verschärft. Der Flughafen Wien investiert in diesem Jahr fünf Millionen Euro für Sicherheit und stellt 100 Mitarbeiter ein.

Wien/Brüssel. Flughafen Wien-Schwechat am frühen Montagmorgen: Geschäftsreisende hetzen zu ihren Abflug-Gates, müssen vorher nur noch die lästige Sicherheitskontrolle passieren. Routiniert hieven sie elektronische Arbeitsgeräte wie Laptop oder iPad gesondert und gut sichtbar in die blauen Plastikboxen, die die Geräte auf einem Förderband durch den Metalldetektor führen.

Künftig dürfte sich dieser Prozess für viele Passagiere etwas zeitintensiver gestalten: Denn laut einer neuen EU-Verordnung, die am 1. März in Kraft getreten ist, muss bei elektronischen Geräten eine gesonderte Kontrolle durch das Sicherheitspersonal durchgeführt werden, um etwaige Manipulationen festzustellen. „Bei vereinzelten Sichtkontrollen stellt der Mitarbeiter fest, ob an dem Gehäuse herumgezangelt wurde“, sagt Peter Kleemann, Pressesprecher der Flughafen Wien AG, im Gespräch mit der „Presse“. Im Anlassfall – also wenn sich Manipulationsspuren finden – muss das Gerät eingeschaltet werden, um prüfen zu können, ob es überhaupt funktioniert. Auch Handys, die den Detektor ja bisher oft in der Handtasche oder im Rucksack passiert haben, werden von nun an per Stichprobe genauer kontrolliert. Und das selbst dann, wenn sich auf dem Bildschirm, der die gescannten Geräte abbildet, keinerlei Auffälligkeiten zeigen.

Neue Sprengstoffdetektoren

Doch die seit Anfang des Monats geltenden Regeln sind erst der Anfang. Ab Herbst tritt eine weitere Verordnung zur „verstärkten Überprüfung explosiver Gegenstände“ in Kraft. Hierfür muss der Airport neues technisches Equipment – insbesondere Sprengstoffdetektoren – anschaffen, die den von der EU geforderten, neuesten Standards entsprechen.

All dies ist freilich nicht kostenlos. In diesem Jahr investiert der Flughafen Wien-Schwechat fünf Millionen Euro allein für Sicherheits-Equipment. Zudem wird das Personal der Sicherheitsfirma Vias um 100 Mitarbeiter aufgestockt. Dies auch, um die Wartezeiten an den Kontrollen so gering wie möglich zu halten: „Für 97 Prozent der Passagiere gelten heute Wartezeiten unter vier Minuten. Diese Qualität wollen wir unbedingt beibehalten“, sagt Kleemann.

Für die strengeren Vorschriften gibt es freilich eine gute Begründung, die spätestens nach den Terroranschlägen von Paris und Kopenhagen jedem EU-Bürger eingängig sein dürfte. So heißt es in der Durchführungsverordnung 2015/187 der EU-Kommission, „jüngste Erkenntnisse“ hätten gezeigt, „dass Terroristen weiter versuchen, neue Verstecke für unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen zu entwickeln, um die geltenden Sicherheitsmaßnahmen im Luftverkehr in Bezug auf Handgepäckkontrollen zu unterlaufen“. Dass potenzielle Attentäter dabei mitunter leichtes Spiel haben, machten verdeckte Kontrollen von EU-Ermittlern auf dem Flughafen Frankfurt am Main im vergangenen Dezember deutlich: Ihnen gelang es bei jedem zweiten Versuch, Waffen oder andere gefährliche Gegenstände durch die Passagierkontrolle zu schmuggeln.

Gefährliche Getränkeflasche

Doch auch harmlos erscheinende Objekte können im Flugverkehr zur tödlichen Gefahr werden: Im August 2006 verhinderten die britischen Behörden geplante Anschläge auf Passagierflugzeuge, bei denen der Sprengstoff in Getränkeflaschen versteckt und während des Fluges zur Explosion gebracht werden sollte.

Seither ist die Mitnahme von Flüssigkeiten, Haarsprays oder Parfums an Bord stark beschränkt: Erlaubt ist nur noch eine Menge von unter 100 Millilitern Volumen pro Behälter. Zwar hat die Kommission ursprünglich geplant, diese Regelung schrittweise wieder aufzuheben. Nach den jüngsten Terroranschlägen in Europa aber ist dieses Vorhaben mehr als fraglich: Auch Kleemann glaubt nicht, dass sich am Status quo in nächster Zeit etwas ändern wird.

AUF EINEN BLICK

Neue EU-Vorschriften sorgen für strengere Kontrollen auf den Flughäfen. So werden elektronische Geräte seit 1. 3. per Stichprobe von Sicherheitsmitarbeitern genauer auf Manipulationsspuren überprüft. Ab Herbst tritt eine Verordnung zur Überprüfung explosiver Gegenstände mit speziellen Sprengstoffdetektoren in Kraft. Der Flughafen Wien-Schwechat hat für Sicherheits-Equipment dieses Jahr fünf Mio. Euro veranschlagt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Sicherheitskontrolle in Wien-Schwechat
Wien

Flughafen Wien verschärft Kontrollen für Handys und Laptops

Handys, Tablets und Laptops werden seit 1. März genauer auf Manipulationen untersucht. Hintergrund sind neue EU-Regelungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.