1. Mai: FPÖ im Bierzelt. Neos feierten mit (ihren) Kindern.
Die ÖVP beging den 1.Mai auf dem Flughafen Wien-Schwechat. „Ein Ort, an dem 365 Tage im Jahr gearbeitet wird“, so Parteichef Reinhold Mitterlehner, der Bewegung bei Reformen forderte – etwa die Angleichung des Frauenpensionsantrittsalters. Selbstbewusst gab sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Bierzelt in Linz-Urfahr: In Wien will er mit über 30 Prozent Bürgermeister werden. In Oberösterreich waren auch die Grünen: Eva Glawischnig diskutierte in Linz mit Schülern, warnte vor einem Kaputtsparen in der Bildung. Dieses Thema war auch das zentrale der Neos, die mit (ihren) Kindern im Neos-Lab feierten. Wahlkampftöne auch hier: Wien sei eine „verfilzte Stadt, die viel Geld verschwendet“, so die Wiener Spitzenkandidatin, Beate Meinl-Reisinger. (APA)
Von der Kappe über eine Ansteck-Nelke bis hin zur Einkaufstasche: Einen Sozialdemokraten soll man auch als solchen erkennen, lautet das Motto dieses "Maimarschierers" - und trifft wohl auf tausende weitere zu. Denn nicht nur sein Outfit, sondern die ganze Wiener Innenstadt färbt sich am Tag der Arbeit rot.(Bilder und Text: Hellin Sapinski) (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Schon um halb neun tönt es über den Wiener Ring: Fanfaren werden gespielt, Trommeln donnern. An der Spitze der Marschierer stehen ÖGB-Präsident Erich Foglar und Arbeiterkammer-Chef Rudolf Kaske sowie zahlreiche Anhänger der FSG (Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen). Ihre Botschaft: ''Ohne Kampf kein Fortschritt''. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Und auch etwas Eigenlob darf an diesem 1. Mai nicht fehlen: "Wir haben es geschafft. Wir haben 882.000 Unterschriften gesammelt, damit die Lohnsteuer sinkt - und das tut sie ab 1. Jänner 2016", ruft Foglar später vom Podium.Dieser Teilnehmer und sein vierbeiniger Begleiter können da nur zustimmen: "Wir müssen immer weiter kämpfen - für mehr Geld, für mehr Qualität, für mehr Freizeit". (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Einen Schlüssel zum Eigenheim bringt die FSG in der Gewerkschaft Bau-Holz mit auf den Rathausplatz. Darauf geschrieben steht ein "herzliches Dankeschön" an den "werten Genossen Häupl", den "lieben Michael" - und zwar für die Ankündigung des Stadtchefs, dass in Wien bald wieder Gemeindewohnungen errichtet werden sollen. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Musikalischer gehen es Vertreter der Alewiten in Wien an. Sie bringen zwar keine Geschenke, dafür aber die wohl beste Laune an dem bewölkten Vormittag mit - und ertanzen sich die Aufmerksamkeit der Schaulustigen. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Nicht zu übersehen sind auch die Liebhaber der Oldtimer, deren Zeit für einen Ausflug gekommen ist. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) "Keine weiteren Privatisierungen" im Bereich von "Post, Telekom und Flugsicherung" fordert die FSG und unterstreicht ihr Anliegen mit Warnwesten und Leuchtfeuern. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) "Gute Laune ist heute Mangelware", ruft eine "Pflegekraft" dazwischen. Es ist eine große Gruppe von Gleichgesinnten, die hinter ihm steht. "Unser Gesundheitssystem darf nicht kaputt gespart werden", wird skandiert. Und: "Mehr Personal, mehr Lohn". Applaus und Lacher gibt es für den Vorschlag: "Häupl 22 Stunden ins Gangbett" - eine Anspielung auf die Aussage des Wiener Bürgermeisters: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig". (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Aus Protest gegen diesen Sager haben die Lehrer heuer ausgelassen: Der Zentralverein der Wiener LehrerInnen hatte schon vorab bekanntgegeben, nicht am "Maiaufmarsch" teilnehmen zu wollen. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Wohl, um nicht wieder für schlechte Stimmung zu sorgen, schneidet Häupl bei seiner Rede das Thema Lehrer gar nicht erst an. Stattdessen schießt er sich auf die ÖVP ein, konkret auf Finanzminister Hans Jörg Schelling. "Herr Finanzminister, lassen sie uns einfach unseren Job machen. Wir wissen, was wir zu leisten haben, um die Zukunft der Bildung in dieser Stadt zu sichern. Wir tragen mehr als das übliche Scherflein dazu bei", ruft Häupl, wobei der erhoffte Applaus eher verhalten ausfällt. