Neos-Mandatar Nikolaus Scherak besuchte zwei Flüchtlingsquartiere. Und war einmal positiv, einmal negativ überrascht.
Wien/Salzburg. Offiziell sind alle einer Meinung: Die Zelte müssen weg. Also jene improvisierten Unterkünfte in Traiskirchen, Salzburg, Linz und Thalham, in denen rund 1000 Flüchtlinge untergebracht sind. Doch wo die Asylwerber – und jene, die laufend nachkommen – untergebracht werden sollen, wird in diesen Wochen noch geprüft. Beamte des Innenressorts sind zusammen mit den Bundesländern auf der Suche nach fixen Unterkünften oder Flächen, auf denen man Container aufstellen kann.
Dass Asylwerber dringend eine Alternative zu Zelten brauchen, findet auch Neos-Abgeordneter Nikolaus Scherak. Er besuchte das Zeltquartier in Salzburg und ist, wie er sagt, „schockiert“. „280 Männer müssen in Zelten oder Turnsälen übernachten, das ist in einem Land wie Österreich vollkommen jenseitig.“ Vor allem unter den Bedingungen, die er beobachtet habe: „Den Flüchtlingen stehen ein Duschwagen und vier Waschbecken zur Verfügung.“ Deutschkurse würden von offizieller Stelle nicht organisiert werden, allgemein würde nur eine Handvoll Betreuer den Menschen zur Seite stehen. Zuständig dafür ist die Firma ORS, die einen entsprechenden Auftrag vom Innenministerium hat.
„Die sogenannten Sozialzelte, in denen sich die Flüchtlinge zum Essen und Trinken treffen, gibt es ohnehin erst nach sieben Wochen vor Ort“, erzählt Scherak weiter. Davor habe es keine Sitzgelegenheit gegeben.
Dass sich die Lage der Flüchtlinge in Salzburg langsam verbessere, sei auf das Engagement von Freiwilligen zurückzuführen, die Freizeitaktivitäten organisieren würden.
Ende Juli: Reform und mehr Plätze
Dass allerdings auch bei größeren Quartieren die Betreuung den Umständen entsprechend gut sein könne, zeige das Beispiel Wiener Neustadt, meint Scherak weiter. Am Dienstag besuchte er die Veranstaltungshalle Arena Nova, in der 250 Asylwerber vorübergehend untergebracht sind. „Dort ist das Quartier durch das Rote Kreuz großartig strukturiert.“ Es gebe genügend Sanitäranlagen, Waschmaschinen, Duschen. „Wenn man also jene, die es können, die Arbeit erledigen lässt – und auch genügend Ressourcen zur Verfügung stellt –, kann es funktionieren“, meint Scherak.
Bis Ende Juli wollen die Länder jedenfalls 6500 zusätzliche Plätze zur Verfügung stellen. Dann wird auch die Reform des Asylwesens mit mehreren Erstprüfzentren in die Praxis umgesetzt. Sie soll im Idealfall das überfüllte Zentrum in Traiskirchen entlasten– und auch weitere Zelte verhindern. (ib)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)