"Minecraft" auf Weltrekordjagd

Hoch konzentriert waren die Kinder an der Arbeit.
Hoch konzentriert waren die Kinder an der Arbeit.Die Presse / Barbara Grech
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Wettkampf ist ein zentrales Leitthema in Hongkong. Einen Weltrekord in "Minecraft" einzustellen ist dabei nur eine kleine Herausforderung.

Seit über vier Jahren errichten weltweit Spieler neue Imperien und Länder in „Minecraft“. Das optisch nicht sonderlich herausragende Spiel überzeugt vor allem durch sein geniales und einfaches Spielprinzip: Der Spieler – repräsentiert durch eine ebenso namen- wie identitätslose Figur – findet sich in einer zufällig zusammengestellten Welt voller unberührter Natur wieder, die er aus der Ich-Perspektive durchschreitet. Ebenen, Hügel und Seen, blühende Landschaften voller kräftiger Grün- und Brauntöne, allesamt zusammengesetzt aus rechteckigen Elementen. Wenn man sich eine Welt vorstellt, die nur aus Legosteinen gebaut worden ist, kommt man der Welt von „Minecraft“ schon recht nahe.

Dass „Minecraft“ auch keine großartige Hintergrundgeschichte und Grafik braucht, zeigen die zahlreichen Weltrekorde, die das Spiel bereits eingeheimst hat. Mit über 16 Millionen Spielern (PC und Mac) ist es das erfolgreichste Indie-Spiel aller Zeiten. Doch kein Erfolg ohne treue Anhänger. Und davon haben Xbox-360-Spieler im Mai 2014 zusammen über 1,75 Millionen Stunden aufgewendet. Der aktuellste Weltrekord wurde kürzlich in Hongkong offiziell bestätigt.

Anlässlich der Eröffnung des zum dritten ICT-Fests stattfindenden Festivals lud die Regierung der Sonderregierungszone Schüler und Jugendliche dazu auf, das „Hongkong der Zukunft“ zu entwickeln. Und da wir unsere Visionen und Ideen in diesem Jahrhundert nicht mehr mit Stift und Papier festhalten, wurden die über 1.000Schüler mit Laptops ausgestattet, um die Vorstellungen in „Minecraft“-Hongkong neu auferstehen zu lassen. Der Cyberport Youth Coding Jam dauerte den gesamten Tag, und gemeinsam wurde an der digitalen Stadt gebaut.


Weltrekord auf chinesisch. Mit über acht Millionen Einwohnern auf einem Viertel der Fläche Wiens herrscht nicht nur in den Straßen dichtes Gedränge. Auch der Erfolgsdruck ist immens hoch. Der Ehrgeiz wird nicht gezeigt, sondern gelebt. Und damit der Weltrekord am Tag des Eröffnungsfests auch wirklich gefeiert werden konnte, gab es einen strikten Plan, wann und wo trainiert wurde.


Spaß nicht im Vordergrund. Über einen Monat fanden regelmäßig Einheiten statt. Die höchste Stufe, die man erreichen konnte, ist Level drei und wird als Entwicklerstufe bezeichnet. Die Vorbereitungen sind gut gelaufen, und danach gab es für die Kleinen zumindest eine kurze Verschnaufpause. Bei der Überreichung der Medaillen und Urkunden konnte man ihnen aber auch ihre Erleichterung ansehen. Immerhin saßen sie mehrere Stunden vor dem PC und mussten dabei Anweisungen vom Papier in „Minecraft“ übertragen. Mit der erfolgreichen Absolvierung der gefühlten Pflichtübung können sich die über 1.000 Teilnehmer nun in eine noch nicht allzu lange Liste der „Minecraft“-Weltrekorde einreihen.

Denn Hongkong ist nicht die erste Stadt beziehungsweise das erste Land, die/das in „Minecraft“ Einzug gehalten hat. England sowie dessen zugehörige Inseln wurden ebenfalls bereits in „Minecraft“ realisiert. Schöpfer dessen ist UK Ordinance Survey. Für dieses Projekt wurden insgesamt über 22 Millionen Blöcke verwendet. Damit wurden über 86.000 Quadratmeter nachgebaut. Zwei Mitarbeiter der dänischen Geodata Agency bauten zum Beispiel auch Dänemark 2014 zur Gänze im Maßstab ein zu eins nach. Kurz darauf wurde die Welt aber von Amerikanern zerstört. Bleibt zu hoffen, dass dieser Vandalismus nicht noch einmal wiederholt wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2015)

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