Rund 150 Teilnehmer marschierten in Graz für die Pegida. Anhänger und Gegner gingen Sonntagnachmittag mit Plastikflaschen aufeinander los.
Graz/Wien. Zum ersten Mal hat die aus Deutschland importierte islamfeindliche Pegida-Bewegung am Sonntag in Graz einen „Spaziergang“ abgehalten. Während sich die Polizei mit 300 Beamten und Platzverbot gerüstet hatte, kam es in der Grazer Innenstadt zu kleineren Zwischenfällen. Ernsthaft verletzt wurde niemand.
Hatten die Veranstalter im Vorfeld von 300 Teilnehmern des Pegida-Spaziergangs gesprochen, waren es laut Polizei tatsächlich rund 150. Pegida Graz will genau 186 Menschen gezählt haben, die sich, teils mit rot-weiß-roten Fan-Utensilien ausgestattet, teils trotz trüben Wetters hinter Sonnenbrillen und unter Hüten versteckt, vor einem Autoanhänger auf dem Freiheitsplatz einfanden, von dem aus gesprochen wurde.
Mehr Zulauf hatte da die Gegenveranstaltung der Grazer „Offensive gegen rechts“, an der etwa 900 bis 1000 Demonstranten teilnahmen, wie Joachim Huber von der Landespolizeidirektion Steiermark sagt. Die Veranstaltung unter dem Motto „Graz ist bunt – nicht braun“, die zu Mittag auf dem Griesplatz begann, wurde strikt von der Route des Pegida-Marsches getrennt. Die Grazer Polizei hat am Samstag ein Platzverbot für den „Gefahrenbereich“ westlich des Schlossbergs erlassen, das bis 16 Uhr galt.
Das Platzverbot sei weitgehend problemlos umgesetzt worden. Während der Veranstaltungen ist es nur zu kleineren Zwischenfällen gekommen: In der Sporgasse hätten Gegendemonstranten leere Plastikflaschen auf Pegida-Anhänger geworfen, diese hätten die Flaschen retour auf ihre Gegner geworfen. Und nach den „offiziellen“ Veranstaltungen sind in der Bürgergasse zwei Gegendemonstranten und ein Pegida-Anhänger mit Transparenten und leeren Plastikflaschen aufeinander losgegangen, wie Huber sagt. Einer habe sich dabei eine Beule zugezogen, dann wurde die Rangelei von Polizisten beendet.
Schließlich hatte sich die Polizei dafür mit einer großen Anzahl von Sicherheitskräften gerüstet: Etwa 300 Beamte waren am Sonntag im Einsatz. Zu den Kosten konnte die Polizei noch keine Angaben machen. In Vorarlberg, wo vorigen Sonntag 400 Polizisten wegen einer Pegida-Demonstration und einer Gegenveranstaltung im Einsatz waren, schlug der Einsatz mit 170.000 Euro zu Buche.
Verwirrende Parteigründung
Der Grazer Pegida-Sprecher, Werner Wirth, scheint übrigens auch hinter der Hinterlegung der Parteistatuten von Pegida beim Innenministerium zu stecken, zumindest behauptete er das via Facebook. Ein Antreten bei Wahlen sei aber nicht geplant, die Parteigründung sei u. a. aus Gründen des Namensschutzes erfolgt.
Der ehemalige Sprecher von Pegida Wien, Georg Immanuel Nagel, räumte dazu ein, dass einige Aktivisten in einer „unkoordinierten Aktion“ diesen Schritt gesetzt hätten. Zuvor hatte er erklärt, die Organisation der Pegida stehe nicht dahinter. Auch mit der deutschen Pegida dürfte die Aktion nicht koordiniert worden sein. Das deutsche Team teilte mit, dass „mit uns nichts diesbezüglich abgesprochen geschweige denn besprochen wurde“.(cim)
("Die Presse", Printausgabe vom 30.3.2015)