Ärzte wehren sich gegen "Ermahnungen" der Politik

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Ärzte wehren sich gegen "Ermahnungen" der Politik (c) APA
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Arbeitszeit-Konflikt: Die Ärztekammer bezeichnet es als ihre Pflicht, "auf drohende Leistungseinschränkungen" hinzuweisen.

Die Ärztekammern wehren sich gegen Vorwürfe der Politik, im Zusammenhang mit dem Arbeitszeit-Konflikt der Spitalsärzte die Patienten zu verunsichern. In einem offenen Brief bezeichnen es der Präsident der Bundes-Ärztekammer, Artur Wechselberger, und die Präsidenten der neun Landeskammern als "nicht hilfreich", gegen die Ärzte diesen Vorwurf zu erheben, wenn sie "auf nachweisbare Fakten hinweisen".

Die Ärztekammern beantworten damit einen offenen Brief, in dem mehrere Minister, führende Landespolitiker und Vertreter der Sozialversicherungen Wechselberger aufgerufen hatten, die Interessen der Ärzte "verantwortungsvoll" zu vertreten. Mit ihren Warnungen vor Leistungseinschränkungen und Versorgungsengpässen würden die Ärzte den Menschen das Gefühl geben, dass das sehr gute Gesundheitssystem in Gefahr sei.

"Verwehren uns gegen Ermahnungen und Schuldzuweisungen"

Wechselberger und seine Landespräsidenten weisen das entschieden zurück: "Wir verwehren uns gegen Ermahnungen und Schuldzuweisungen öffentlicher Verantwortungsträger, die Frustrationen bei den ohnedies bis an die Grenzen des Möglichen arbeitenden Ärztinnen und Ärzten auslösen", schreiben die Ärztekammer-Vertreter in dem Brief. Der Vorwurf der Verunsicherung der Bevölkerung sei auch deshalb nicht zutreffend, weil sich die Ärzte "aus ihrer beruflichen Erfahrung und ihrer Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung zu Wort melden."

"Es ist nicht nur das Recht, sondern die Pflicht einer ärztlichen Standesvertretung, auf drohende Leistungseinschränkungen und auf eine potenzielle Verschlechterung in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung rechtzeitig hinzuweisen", beharrt die Spitze der Ärztekammer auf ihrer Kritik. "Für diesen Weg stand und steht die österreichische Ärzteschaft. Das setzt aber voraus, der Realität ins Auge zu sehen, kritikfähig zu sein und offen liegende Probleme nicht schön zu reden." Die Ärztekammer sieht sich "im Einklang mit der österreichischen Bevölkerung" und will "in deren Interesse auch in Zukunft an der Sicherung des hohen Standards der Versorgung konstruktiv mitarbeiten". Die Ärztekammer sehe es als gemeinsame Aufgabe mit der Politik, messbare Fakten objektiv zu bewerten und konstruktive Lösungen zu erarbeiten.

Die Ärztekammer beharrt in dem Schreiben auch darauf, dass es bereits "spürbare Engpässe" gebe. Als Beispiele angeführt werden eine dünne Personaldecke, reformbedürftige Arbeitsbedingungen, die laufende Arbeitsverdichtung sowie zunehmende Wartezeiten für Patienten. Gleichzeitig räche sich jetzt der jahrelang verschleppte Ausbau des niedergelassenen Bereichs. "Die versäumte Anpassung der Kassenarztstellen an die demografischen Verhältnisse bringt es mit sich, dass die niedergelassenen Vertragsärztinnen und -ärzte die Betreuung der aus den Ambulanzen ausgelagerten Patientinnen und Patienten nicht zusätzlich übernehmen können."

(APA)

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