ÖGB-Geburtstagsfeier: Wenig Klagen und viel Lob

FESTAKT '70 JAHRE OeGB': MITTERLEHNER/FOGLAR/FISCHER
FESTAKT '70 JAHRE OeGB': MITTERLEHNER/FOGLAR/FISCHERAPA/HANS KLAUS TECHT
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Vehement warnte ÖGB-Präsident Foglar bei der 70-Jahr-Feier davor, die Pflichtmitgliedschaft in den Kammern leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Der 70. Geburtstag des ÖGB hat fast alles, was in Österreich Rang und Namen hat, am Mittwochnachmittag in die Zentrale des Gewerkschaftsbunds gelockt. Huldigungen gab es von allerlei Präsidenten, einem Kanzler, einem Vizekanzler sowie von Wirtschaftsgranden wie Claus Raidl und Brigitte Ederer.

Eigentlich gibt es Gewerkschaften in Österreich schon seit 170 Jahren, betonte ÖGB-Präsident Erich Foglar in seiner Festansprache. Die vergangenen 70 Jahre seien aber die erfolgreichsten gewesen, da der ÖGB mit einer Stimme gesprochen habe. Für die Zukunft warb der Gewerkschaftschef dafür, auch die kommenden Herausforderungen mit dem bewährten Modell der Sozialpartnerschaft zu gestalten. Vehement warnte Foglar davor, die Pflichtmitgliedschaft in den Kammern leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Als wichtigstes internationales Ziel nannte er die Eindämmung der Dominanz der Finanzwirtschaft. Und in Sachen Pensionsreformen verlangte der ÖGB-Präsident, wenigstens abzuwarten, bis sich Änderungen entfalten können.

Faymann nur über Video vertreten

An der Spitze der Gästeschar, die von NEOS-Obmann Matthias Strolz über Gewerkschaftslegenden wie Rudolf Nürnberger bis zu KPÖ-Chef Mirko Messner reichte, stand Bundespräsident Heinz Fischer, der dem ÖGB zuschrieb, enorm viel zum Aufstieg des Landes beigetragen zu haben.  In diesem Zusammenhang würdigte Fischer das Wirken der diversen ÖGB-Präsidenten, auch derer, auf die die Gewerkschaft nicht mehr ganz so stolz ist wie Franz Olah und Fritz Verzetnitsch.

Nur als Videobotschafter in der ÖGB-Zentrale vertreten war Kanzler Werner Faymann (SPÖ). Der bemühte sich dabei umso mehr, den Gewerkschaftern Honig ums Maul zu schmieren. Der ÖGB haben Österreich in den letzten 70 Jahren ein großes Stück schöner, sozialer und gerechter gemacht, befand der SPÖ-Chef. An der Spitze der Delegation aus dem schwarzen Reichsviertel stand Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Der Wirtschaftsminister findet, dass sich das Modell in der Krise bewährt habe, obwohl es nun nicht mehr gegolten habe, Zuwächse zu verteilen sondern mit einer Krise umzugehen. Es sei der Beweis gelungen, dass man gemeinsam Problemlösungen zum Wohle der Gesellschaft schaffen könne.

Raidl: "Nicht immer die Flexibelsten"

Großteils lobende Worte für den ÖGB kamen anlässlich des Jubiläums wenig überraschend auch von der anderen Sozialpartner-Seite. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl warnte aber auch davor sich zurückzulehnen. So werde man Antworten finden müssen auf hungrige aufstrebende Nationen wie China. Derzeit sei man hintennach: "Wir müssen wieder vorne weg." Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske wiederum warb für einen "Big Deal für Arbeit". Es brauche in Europa einen Neustart, die Standort- und Arbeitsplatzsicherung müsse in den Vordergrund treten.

Ein wenig Grund zur Klage gab es bei aller Rühmung auch von weiteren Gästen aus der WirtschaftÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer, einst auch im Siemens-Vorstand, mahnte, dass manche Veränderungen in der Arbeitswelt zu spät in Angriff genommen worden seien. Ganz ähnlich der ehemalige Böhler-Chef und heutige Notenbank-Präsident Claus Raidl: "Die Gewerkschaften waren nicht immer die Flexibelsten, wenn sie sich an neue Gegebenheiten anpassen mussten."

Bekannt gegeben wurde bei der gut zweistü+ndigen Feier in der Gewerkschaftszentrale auch der Gewinner eines Reim-Wettbewerbs. Der Siegertext lautet: "Lohnerhöhung jedes Jahr - wäre ohne Gewerkschaft undenkbar".

(APA)

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