Zahl der Schüler mit Deutschproblemen stark gestiegen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Zahl der "außerordentlichen Schüler", die dem Unterricht nicht folgen können, ist seit 2010 um mehr als die Hälfte gestiegen.

In Wien wird die Zahl der Schüler mit Migrations-Hintergrund immer größer. Vor allem steigt aber auch die Zahl derer stark an, die so schlecht Deutsch sprechen, dass sie dem Unterricht nicht folgen können. Gab es im Schuljahr 2010/2011 knapp 8000 Schüler, die wegen sehr schlechter Deutschkenntnisse als „außerordentlich“ eingestuft werden mussten, ist die Zahl seitdem um mehr als die Hälfte auf 12.100 gestiegen - bei nur leicht gestiegener Gesamtschülerzahl.

Insgesamt gibt es derzeit etwa 100.000 Pflichtschüler in Wien, rund 60.000 haben eine andere Mutterspßrache als Deutsch. Jeder fünfte Schüler mit Migrationshintergrund wird also als "außerordentlicher Schüler" geführt.

ÖVP fordert Vorbereitungsklassen

Diese alarmierenden Zahlen gehen aus einer aktuellen Anfragebeantwortung des Wiener Bildungsstadtrats Christian Oxonitsch (SPÖ) hervor, die der "Standard" zitiert. Die ÖVP ortet hier kurz vor der Wien-Wahl ein Versagen der rot-grünen Bildungspolitik, und die Debatte um "Ausländerklassen" läuft neu an.

ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb, die die Anfrage gestellt hat, wirft der Stadtregierung vor, dass die Gelder fehlgeleitet würden. Das sagt sie im Ö1-"Morgenjournal" vom Dienstag. Es gebe zwar Gratis-Nachhilfe und Sprachförderlehrer, das sei aber offensichtlich nicht das Richtige. Die Schulen sollten daher selbst entscheiden, wie betroffene Kinder gefördert werden, so Leeb. Für zugezogene, bereits schulpflichtige Kinder fordert Leeb eigene Vorbereitungsklassen.

Stadtschulrat: Kindern Zeit geben

Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) spricht sich hingegen dezidiert gegen "Ausländerklassen" aus. Man müsse Kindern, die die Unterrichtssprache Deutsch noch nicht beherrschen, Zeit geben, sich in der Schule zurechtzufinden, zitiert der „Standard“ das Büro Brandsteidl.

Der starke Anstieg der Schüler mit starken Deutsch-Defiziten in den vergangenen Jahren sei einerseits auf größere Flüchtlingswellen zurückzuführen. So habe es 2003 fast 14.000 außerordentliche Schüler in Wien gegeben. Andererseits sei dieser auch der problematischen Bundesgesetzgebung geschuldet: Außerordentliche Schüler könnten relativ flexibel zu ordentlichen Schülern umgestuft werden. Umgekehrt sei das aber nicht möglich. "Es gibt die Tendenz, dass Schulleiter Kinder mit großen Sprachdefiziten zunächst eher als außerordentlich klassifizieren."

Zum Bericht des "Standard" >>>

Außerordentliche Schüler

Kinder, die als "außerordentlich" einstuft sind, nehmen am Unterricht teil, werden aber nicht oder nur teilweise benotet. Sie bekommen Sprachförderkurse. Diese Maßnahme ist bis zu zwei Jahre möglich, spätestens dann muss die Sprache soweit erworben sein, dass die Kinder zu "ordentlichen Schülern" werden können.

(Red.)

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