Forscher warnen vor Ruin

Forschungsförderung. Der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF braucht acht Prozent mehr Mittel, um Status quo aufrechtzuerhalten.

Wien. Ein Fördervolumen von 211,4 Millionen Euro, insgesamt 691 bewilligte Projekte und 3973 für die Forschung finanzierte Personen im vergangenen Jahr. Was nach neuen Rekordwerten aussieht, relativiert sich in der Bilanz des Österreichischen Forschungsförderungsfonds FWF allerdings rasch. Die Projekte werden teurer, man brauche acht Prozent mehr Budget, um den Status quo bei den Bewilligungen halten zu können, hieß es gestern, Dienstag, vor Journalisten.

Erst im Vorjahr hatte das Wissenschaftsministerium für den FWF für die Jahre 2016 bis 2018 zusätzliche 243 Millionen Euro gesichert. Damit wurde das strukturelle Budgetproblem behoben, wonach nur die Hälfte der Mittel des Förderungsfonds im Bundesbudget festgeschrieben war. Insgesamt stehen dem FWF damit in den nächsten drei Jahren 552 Millionen Euro zur Verfügung.

Laut FWF-Präsidentin Ehrenfreund sei das zwar eine große Errungenschaft, reiche aber zu wenig weit. Denn durch das nominell konstante Budget werde es bis 2018 deutlich weniger Förderbewilligungen geben können. Von 2016 bis 2018 klaffe eine Lücke von insgesamt 257 Millionen Euro, so FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn. Zu niedrige Bewilligungsquoten würden die Forschung aber ruinieren, weil für die Wissenschaftler der Anreiz für qualitätvolle Projektanträge verloren gehe, warnt sie. Insgesamt sei die Perspektive für den FWF schwierig, sagt Sturn, die „drastischere Maßnahmen“ nicht ausschloss.

Der FWF stoppt daher auch die Ausschreibung für Doktoratskollegs. Bei laufenden Doktoratskollegs wird die Laufzeit von zwölf auf acht Jahre verkürzt. Universitäten und Forschungseinrichtungen sollen heuer nur noch die Hälfte der Overhead-Kosten, das sind Aufschläge für die Nutzung der Forschungsinfrastruktur in Projekten, bekommen. An einer Lösung werde aber gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium gearbeitet.

Für neue Programminitiativen sei so jedoch kaum Spielraum. „Das Bekenntnis zur Stärkung der Grundlagenforschung in verschiedenen Studien und Strategiepapieren der Regierung steht im Kontrast zum derzeitigen Budget“, sagt Sturn. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2015)

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