Es sei nicht einzusehen, warum Frauen so lang wie Männer arbeiten sollen.
Wien. Frauen- und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) nützte den Internationalen Frauentag am Wochenende, um einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1500 Euro zu fordern. Dieser käme den Frauen zugute, denn sie seien vorwiegend in Branchen beschäftigt, die teilweise noch nicht einmal 1300 Euro Mindestlohn erreichen, sagte Heinisch-Hosek am Sonntag, in der ORF-„Pressestunde“. Zudem mahnte Heinisch-Hosek eine „ordentliche Moral beim Einstellen“ ein: Arbeitgeber sollten Frauen nicht weniger zahlen, nur weil sie „bescheiden“ seien und weniger verlangten als männliche Bewerber.
Eine – von der ÖVP geforderte – frühere Angleichung des Frauenpensionsalters (60) an das der Männer (65) lehnte die Frauenministerin einmal mehr strikt ab. Die Hälfte der Arbeitnehmerinnen könne wegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht einmal die jetzt gegebenen 60 Jahre erreichen, eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters wäre also „verantwortungslos“. Zudem sehe sie nicht ein, „warum Frauen später in Pension gehen sollen“, wenn sie doch immer noch den Großteil der unbezahlten Arbeit leisten.
Solang die Politik nicht neue Regeln aufstellt, würde die völlige Angleichung des Frauenpensionsalters an das der Männer erst im Jahr 2033 erfolgen. ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel kritisierte prompt Heinisch-Hosek: Eine frühere Angleichung des Frauenpensionsalters dürfe „nicht reflexartig abgelehnt werden“, denn „wer länger im Erwerbsleben ist, erreicht auch höhere Lebensverdienstsummen und höhere Pensionen“. Auch die Idee des Mindestlohns von 1500 Euro lehnt Blümel ab. Derartige Forderungen würden eine „zusätzliche Verunsicherung der Wirtschaft“ darstellen sowie Arbeitsplätze gefährden.
Ministerin steht zur Zentralmatura
Im Bildungsbereich erklärte Heinisch-Hosek, weiterhin zur Zentralmatura und zur Neuen Mittelschule zu stehen, die zuletzt für negative Schlagzeilen sorgten. Freilich könne es bei großen Reformen wie der Zentralmatura auch zu Pannen kommen – aber es sei auch so, dass „einige, die das Projekt nicht so gern haben, viel Wind und negative Schlagzeilen machen“. (red./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2015)