Territorialstreit eskaliert: Pekings Landgewinnung im Südchinesischen Meer ist fast abgeschlossen.
Peking. Der gefährliche Territorialkonflikt im Südchinesischen Meer droht zu eskalieren: China will seine umstrittene Landgewinnung an den Spratly-Inseln „in den kommenden Tagen abschließen“, hat es aus Peking geheißen. Danach werde China damit beginnen, die dort vorgesehenen Einrichtungen zu bauen, hat der Sprecher des Außenministeriums, Lu Kang, am Dienstag in Peking angekündigt.
Die Konstruktionen sind umstritten, da die Inseln ganz oder in Teilen auch von Vietnam, Taiwan, Malaysia, den Philippinen und Brunei beansprucht werden. Die USA haben deshalb ihre militärische Präsenz in dem Gebiet verstärkt. Bei der Ankündigung der nicht näher beschriebenen Bauvorhaben sagte der Sprecher des Pekinger Außenamts, die Konstruktionen dienten „neben Bedürfnissen der militärischen Verteidigung vor allem zivilen Zwecken“. Er nannte Rettungsdienste, Katastrophenschutz, Meeresforschung, Seeverkehrssicherheit und Fischerei.
Landebahnen auf Inseln
Die Bauarbeiten haben Spannungen mit Nachbarländern und den USA ausgelöst. China werde seine territoriale Integrität entschlossen wahren, bekräftigte Lu Kang den Anspruch auf die Inseln. Trotzdem werde Peking versuchen, die Streitigkeiten durch Gespräche „auf der Basis des Respekts vor historischen Fakten“ zu lösen.
Nach US-Angaben ist China dabei, an fünf Stellen Land zu gewinnen und Bauten auf ehemaligen Korallenriffen und Sandbänken zu errichten. Laut der US-Denkfabrik Foreign Policy Research Institut wurden in zwei Jahren 800 Hektar neues Land geschaffen. Nach Aufklärungsflügen und der Auswertung von Satellitenaufnahmen gehen US-Experten davon aus, dass Hafeneinrichtungen, Kommunikations- und Überwachungsanlagen sowie Landebahnen errichtet werden. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2015)