Heer: Nachwuchs bei Piloten fehlt

Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ)
Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ)(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
  • Drucken

mmer weniger Jugendliche wollen für das Militär fliegen. Das Heer will nun die Rekrutierung umstellen.

Wien. So schnell rächt sich das Fotoarchiv: Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) reiste zusammen mit Bundespräsident und Oberbefehlshaber Heinz Fischer nach Zeltweg, um die Flugtrainer des Heeres zu besuchen. Die beiden überzeugten sich auch auf einigen tausend Metern Höhe von den Fähigkeiten der Soldaten. Schließlich sind die Maschinen, mit denen die Piloten ihre Übungsflüge absolvieren, Zweisitzer. Das Ergebnis: ein sichtlich zufriedener Minister.

Wenige Tage später zeigt sich allerdings: Ganz so entspannt ist die Lage bei den Bundesheerpiloten doch nicht. Immer weniger junge Männer und Frauen interessieren sich für den Job, berichten die „Salzburger Nachrichten“. 2004 gab es für die Tauglichkeitsuntersuchung noch 800 Kandidaten, 2014 waren es hingegen nur 152 Personen. Das erste Auswahlverfahren „überlebten“ nur zwei davon. Die Ausbildung musste auf Herbst verschoben werden.

Sechs bis acht Piloten im Jahr gesucht

Unternimmt das Verteidigungsressort nichts dagegen, könnte es in einigen Jahren tatsächlich zu einem Pilotenmangel kommen. Und das, obwohl das Heer – aufgrund der Einsparungen in der Truppe – ohnehin weniger Nachwuchs braucht. „Wir haben einen Bedarf an sechs bis acht Personen im Jahr“, sagt Karl Gruber, Airchief im Bundesheer, zur „Presse“. „Das ist die Hälfte der Personen, die wir früher ausgebildet haben.“

Dass die Lage „leider“ tatsächlich eine problematische ist, bestätigt auch der Brigadier. „Die westlichen Luftwaffen schildern alle dasselbe Problem“, erzählt er. Tendenziell würden sich immer weniger Menschen für diese Art von Job interessieren.

Aber warum eigentlich? Laut Gruber gebe es dafür verschiedene Ursachen. „Die Anforderungen sind sehr hoch. Mit dem Beruf sind auch viele Einschränkungen und Regeln verbunden.“ Im Verteidigungsressort gibt man auch zu bedenken, dass man sich als Militärpilot relativ lange verpflichten müsse: nämlich acht Jahre. Das sei für viele junge Menschen heute schlicht zu viel. Infrage kommen würden ohnehin nur Personen mit der höchsten Tauglichkeitsstufe neun. Bei der Stellung würde das auf rund 3000 Menschen pro Jahr zutreffen.

Gruber findet außerdem die Rekrutierung nicht mehr ganz zeitgemäß. Er werde „anregen, die Anwerbung auf neue Beine zu stellen“. Das Heer müsse jedenfalls versuchen, junge Menschen online zu erreichen. Vorbild könnte die Schweiz sein: Der Nachbarstaat hat ein eigenes Rekrutierungsprogramm für die Luftwaffe. Auch mit der Privatwirtschaft wird zusammengearbeitet. Im Ministerium will man außerdem junge Menschen bereits vor der Stellung auf die Jobmöglichkeiten aufmerksam machen.

Vor zwei Monaten hätte es eine Sitzung gegeben, in der Maßnahmen besprochen wurden. Auch am Montag in Zeltweg sei das Problem thematisiert worden. Laut Gruber hat das System eben einige Zeit gebraucht, bis es ein Bewusstsein dafür bekommen hat. „Wenn man in einem Jahr weniger Bewerber hat, glaubt man noch, es ist ein einmaliger Durchhänger.“ Eine solcher Negativtrend zeige sich erst mit der Zeit.

Derzeit fliegen für das Heer 177 Piloten. Zukünftige Bewerber müssen jedenfalls einige Kriterien erfüllen: Unter anderem müssen sie jünger als 23 Jahre sein, eine Körpergröße zwischen 162 und 193 cm und ein Gewicht zwischen 56 und 95 Kilogramm haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Heer: Zu wenige Kandidaten für Pilotenausbildung
Politik

Heer: Zu wenige Kandidaten für Pilotenausbildung

Der Start des heurigen Ausbildungslehrgangs musste verschoben werden. "Wenn wir nicht gegensteuern, entsteht ein Loch", heißt es aus dem Heer.
Verdacht auf Aluminium-Abrieb: Heer sperrt Ess-Geschirr
Politik

Verdacht auf Aluminium-Abrieb: Heer sperrt Ess-Geschirr

Essbehälter, die für Übungen oder Einsätze bereitgestellt wurden, werden untersucht. Gesundheitliche Schäden können nicht ausgeschlossen werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.