Stronach sucht Vizeparteichef – wieder einmal

PK TEAM STRONACH ´NEUSTART TEAM STRONACH´: STRONACH
PK TEAM STRONACH ´NEUSTART TEAM STRONACH´: STRONACH(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Drei Jahre nach Parteigründung machen erneut Personalrochaden Schlagzeilen. Warum der steirische Spitzenkandidat abgesetzt wurde, wird nicht verraten. Stronach selbst schaut bald wieder mal vorbei.

Wien. Nach den Turbulenzen der vergangenen Woche ist das Team Stronach wieder einmal auf der Suche. Nach einem neuen Vizeparteichef, nach einem neuen Landesrat in Niederösterreich – und nach einer politischen Legitimation.

Vor allem in der nächsten Woche soll sich im „Team“ wieder einiges tun: Parteigründer und Austrokanadier Frank Stronach wird für einen kurzen Besuch im Lande erwartet. Dann soll eine Krisensitzung stattfinden. Thema: der derzeitige Stronach-Stellvertreter Wolfgang Auer. Der Geschäftsführer der Partei, Ronald Bauer, stellt ihm sozusagen ein Ultimatum: „Wenn er nicht freiwillig zurücktritt, wird eine Mitgliederversammlung einberufen und seine Ablöse zur Diskussion gestellt“, meint er. Sobald Stronach in Österreich sei, könne man das Gremium tagen lassen.

Aber alles der Reihe nach: Vergangene Woche verkündete Bundesgeschäftsführer Bauer via Aussendung, dass man bei der steirischen Landtagswahl am 31.Mai antreten werde. Und zwar mit Spitzenkandidat Josef Kaltenegger (ein ehemaliger ÖVP-Bauernbündler) – und nicht, wie geplant, mit Auer. Zur Erinnerung: Auer wurde vor zwei Monaten von Stronach höchstpersönlich als Vizeparteichef und Listenerster für die Steiermark-Wahl präsentiert. Nun gebe es aber laut Bauer „keine Vertrauensbasis mehr“ – warum, will er nicht konkretisieren. Auch wer Parteimitglied ist und damit über eine Ablöse Auers abstimmen darf, will Bundesgeschäftsführer Bauer nicht verraten. „Es gibt 20 Mitglieder, ihre Namen möchte ich aber nicht öffentlich machen“, sagt er.

Auch einen weiteren Namen hält Bauer geheim: Die Unterschriften, die Auer in den vergangenen Wochen für das Antreten der Partei in der Steiermark gesammelt hat, wurden nicht eingereicht. Das Team Stronach nutzte daher eine andere Möglichkeit, auf dem Wahlzettel zu stehen: Ein Landtagsabgeordneter unterschrieb für das „Team“, erklärte Bauer. Laut Austria Presse Agentur soll es Waltraud Schiffer, früher ÖVP und jetzt „wild“, gewesen sein.

Gescheiterte Emanzipation

Aber nicht nur Auer war in Wien von den Änderungen überrascht: Einen Tag nach der Ablöse war der Stronach-Klub im Parlament so sehr mit den internen Änderungen beschäftigt, dass man die inhaltliche Arbeit ausfallen ließ: Die Partei brachte einen sogenannten Dringlichen Antrag zum Thema Gastronomie in letzter Sekunde doch nicht ein.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Personalrochaden und interne Grabenkämpfe Schlagzeilen machen. Allgemein ist die Partei beinahe ausschließlich mit solchen Turbulenzen in den Medien. All die Versuche, sich ein modernes Image oder einen neuen Namen zuzulegen, scheiterten.

Viele Abgeordnete wollen sich vom Parteigründer emanzipieren, schaffen es aber nicht. Zu fest halten Stronach selbst und seine Statthalter in Wien die Zügel in der Hand. Von Wahrheit, Fairness, Transparenz – also den viel zitierten Werten des Team Stronachs – ist nicht viel übrig geblieben.

Dabei war zumindest die Ausgangslage vielversprechend: Im August 2012 verkündete Stronach, eine Partei gründen zu wollen. Bei der Nationalratswahl 2013 stimmten trotz Aufregungen um seine öffentlichen Auftritte und skurrile Forderungen 268.679 Menschen und damit 5,7Prozent der Wähler für sein politisches Projekt. Mit elf Mandaten ist das Team Stronach im Parlament stärker vertreten als die Neos.

Es war allerdings auch ein teurer Erfolg: Vor allem für Stronach, aber auch für Österreich: 13,5 Millionen Euro ließ man sich den Wahlkampf kosten. Die staatlichen Förderungen für Partei, Klub und Akademie machten im Vorjahr 5,4 Millionen Euro aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)

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