News-Verlag ohne Format

Der News-Verlag im Media-Tower sucht neue Strategien.
Der News-Verlag im Media-Tower sucht neue Strategien.Die Presse
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Spätestens 2016 wird das "Format" als eigenständiges Magazin eingestellt. Dann wird es nur eine Wirtschaftsmarke im VGN-Verlag geben: den "Trend".

Der Patient liegt auf dem Tisch. Dünn ist er geworden. Und wirkt ein wenig blass. Als Todgeweihten, der nur noch künstlich am Leben erhalten wird, sehen Mitarbeiter das „Format“ heute. Im Oktober 1998 kam es erstmals heraus, als starker Herausforderer des etablierten „Profil“, mit dem sich der Neuling zunächst einen harten Preiskampf lieferte. Quasi aus dem Stand heraus verkaufte das vom damaligen Herausgeber Wolfgang Fellner gepushte Wirtschaftsmagazin deutlich über 120.000 Hefte pro Woche – das „Profil“ musste sich vorerst mit einem Platz im Windschatten (110.000 verkaufte Exemplare) begnügen. Zu Beginn und in den Anfangsjahren noch mit auffallend vielen journalistisch hervorragenden Mitarbeitern ausgestattet – darunter Klaus Stimeder (er gründete später das Magazin „Datum“), Robert Misik oder Thomas Weber (er ist heute Herausgeber von „The Gap“) – eroberte sich das Heft eine Stellung auf dem Markt, die auf die Dauer aber nicht zu halten war. 2011 musste man die Auflagenzahlen nach unten revidieren – einige Titel des Verlags hatten die ÖAK-Daten geschönt. Zuletzt sank die verkaufte Auflage des „Format“ auf unter 28.000 Stück, die Reichweite lag bei 1,5Prozent – weit hinter dem „Profil“.

Dass der Patient, für dessen Schicksal als Verlagsgeschäftsführer nun Horst Pirker zuständig ist, noch lebt, wundert die Mitarbeiter. Denn dass das „Format“ als eigenständiges Heft eingestellt wird, ist beschlossene Sache. „Spätestens Anfang 2016“ will Pirker „die Angebote für die Business Community unter der Marke ,Trend‘ bündeln“. 2016 will er für die Verlagsgruppe News (VGN) und deren Eigentümer Gruner+Jahr wieder Gewinne einfahren.


Das „Format“ als Organspender. Warum er sich dann den teuren Tropf leistet und das „Format“ bisher am Leben erhält? Er braucht das Heft – noch – als Organspender für den „Trend“, über dessen Zukunft Pirker derzeit brütet. Der Mitarbeiterabbau, der mit der Schließung des „Format“ zwangsläufig einhergeht, soll „die Nichtleistungsträger“ beider Magazine treffen, hört man aus dem Verlag – die Qualitätsschreiber des „Format“ werden also künftig für die Marke „Trend“ schreiben. Noch kennt dort aber niemand die genaue Strategie. „Jeden Monat, den wir hier weiter arbeiten, ist ein gewonnener Monat“, heißt es in der „Format“-Redaktion, in der die Belegschaft über die Jahre immer kleiner geworden ist. Seit dem vergangenen Jahr werden Abgänge nicht mehr nachbesetzt.

Die Unsicherheit ist groß. Für Details ist es aber noch zu früh – weil wichtige Entscheidungen offen sind. Laut Pirker soll über den Sommer entschieden werden, wie oft der neue „Trend“ erscheinen wird. Sicher jedenfalls „deutlich häufiger“ als bisher. Auch die Produktion eines Premium-„Trend“ wäre möglich, glauben die Mitarbeiter. Und eine Onlinestrategie steht ebenfalls aus. Viel zu tun also.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2015)

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