Das Pensionsalter steigt – mit Hundstorfers Hilfe

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NATIONALRAT: HUNDSTORFER(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Österreicher gehen mit 60,1 Jahren in Pension: Wie Reformen wirken und wie die Statistik geschönt wurde.

Wien. Geht es nur nach den schwarz auf weiß vorgelegten Zahlen, könnte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bei den Pensionen mit Ferienbeginn in Ostösterreich die Beine bis zur nächsten Wahl 2018 hochlagern. Mit Stichtag 30. Juni gingen Österreicher in der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG, Gewerbetreibende, Bauern) später in Pension. Im ersten Halbjahr 2015 ist das Antrittsalter im Schnitt um 13 Monate auf 60,1 Jahre gestiegen. Damit wäre das von der Bundesregierung bis 2018 gesteckte Ziel schon jetzt erreicht.

Wäre: Denn Hundstorfers erfreuliche Zwischenbilanz hat gröbere Schönheitsfehler. Das mit 60,1 Jahren ausgewiesene durchschnittliche Pensionsantrittsalter beinhaltet einen statistischen Trick. Personen unter 50 Jahren, die früher in Invaliditätspension gegangen sind, und das Durchschnittsalter stark gedrückt haben, werden nun ins neue Pensionsmonitoring nicht einbezogen. Begründung: Diese Gruppe erhält seit 2014 statt der Pension ein Reha-Geld, das aber auch aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird.

Werden die Invaliditätspensionen herausgerechnet, steigt das Pensionsalter zwar – aber nur mehr um sechs Monate. Neben dem Beitrag des Sozialministers zur Verschönerung der Statistik geht dieser Anstieg um ein halbes Jahr tatsächlich auf einen Reformbeitrag Hundstorfers und der rot-schwarzen Koalition zurück.

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43 Prozent weniger „Hackler“

Denn seit Anfang 2014 wurde etwa der Zugang zur Hacklerpension deutlich verschärft, statt 60 ist dieser erst ab 62 Jahren möglich. Die Zahl der Neuzugänge in die Hacklerpension (offiziell: Langzeitversichertenregelung) ist so um 43 Prozent gesunken, bei der Invaliditätspension war es ein Minus von 33 Prozent. Der Minister sieht Österreich „auf dem richtigen Pfad“.

Zweiter arger Schönheitsfehler: Gruppen mit einem gut drei Jahre früheren Pensionsantritt, wie Wiens Beamte oder auch Beamte anderer Länder, würden den Schnitt deutlich drücken, fehlen aber in der Statistik. Ebenso wie die Bundesbeamten, die aber im Schnitt mit 60,6 Jahren in den Ruhestand traten. Der Grund ist ein Versäumnis Hundstorfers: Das Monitoring wird vorerst von ihm in Eigenregie erstellt, eine gesetzliche Lösung, die alle Gruppen einbezieht, fehlt nach wie vor. Am 7. Juli soll nun darüber verhandelt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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