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Nötig sei dennoch eine Millionärssteuer, so der Landeshauptmann weiter. Dann könne auch der Minister sicher sein, dass seine Enkelkinder in einer "ganz wunderbaren Stadt" leben werden: "Auch wenn sie dann gelegentlich hinausfahren in das Weingut nach Niederösterreich, das sie geerbt haben von ihnen, um dort bei der Feldarbeit zumindest zuzuschauen, damit sie wissen, wie Arbeit ausschaut." (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) "Wir wissen, wie Arbeit aussieht", stimmt eine "Kehrerin" zu. Um das sichtbar zu machen, haben sie und ihre Kollegen auch gleich ihr Werkzeug mitgebracht. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Auch die Rauchfangkehrer haben sich in (Arbeits-)Schale geworfen. Nur die normalerweise weiße bzw. graue Kehrbürste haben sie gegen eine rote eingetauscht. "Glück bringen wir aber trotzdem", betont einer der Marschierenden. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Tempo machen unterdessen die "Red Bikers", die gerne mehr Motorrad-Abstellplätze hätten. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Unter die roten Vertreter von Wien-Liesing haben sich unterdessen Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundeskanzler Werner Faymann gemischt. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Schnelles Fortkommen spielt es für den SPÖ-Bundesparteiobmann nicht. "Er ist Kult", ruft ein Fan. "Er hat mir die Hand geschüttelt", ruft ein weiterer. Ein Autogramm schreibt Faymann schließlich dieser Dame - und erhält als Gegenleistung prompt einen Kuss auf die Wange. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Doch nicht alle Genossen sind erfreut über Faymann. Einige fordern etwa eine deutlichere, rotere Handschrift auf EU-Ebene. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) In seiner Rede versucht der Bundeskanzler dann zu beschwichtigen - und zu begeistern. Er unterstütze die Gewerkschaft bei sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen für die sechste Urlaubswoche, lässt er wissen. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Ein wenig zurückhaltender äußert er sich zur Arbeitszeitverkürzung. Die hält er zwar prinzipiell für richtig und logisch "in einer Welt, in der immer mehr Roboter die Arbeit übernehmen" - aber umsetzbar wäre sie nur "in klugen Schritten im europäischen Gleichklang und natürlich nur in Übereinstimmung der Sozialpartner". (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) "Viel mehr" will Faymann noch in Sachen Vermögenssteuern, die Steuerreform sei aber ein Riesen-Schritt zu weniger Steuern auf Arbeit. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) "Die SPÖ ist die einzige Partei, die die realen Probleme der Menschen sieht und diese lösen möchte", ruft dann die Vorsitzende der Wiener SPÖ Frauen, Vizebürgermeisterin Renate Brauner, ins Mikrophon. Und: "Die SPÖ ist die Öffi-Partei", hält sie fest. "Die Grünen dagegen planen teure Radwege", lässt sie dem städtischen Koalitionspartner ausrichten. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Wie er zu öffentlichen Verkehrsmitteln steht, verrät der pinke Hase zwar nicht. Seine Botschaft bringt er trotzdem an: "Hasen aller Länder vereinigt euch." Ob Karl Marx und Friedrich Engels mit dieser Interpretation einverstanden wären, bleibt offen. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Nicht nur der Hase, auch einige der Bezirksdelegationen haben so manch kritischen Spruch mitgebracht. So zitiert die Sozialistische Jugend den Wiener Vorwahlslogan "Für Wien brauchst a G'spür" folgendermaßen: "Einsparungen statt Vermögenssteuern? Für linke Politik fehlt euch "a G'spür." (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Und zu dem in den Reden nicht angesprochenen Thema Bootsflüchtlinge heißt es: "Reiche schwimmen im Geld. Flüchtlinge ertrinken im Meer. Was tut ihr?" (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Als zuletzt ein Meer von roten Luftballons in den Himmel steigen darf, scheint die Stimmung dennoch positiv aufgeladen - auch wenn der große Jubel ausbleibt. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Und als das "Lied der Arbeit" angestimmt wird, erhellen sich zumindest einige Gemüter. Und bei der "Internationalen" werden auch so manche Fäuste zustimmend geballt. (c) Hellin Sapinski (Presse Digital) Zu sagen bleibt den Gastgebern da nur noch: "Glück auf! Freundschaft". (c) Hellin Sapinski SPÖ-Maiaufmarsch zwischen Kult und Kritik ("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)
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