Ausländer-Thema verhalf steirischer FPÖ zum Erfolg

Styria province top candidate of the far right Freedom Party Kunasek looks at a computer screen in Graz
Styria province top candidate of the far right Freedom Party Kunasek looks at a computer screen in GrazREUTERS
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Die Mehrheit der FPÖ-Wähler hat sich im Wahlkampf mit den Themen Zuwanderung und Integration beschäftigt. Insgesamt interessierte die Steirer Wirtschaft und Arbeitsplätze am meisten.

Der Erfolg der Freiheitlichen bei der Steiermark-Wahl dürfte zu einem guten Teil auf deren Ausländer-Politik zurückzuführen sein. Wie eine Wahltagsbefragung von SORA für den ORF ergab, haben FPÖ-Wähler in der Zeit des Wahlkampfs mit Abstand am meisten über Zuwanderung und Integration diskutiert. Bei den Sympathisanten der anderen Parteien gab es andere Themen, die interessierten.

Gleich 52 Prozent der FPÖ-Wähler bekannten, sich im Wahlkampf über Zuwanderung/Integration ausgetauscht zu haben. Gleich dahinter folgt mit 45 Prozent der Themenkomplex Sicherheit und Kriminalität. Hauptthema insgesamt und der ÖVP-Wähler war das Feld Wirtschaft und Arbeitsplätze (31 bzw. 27 Prozent), bei den SPÖ-Sympathisanten dominierten die Kosten des täglichen Lebens (26 Prozent) und die Grün-Wähler interessierten sich besonders für den Umweltschutz (49 Prozent).

Die sogenannte Reformpartnerschaft von SPÖ und ÖVP an sich bekam gar nicht so schlechte Zensuren. Gleich 59 Prozent waren mit ihr zufrieden und damit sogar mehr, als die Koalitionsparteien an Wählern lukrierten. Die viel diskutierte Zusammenlegung von Gemeinden und Bezirken goutierten sogar 60 Prozent der Befragten. Schlecht kamen hingegen Einsparungen im Sozialbereich an. So lehnten etwa 84 Prozent die Schließung von Spitälern oder Spitalsabteilungen ab.

Die Arbeit der Landesregierung erhielt ähnliche Zensuren wie der Begriff "Reformpartnerschaft". 57 Prozent fanden sie gut, wobei SPÖ- und ÖVP-Wähler jeweils fast zu 90 Prozent zufrieden waren. Auch die Grünen fanden die Leistungen der Regierung mehrheitlich (55 Prozent) gut. Ganz anders die Einschätzung der FPÖ-Sympathisanten. Kein einziger der Befragten beurteilte die Performance als "sehr gut" und auch nur zwölf Prozent waren "eher zufrieden".

Mit der Bundesregierung sind die SPÖ-Wähler am zufriedensten - nämlich zu 69 Prozent. Auch bei den VP-Sympathisanten überwiegen mit 59 Prozent die Freunde der Arbeit der Koalition in Wien. Bei den Freiheitlichen sind gerade einmal sieben Prozent zufrieden mit der Performance von Rot-Schwarz in der Bundeshauptstadt. 91 Prozent missfällt sie.

Überhaupt profitierte die FPÖ massiv von den Unzufriedenen. Gleich 71 Prozent der blauen Wähler fanden, dass sich das Land während der vergangenen Legislaturperiode eher negativ entwickelt habe. Bei den Grünen hielten sich die Einschätzungen die Waage, SP- und VP-Wähler erkannten mit deutlichen Mehrheiten eine positive Entwicklung. Übrigens machte es bei den Beurteilungen praktisch keinen Unterschied, ob es sich um Wähler aus Fusionsgemeinden oder aus unverändert gebliebenen Kommunen handelte.

Der FPÖ-Wähler ist in der Steiermark auch jener, der eine besonders trostlose Zukunft vor sich sieht. Nicht weniger als 82 Prozent blicken "mit Sorge" den kommenden Jahren entgegen.

FPÖ neue Arbeiterpartei

Die SORA-Befragung zeigt die FPÖ auch als die neue Arbeiterpartei. Demnach haben nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen bei der heutigen Landtagswahl ihre Stimme gegeben. Der SPÖ blieben gerade einmal 18 Prozent. Bei den Angestellten lag die ÖVP (31 Prozent) knapp vor der SPÖ (29) an der Spitze.

Erstaunlich knapp ist der Abstand bei den Selbstständigen zwischen Volkspartei und Freiheitlichen (39:33). Bei den Pensionisten kann die SPÖ (37) die ÖVP (31) auf Distanz halten.

Klar stärkste Partei wurde die FPÖ bei den Männern. 38 Prozent von ihnen votierten für die Freiheitlichen. 26 Prozent erhielt die ÖVP, 21 Prozent die SPÖ. Einigermaßen gerettet haben den Sozialdemokraten ihr Ergebnis die Frauen, die zu 37 Prozent rot wählten. Auf 31 Prozent kam hier die Volkspartei. Die Freiheitlichen schnitten mit 17 Prozent vergleichsweise schwach ab. Für die Grünen entschieden sich neun Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer.

Bei den Jungen bis 30 wurde die SPÖ mit 29 Prozent vor der FPÖ mit 25 Prozent stärkste Partei. Bei den 60-Jährigen und Älteren eroberten die Sozialdemokraten ebenfalls Platz eins, diesmal vor der Volkspartei (38 zu 31). In der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen war die FPÖ vor der ÖVP stärkste Partei (33 zu 31).

(APA)

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