Alexandra Palla: Die Bloggerin mit dem Rough Cut

(c) Clemens Fabry
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Alexandra Palla betreibt eine Werbeagentur – nebenbei hat sie einen Foodblog, entwirft Schneidbretter und hat ein Kochbuch herausgebracht.

„Es hat sich so ergeben“, sagt Alexandra Palla, während sie noch schnell einen Kuchen für die Kinder macht – kurz bevor es in den großen Osterurlaub geht. Und ergeben hat sich bei der Wienerin durchaus einiges: ein Foodblog zum Beispiel, dem ein Kochbuch gefolgt ist, oder aber ein spezielles Schneidbrett, das es mittlerweile ins MAK geschafft hat – als Design-Ausstellungsstück.

„Ja, vor zwei Jahren hab ich gemeinsam mit den Designerinnen von Dottings das Brett entworfen. Das Wichtigste beim Kochen ist ein Brett und ein scharfes Messer. Und meine Brettl waren alle nicht so optimal“, sagt Palla. Also wurde gemeinsam ein fünfeckiges, unsymmetrisches Brett entworfen. „Und jetzt hat mich das MAK angerufen und gesagt, sie wollen das Board in die Sammlung aufnehmen, wohin sie den Schenkungsvertrag schicken sollen“, sagt Palla, die mittlerweile neben dem Holzbrett auch ein paar andere Designstücke für die Küche via Onlineshop verkauft.

Ähnlich hat es sich mit ihrem Blog entwickelt, den sie nun seit genau vier Jahren betreibt. Ihr Mann ist daran nicht ganz unbeteiligt. „Er wollte vor Jahren einen Reiseblog machen und hat sich mit Grafikern und Beratern getroffen. Irgendwann hat er geklagt, dass nichts weitergeht. Da hab ich mich hingesetzt und gesagt: ,Ein Blog ist ja ganz einfach.‘“ Also hat Palla – nur als Anschauungsbeispiel – einen einfachen Foodblog eingerichtet: „Da einen Header rein, ein paar Seiten, Fotos, Rezepte und fertig.“ Der Name dafür war schnell klar: Rough Cut bzw. Roughcutblog.com – eine Familien-Insider-Geschichte, die auch die unterschiedlichen Zugänge des Ehepaars spiegelt.

„Mein Mann macht den Fine Cut. Wenn er kocht, sucht er Rezepte raus, liest sie gegen, geht lang Einkaufen, recherchiert, macht die Mise en place, bereitet also alles vor. Bei mir geht das alles nebenbei, schnell und einfach“, sagt Palla, die hauptberuflich eine Werbeagentur mit Schwerpunkt Lebensmittel betreibt.

Geschmacksanker für die Töchter

Und da das Anschauungsbeispiel schon einmal da war, hat Palla den Blog ausgebaut. „Ich habe mir gedacht: Das ist keine blöde Idee, da kann man Rezepte austauschen. Außerdem hab ich mein Rezeptheft immer verlegt.“ Hinzu kam, dass Palla ihren beiden Töchtern auch „Geschmackserinnerungsanker“, wie sie es nennt, hinterlassen möchte. „Ich hatte das Glück, dass ich meine Mutter kochen gesehen habe. Ich will nicht, dass die Frauen zurück an den Herd geschickt werden, im Gegenteil. Aber es ist wichtig zu wissen, woher Lebensmittel kommen und wie man sie verarbeitet.“

Palla hatte – nachdem ihre Großeltern einst die Wiener Fleischerei und Schinkenmanufaktur Thum geführt haben – in ihrer Kindheit besondere Einblicke. „Das war eine sehr deftige Familie, wir haben alles gegessen, was in der Fleischerei übergeblieben ist. Also nicht den Lungenbraten, sondern die Innereien.“ Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie sie ihre Mutter beim Kuttelnzubereiten beobachtet hat. „Ich habe zwar selbst nie welche gemacht, aber ich weiß noch genau, wie sie ausgeschaut haben, wie es anfangs gestunken hat und welches Geräusche sie beim Schneiden gemacht haben. Da war viel Neugierde dabei.“ Heute führt übrigens ihr Cousin, Roman Thum, die Fleischerei.

Ihre Liebe zur einfachen Wiener Küche hat sie beibehalten. „Kochen soll einfach sein und Spaß machen“, lautet ihr Credo. Und: Rezepte dürfen nicht einschüchtern. Womit sie den Zeitgeist treffen dürfte, immerhin hat ihr Blog derzeit rund 30.000 Seitenaufrufe im Monat. Mittlerweile hat Palla, die auch den AMA Food Blog Award ins Leben gerufen hat, daraus auch ein Kochbuch gemacht. „Das ging schnell, der Verlag hat mich im November gefragt, und das Cover war schon im Weihnachtskatalog. Seit ein Paar Tagen ist es im Handel.“ Die Fotos hat sie mit dem Smartphone gemacht, und die kleinen Geschichten dazu waren ohnehin da – oder sie haben sich ergeben.

Info

Alexandra Palla "Put a Lot of Love in It. Mit Liebe einfach besser kochen". Edition Styria, 192 Seiten, 24,99 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

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