Ärztekammer fordert Kostenübernahme für Fortbildung

Die Ärztekammer verlangt, dass der Staat einen Teil der Kosten für die verpflichtende Fortbildung der Mediziner übernimmt.

Die Ärztekammer verlangt, dass der Staat einen Teil der Kosten für die verpflichtende Fortbildung der Mediziner übernimmt. In einer Pressekonferenz forderte die Spitze der Standesvertretung am Mittwoch Spitäler und Kassen auf, Strukturen zu schaffen, die es Ärzten zeitlich und finanziell ermöglichen, ihre Pflicht zur Fortbildung zu erfüllen.

Es sei nicht einzusehen, dass Spitalsträger nach eigenem Gutdünken entscheiden, ob ärztliche Mitarbeiter für Fortbildungszwecke freigestellt oder Fortbildungskosten übernommen werden bzw. dass niedergelassene Ärzte ihre Fortbildung gänzlich selbst finanzieren müssen, erklärte Peter Niedermoser, Präsident des wissenschaftlichen Beirats der "Österreichischen Akademie der Ärzte" und Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer. Er verwies darauf, dass zwar viele Träger einen Teil der Kosten übernehmen. Er selbst etwa zahle aber pro Jahr im Schnitt 4.000 Euro aus der eigenen Tasche dazu. Wenn die Politik die Ärzte zur Fortbildung verpflichtet, müsse sie sich auch über die Kosten Gedanken machen, meinte Niedermoser. Zudem forderte er eine Freistellung. Und auch für die niedergelassenen Ärzte verlangte er entsprechende Strukturen.

Zu Fortbildung verpflichtet

Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger verwies darauf, dass die Ärzte als eine der wenigen Berufsgruppen gesetzlich zu einer kontinuierlichen Fortbildung verpflichtet sind. Dazu wurde schon 1995 das Diplom-Fortbildungsprogramm (DFP) eingeführt. 2000 gründete die Ärztekammer die "Akademie der Ärzte" zur Administration. Das Fortbildungsdiplom ist der nach außen sichtbare Nachweis, dass ein Arzt auf dem aktuellen Wissensstand seines Faches ist. Ein DFP-Diplom erhält, wer die vorgeschriebene Mindestanzahl an durchschnittlich 50 Fortbildungspunkten pro Jahr nachweist. Das entspricht im Durchschnitt einer Woche Fortbildung pro Jahr, ein Arbeitsleben lang. Allein im Jahr 2014 wurden mehr als 2,7 Millionen Fortbildungspunkte elektronisch auf die Fortbildungskonten der heimischen Ärztinnen und Ärzte gebucht. Das entspricht bereits ca. 50 Stunden pro Arzt.

Ab September 2016 wird der Nachweis der Fortbildung gesetzlich verpflichtend. Über die Einhaltung wir der Disziplinarrat der Ärztekammer wachen. Niedermoser betonte, dass schon jetzt gut 90 Prozent der Ärzte die Fortbildungspflicht erfüllen. Ein Online-DFP-Konto, das auch die erworbenen Punkte verwaltet, haben derzeit rund drei Viertel aller Ärzte eingerichtet.

Missbrauch früher gegeben

Sowohl Niedermoser als auch der Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie, Michael Gnant, verwiesen auf die geltenden "strengen Regeln" sowohl für die Ärzte als auch für die Pharmaindustrie, um Missbrauch bei Fortbildungsveranstaltungen hintanzuhalten. Niedermoser gestand zu, dass es in früheren Jahren Missbrauch gegeben habe. Sowohl er als auch Gnant versicherten jedoch, dass es heute zu keinen Unvereinbarkeiten mit den Pharmafirmen mehr komme.

Gnant erläuterte, dass es in Österreich "in bemerkenswerter Weise" gelinge, das Wissen der Forschung und der Spitzenmedizin in die Spitäler und Ordinationen zu bringen. Er berichtete von einem bevorstehenden Vortrag vor Krebsspezialisten in den USA. Bis Jahresende will er dann in rund 50 Veranstaltungen auch österreichischen Kollegen seine Erkenntnisse näherbringen. Reinhold Glehr, Vizepräsident der Gesellschaft für Allgemeinmedizin, verwies auf zahlreiche "Qualitätszirkeln", in denen sich zehn bis 15 Ärzte regelmäßig austauschen. Bei "Hospitationen" organisieren einzelne oder mehrere niedergelassene Ärzte einen Fortbildungstag z.B. in einem Spital, um sich dort von Spezialisten neue Erkenntnisse zu holen.

(APA)

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