Bawag als reich geschmückte Braut

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US-Investor Cerberus deutet seinen Ausstieg an. Die Zeichen stehen nicht auf Börsengang, sondern auf Verkauf. Die Voraussetzungen wären gut: Die Bank erzielte 2014 einen Rekordgewinn.

Wien. Seit sieben Jahren führt der US-Finanzinvestor Cerberus als Hauptaktionär das Kommando bei der Bawag PSK – eine lange Zeit für einen Beteiligungsfonds, der marode Firmen kauft, saniert und zu Geld macht. Kein Wunder, dass schon seit längerer Zeit Gerüchte über einen bevorstehenden „Exit“ die Runde machen. Am Donnerstag präsentierte die Bawag ihre blitzblanken Zahlen für das Vorjahr. Das nahm der Mehrheitseigentümer, der die Bawag 2007 vor dem Kollaps gerettet hatte, zum Anlass, seinen Ausstieg auch offiziell anzudeuten.

„Wir prüfen laufend strategische Alternativen“, sagte Cerberus-Manager und Bawag-Aufsichtsrat Keith Tietjen zu Reuters. Konkreter wurde er zu Bloomberg: „Es gibt andere Wege zu einer besseren Marktbewertung als einen Börsengang.“ Damit stehen die Zeichen auf direkten Verkauf. Eilig habe man es dabei aber nicht: „Die Zeit ist auf unserer Seite“, angesichts der immer besseren Lage der Bank.

Die Zahlen dazu durfte Bawag-Chef Byron Haynes in der Bilanzpressekonferenz stolz präsentieren: Die gesteckten Ziele wurden deutlich übertroffen. Das Management lieferte ein „Rekordergebnis“ von 333 Mio. Euro – ein Plus von 45Prozent. Die Gründe: Weniger Personalkosten (minus zwölf Prozent) durch Stellenabbau, weniger faule Kredite (nur noch 1,2 Prozent bei Firmenkunden) und mehr Erträge aus dem Kernbereich, dem Privatkundengeschäft in Österreich, bei dem der Marktanteil der Bawag von acht auf neun Prozent stieg. Heuer plant das Management einen Nettogewinn von über 400 Mio. Euro. Dazu verhelfen sollen vor allem um fünf bis zehn Prozent niedrigere Kosten, allerdings ohne forcierten Personalabbau.

Zugleich baute die viertgrößte Bank des Landes ihren Kapitalpuffer aus. Die Quote des – für die Aufsicht besonders relevanten – harten Kernkapitals stieg deutlich: Statt 9,1 sind nun 12,1 Prozent der Aktiva durch Aktien und einbehaltene Gewinne gedeckt. 2014 sank die Bilanzsumme um fünf Prozent. Der Asset-Abbau setzt sich fort: Im Februar ging die Fondsgesellschaft Bawag PSK Invest an den Vermögensverwalter Amundi. In Osteuropa war die Bawag immer schon weniger präsent als die anderen heimischen Großbanken. Im Vorjahr reduzierte sie ihr Kredit-Exposure dort um 70 Prozent auf nur noch 212 Mio. Nun will sie sich ganz aus der Region zurückziehen.

Frei werdende Mittel fließen in den Heimmarkt. Am „irrationalen Preiskampf“, mit dem die Konkurrenz um heimische Firmenkunden kämpfe, möchte sich Haynes aber nicht beteiligen. Bei der Berechnung der Kapitalpuffer nach BaselIII verzichtet man auf Erleichterungen für die Übergangszeit. Die letzte Tranche des Partizipationskapitals, das die Republik Österreich in der Finanzkrise zuschießen musste, wurde vor einem Jahr zurückgezahlt. Damit wäre der Weg nun frei für eine Dividende an die Aktionäre – neben Cerberus (52Prozent) vor allem ein weiterer US-Fonds namens Golden Tree, der seit drei Jahren 39 Prozent hält. Aber Ausschüttungen sind nicht geplant.

Linzer Swap-Causa als Risiko

Die Botschaft ist klar: Die Bawag will sich als besonders kosteneffizientes Geldhaus und vor allem als „eines der konservativsten in Europa“ präsentieren. Die Braut ist also reich geschmückt. Warum ist sie noch nicht unter der Haube? Das könnte am leidigen Rechtsstreit mit der Stadt Linz um ein Swap-Geschäft liegen. Er zieht sich hin; mehrere Anläufe für einen Vergleich sind gescheitert. In einer Woche gibt es eine Anhörung mit Richter, Anwälten und Experten. Der Streitwert summiert sich mittlerweile auf über eine halbe Milliarde Euro – ein solches Prozessrisiko will wohl kein potenzieller Bräutigam als faule Mitgift. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

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