Kärnten: Slowenischer „Haider-Versteher“ wider Willen

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Seine Familie stammt vom Peršmann-Hof ab, er hat einst mit Wolfgang Schüssel verhandelt, wurde wegen seiner „Dialogpolitik“ in der Volksgruppe angefeindet. Nun ist Bernard Sadovnik Bürgermeister für die Enotna Lista.

Globasnitz/Globasnica. „Mein Ziel ist es, einen slowenischen Bürgermeister zu verhindern.“ So tönte der amtierende SPÖ-Bürgermeister der Gemeinde Globasnitz, Wolfgang Wölbl, vor der Stichwahl. Sein Gegenkandidat war Bernard Sadovnik, Obmann der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und seit vielen Jahren Vizebürgermeister der Südkärntner Gemeinde. Später ruderte Wölbl zurück: Er habe eigentlich gemeint, dass er den Kandidaten der Slowenischen Einheitsliste verhindern wolle. Schließlich sei er selbst mehrsprachig, seine Großmutter Slowenin.

Es nutzte nichts. Am Sonntag gewann Bernard Sadovnik (50) die Stichwahl mit 54 zu 46 Prozent. Die Slowenische Einheitsliste (Enotna Lista) stellt ihren zweiten Bürgermeister nach Franz Josef Smrtnik in Eisenkappel. Es ist eine zweifache Genugtuung für Sadovnik: einerseits weil er sich als Slowene gegen den amtierenden Bürgermeister durchgesetzt hat. Andererseits weil ihm nun auch seine Kritiker aus der eigenen Volksgruppe Beifall zollten.

Denn Sadovnik hatte ebendort lang ein Imageproblem. Er galt als Haider-Freund, jedenfalls als Haider-Versteher. Das war zwar übertrieben, was jedoch stimmt, ist: Sadovnik war kompromissbereiter als andere Slowenenvertreter. „Dialogpolitik“ nennt er das selbst. Und er wurde von den Freiheitlichen schon auch hofiert. Jörg Haider hatte im harmoniebedürftigen Sadovnik einen seiner Lieblings-Slowenen gefunden. Gerhard Dörfler setzte dies fort.

Bernard Sadovnik, 1999 LIF-Kandidat bei der Nationalratswahl, war ab dem Jahr 2000 Obmann des bürgerlich-katholischen Rats der Kärntner Slowenen. Und das war durchaus ungewöhnlich, kommt er doch aus einer Arbeiterfamilie. „Die Katholische Jugend hat mich allerdings sehr geprägt“, sagt Sadovnik. Die Familie väterlicherseits stammt vom Peršmann-Hof: Dort verübte die Waffen-SS 1944 ein Massaker, heute ist er eine Partisanengedenkstätte.

Sadovnik war dann einer der Hauptverhandler auf slowenischer Seite in der Konsensgruppe, die vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel moderiert wurde. Letztlich scheiterte der zwischen Schüssel und Haider ausverhandelte Ortstafel-Kompromiss an der SPÖ.

Rücktritt als Obmann des Rats

2003 trat Sadovnik als Obmann des Rats der Kärntner Slowenen zurück, auch um der drohenden Abwahl zuvorzukommen. Er gründete eine eigene Interessenvertretung, die Gemeinschaft der Kärntner Slowenen, fortan die kleinste der drei Volksgruppenvertretungen. In der Ortstafel-Frage blieb er konziliant.

Die letztlich federführend vom damaligen SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer ausverhandelte Ortstafellösung hatte – neben jener des linken Zentralverbands – auch Sadovniks Unterstützung. Der Rat der Kärntner Slowenen, seine frühere Heimat, trug dies nicht mit.

Hauptberuflich ist Sadovnik, Vater zweier Kinder, Unternehmensberater. Und Vorsitzender des Alpe-Adria-Zentrums für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (AACC) – eine Lobbyingorganisation, die seinerzeit mit Unterstützung des damals noch FPÖ-regierten Landes gegründet wurde. Was Sadovnik von anderen Slowenenvertretern selbstredend übel genommen wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2015)

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