BZÖ: Ein Obmannrücktritt zum Zehn-Jahr-Jubiläum

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ARCHIVBILD: BZ�-OBMANN GERALD GROSZ(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Es fehlt an Mandaten und Geld. Am Montag trat auch noch Parteichef Gerald Grosz zurück. Nun klammert man sich an die Wien-Wahl.

Wien. Vor zehn Jahren, am 4. April 2005, wurde das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) gegründet. Die treibenden Kräfte hinter diesem neuen Projekt waren Jörg Haider auf politischer Seite und Gernot Rumpold, der für das Marketing zuständig war. Eine modernere, rechtsliberale Partei sollte es werden, die mit der Tradition der FPÖ brechen sollte.

Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen innerhalb der damaligen Regierungspartei FPÖ um den politischen Kurs. Die Gruppe um Haider unterstützte nach den Erfahrungen von Knittelfeld die moderatere Regierungslinie. Der altfreiheitliche Kern um den aufstrebenden Heinz-Christian Strache wollte einen kantigeren Kurs, der auch gegen den Koalitionspartner von der ÖVP gerichtet war.

Letztlich ausschlaggebend war der Konflikt um Andreas Mölzer. Der Publizist hatte die freiheitliche Regierungspolitik immer wieder scharf kritisiert und sollte auf Betreiben Jörg Haiders und seiner Schwester Ursula Haubner, der FPÖ-Parteiobfrau, aus der FPÖ ausgeschlossen werden. Doch die Abstimmung endete mit einem Patt – Mölzer blieb in der Partei. Und Haider gründete daraufhin seine eigene.

Jörg Haider war dann auch offizieller Obmann, die Geschäfte führte allerdings Hubert Gorbach. Unter dem späteren BZÖ-Chef Peter Westenthaler schaffte das BZÖ 2006 mit 4,1 Prozent knapp den Wiedereinzug in den Nationalrat. 2008 gelang unter Jörg Haider mit 10,7 Prozent ein Achtungserfolg. Nach Jörg Haiders Tod übernahm Josef Bucher die Partei, scheiterte jedoch 2013 mit 3,5 Prozent an der Vierprozenthürde.

Seither führte Gerald Grosz, der ehemalige Pressesprecher von Sozialminister Herbert Haupt, das BZÖ. Bis gestern. Da verkündete er in einem Brief an die Mitglieder seinen Rücktritt: „Ich habe die vergangenen Monate intensiv nachgedacht und in einem hohen Maß an Selbstreflexion festgestellt, dass ich das Amt des Bündnisobmannes des BZÖ in dieser herausfordernden Zeit nicht so erfüllen kann, dass ein spürbarer Erfolg gewährleistet ist. Mein berufliches Engagement lässt es nicht zu, dass ich vollen Einsatz zeigen kann.“ Grosz hat ein Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt Gesundheit.

Letzte Bastion Kärnten

In Kärnten hat das BZÖ noch so etwas wie eine letzte Bastion: Es stellt dort mit Johanna Trodt-Limpl und Wilhelm Korak zwei Landtagsmandatare. Aus der Kärntner Partei könnte nun auch der Nachfolger von Gerald Grosz kommen.

In Wien wird das BZÖ bei der Wahl im Herbst antreten. Da auch hier das Geld knapp ist, setzt man auf Aktionismus. In diese Kategorie sind wohl auch die Kandidaten einzuordnen, die jüngst für den ersten Bezirk präsentiert wurden: darunter eine ehemalige „Miss Earth“, ein Männermodell, eine Hip-Hop-Tänzerin und die Malerin Verena Auersberg, einstmals als Verena Rotterdam eine fixe Society-Größe. Unter anderem im Programm: ein Demo- und Bettelverbot in der City sowie ein eigenes Autokennzeichen für die Innenstadt.

„Wir werden die Überraschung der Wien-Wahl“, glaubt der Wiener BZÖ-Spitzenkandidat Dietmar Schwingenschrot. Die Partei werde völlig neu aufgestellt, der Wahlkampf unkonventionell, mitunter auch „skurril“ sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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"Im zehnten Jahr unserer Bewegung verdient es unser Bündnis wieder so aufgestellt zu sein, dass es in absehbarer Zeit erfolgreich werden kann", erklärt Grosz.

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