Arbeitslose sollen Kurse selbst wählen

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„Mehr Motivation“: Die Grünen reagieren mit einem Vorstoß auf die Kritik an AMS-Schulungen. Im Parlament wird zur Misere auf dem Arbeitsmarkt ein Entschließungsantrag vorbereitet.

Wien. Es ist eine der unangenehmsten Aufgaben für Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Am Montag wird er sich mit den aktuellen Daten zur Arbeitslosenstatistik und damit hunderttausenden Menschen, die keinen Job finden, beschäftigen müssen. Inhaltlich setzt die grüne Arbeitsmarktsprecherin, Birgit Schatz, einen Gegenakzent zum Sozial- und Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), dessen Linie auch Einschränkungen bei Schulungen zur Folge hat.

Die Grünen haben am 30. April bewusst den „Tag der Arbeitslosen“ begangen. Wer beim Arbeitsmarktservice (AMS) beschäftigungslos gemeldet ist, soll künftig eine umfangreichere Beratung über angebotene Schulungen erhalten. Danach sollen Betroffene selbst entscheiden, welches Kursangebot sie in Anspruch nehmen.

Das können auch Kurse außerhalb des AMS-Programms sein, sofern für diese eine offizielle Zertifizierung vorliegt. „Ich möchte die Selbstbestimmung und auch die Eigenverantwortung der Betroffenen ausbauen“, erläutert Schatz im Gespräch mit der „Presse“.

„Beratung ist derzeit zu kurz“

Es geht ihr besonders darum, „dass das alles viel motivierter passiert“. Denn mit „mehr Motivation“ bei den Kursen steige – verbunden mit einer vorangehenden ausführlichen Beratung – die Aussicht auf Erfolg. Arbeitslose würden leichter eine Beschäftigung finden.

Wichtig sei außerdem, dass diese Entscheidung „weisungsfrei“ vonseiten des AMS erfolgt, sodass Betroffene nicht in eine bestimmte Schulung gedrängt werden. Schatz nimmt die AMS-Bediensteten aber ausdrücklich in Schutz: Betreuern des Arbeitsmarktservice blieben derzeit teils nur sechs bis sieben Minuten, um Arbeitssuchende zu beraten. „Das ist zu kurz“, stellt die Parlamentarierin aus Salzburg fest.

Ein entsprechender Entschließungsantrag der Grünen an die Regierung ist in Vorbereitung. Bei einer solchen freien Wahl von Kursen handle es sich um eine Art Bildungskonto für Arbeitslose, von dem Arbeitssuchende qualifizierte Schulungen im Wert von 2000 Euro buchen könnten.

Hintergrund für den Vorschlag ist, dass Arbeitslose teils heftig beklagen, die ihnen zugeteilten Kurse würden bei der jeweiligen Jobsuche kaum etwas bringen. Teilweise würden Arbeitslosen Kurse lediglich zugeteilt, um das jeweilige Kontingent an Teilnehmern aufzufüllen.

Mehr Ressourcen für das AMS

Schatz bekräftigt außerdem, dass sie schon länger mehr Ressourcen für das AMS fordere. Wegen des Sparkurses der Regierung geht die Entwicklung aber in die gegenteilige Richtung. Zwar stehen wegen der Rekordzahl von fast einer halben Million Arbeitslosen mehr Mittel zur Verfügung. Aber das AMS muss in seiner Verwaltung rund acht Millionen Euro einsparen. Das ist die Vorgabe zur Einhaltung des von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und der Regierung fixierten Budgetpfades bis 2019.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2015)

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