Einigung: Mehr Geld für junge Ärzte

BETRIEBSVERSAMMLUNG AM WIENER AKH
BETRIEBSVERSAMMLUNG AM WIENER AKH(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Der Krankenanstaltenverbund zahlt nun 650 Euro monatlich als Entschädigung für das Klinisch-Praktische-Jahr, um eine Abwanderung von Ärzten zu verhindern.

Wien. Der Konkurrenzdruck um angehende Spitalsärzte ist hoch: Wien will Medizinstudenten nun mit einer Finanzspritze umwerben. Ab August zahlt der Krankenanstaltenverbund (KAV) für das Klinisch-Praktische-Jahr (KPJ) eine „Aufwandsentschädigung“ von 650 Euro monatlich, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) am Dienstag, ab Juli verdienen Turnusärzte (zum Teil bis zu 30 Prozent) mehr.

Das KPJ ist seit August 2014 fixer Bestandteil der neuen Medizinausbildung und muss im letzten Studienjahr absolviert werden. Das Pflichtpraktikum dauert 48 Wochen zu je 35 Wochenstunden. Mit der Zuwendung will man sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Laut Wehsely sind 650 Euro im Vergleich zu anderen Bundesländern hoch. Nieder- und Oberösterreich zahlen in etwa gleich viel, Vorarlberg 500 Euro monatlich, die restlichen Länder gar nichts. Warum die Bundeshauptstadt bisher nichts zugeschossen hat, erklärte die Ressortchefin mit einem Fingerzeig auf den Bund. Der Nationalrat habe damals nämlich die Änderungen der Ausbildung beschlossen, ohne diesen Aspekt mitzubedenken. Wien sei hier von sich aus aktiv geworden. Der KAV bietet rund 350 Praktikumsplätze pro Jahr in den Gemeindespitälern an. Wird das Angebot gänzlich ausgeschöpft, schlägt sich das monetäre Zuckerl mit rund drei Millionen Euro jährlich nieder.

Wie es in den Bundesländern aussieht

Wie gehen andere Bundesländer mit dem Thema Ärztemangel um? Dort dreht sich (wie in Wien) alles um das Thema Geld. In Kärnten soll der Landtag am morgigen Donnerstag das neue Gehaltsschema für Spitalsärzte beschließen. Das Einstiegsgehalt beträgt 3000 Euro brutto, mit Zulage und Überstunden bei einer 48-Stunden-Woche kommt ein Einsteiger auf knapp 5000 Euro brutto. Wobei das neue Gehaltsschema rückwirkend ab Jahresbeginn gilt. Insgesamt nimmt das Land Kärnten dafür 13,5 Millionen Euro in die Hand. In Burgenland dagegen laufen seit einiger Zeit Verhandlungen zwischen Ärztekammer und Politik, die laut Verhandlern auf einem guten Weg sind. Auch hier geht es um Geld und das neue Ärztearbeitszeitgesetz.

Innerhalb der Ärzteschaft werden die Mediziner in der Steiermark und in Salzburg beneidet. In der Steiermark erreichten die Mediziner eine Steigerung von zehn bis 18 Prozent beim Grundgehalt, in Salzburg gab es ein Plus von 30 bis 37 Prozent. Wobei die hohen Zugeständnisse in Salzburg mit einem drohenden Ärztemangel zu tun haben. Direkt hinter der Grenze in Deutschland wurden die Mediziner deutlich besser bezahlt. Ohne ein kräftiges Gehaltsplus hätte eine Abwanderung in den Norden gedroht. Insgesamt wendet das Land Salzburg 13,5 Mio. Euro auf, um die Abwanderung der Ärzte zu stoppen. In Oberösterreich wurde ein Gehaltsplus von 15 bis 20 Prozent ausverhandelt. Die Verhandlungen waren überschattet von einer Aussage von Landeshauptmann Josef Pühringer. Er hatte gemeint: „Ich hau' euch in die Pfanne, bis das Fett spritzt.“ Dagegen ist es in Vorarlberg und Niederösterreich ruhig. Beide Bundesländer haben das Arbeitszeitgesetz samt neuen Gehaltsmodellen bereits umgesetzt.

In Oberösterreich stimmte vor rund einer Woche eine knappe Mehrheit der Spitalsärzte (52,8 Prozent) für ein Gehaltspaket mit höheren Grundgehältern im Abtausch für die (gesetzlich vorgeschriebene) geringere Höchstarbeitszeit. Turnusärzte bekommen 15 Prozent mehr, Assistenzärzte 17 Prozent, Fachärzte um 20 Prozent. Überstunden werden außerdem (bis zu einem bestimmten Ausmaß) nicht mehr in Pauschalen, sondern einzeln abgerechnet. Insgesamt soll das ausverhandelte Paket den Ärzten rund 25 Mio. Euro mehr bringen. Geplant ist, dieses Paket mit 1. Juli umzusetzen. Parallel dazu hatte das Land Oberösterreich den Ärzten zugesagt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die mehrere Probleme lösen soll. Das soll die Unzufriedenheit in jenem großen Teil der oberösterreichischen Ärzteschaft reduzieren, der gegen das Paket gestimmt hat. Konkret wird sich die Arbeitsgruppe u.a. mit Maßnahmen zur Förderung des Ärztenachwuchses samt Verbesserung der Ausbildung beschäftigen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2015)

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