Berge, Menschen, Abenteuer: Die stillen Momente

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Manfred Pascher hat aus einem kleinen Filmfest zur Förderung des Tourismus in St. Anton ein österreichweit renommiertes Festival gemacht.

Goldbraune Haut, stählerne Körper und rostrote Gesteinsblöcke in weitläufiger Felslandschaft. Kletterfreaks auf dem Weg nach oben, spektakulär auf die Leinwand projiziert. Es ist still geworden im Gartenbaukino in Wien, wo das Filmfest St.Anton zum bereits dritten Mal gastiert, um Appetit auf die 24Streifen zu machen, die im August in der 2500-Einwohner-Gemeinde am Arlberg gezeigt werden. Mit der Spannung im Publikum ist auch die Temperatur im Raum gestiegen. „Der Zinnenmann“ zieht das Publikum in seinen Bann, aber dazu später mehr.

Vor 20 Jahren mit ein paar Freiwilligen und 280.000 Schilling ins Leben gerufen, ist das Sport- und Bergfilmfestival heute mit einem Budget von 110.000 Euro und rund 500 Gästen pro Abend zu einem unverzichtbaren Faktor für die Tourismusregion St. Anton geworden. Zu verdanken ist das unter anderem Manfred Pascher – anfangs für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zuständig, leitet er mittlerweile das viertägige Event in Tirol.

„Der Werdegang des Filmfests ist schon beachtlich“, sagt der 57-jährige Innsbrucker. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, als wir die Filmbilder, die ja das Gesicht des Festivals sind, entwickeln ließen und per Post verschickten, heute wäre das undenkbar.“ Was ihn nach all den Jahren besonders fasziniert, sind die „nachkommenden Filmschaffenden im Amateursektor“, wie er betont. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie Hobbysportler nach und nach anfangen, ihre Leidenschaft zu filmen und daraus irgendwann imposante Filme werden. Das bereitet mir oft mehr Freude als Filme mit professionellen Budgets und einem großen Team.“

Im freien Fall von den Alpen

So wird den einheimischen sowie internationalen Bergfreunden, Kletterern und Cineasten auch in diesem Jahr (26.bis 29. August) eine breite Auswahl an professionellen und Independent-Produktionen präsentiert. Ob freie Fälle von den höchsten Wänden der Alpen oder Abfahrten mit dem Mountain Bike von den steilsten Bergen Namibias – auf dem Programm in der Halle Arlberg-well.com, die anlässlich der Weltmeisterschaft 2001 gebaut wurde, stehen atemberaubende Landschaften und waghalsige Abenteuer. Vor allem aus Innsbruck reisen jedes Jahr hunderte Alpinisten an. Sie kennen die Freuden und Tücken des Kletterns und sind Teil der Szene. Einer Szene, der auch der Südtiroler Christoph Hainz angehört, Protagonist des anfangs erwähnten Films, in dem er akrobatische Meisterleistungen vollbringt. Dicht an einen Felsblock gepresst, erklimmen seine vom Magnesia-Pulver weißen Finger am Ende eine winzige Leiste. Es folgt ein Griff im überhängenden Dach. Ein letzter Zug, die Beine über den Kopf, scheinbar schwerelos, und er ist auf dem Gipfel. Der 53-Jährige klettert in dem Film die Comici-Route an der 500 Meter hohen Nordwand der großen Zinne free solo – also ohne Seil, ohne Sicherung und ohne Partner.

„Uns ist wichtig, nicht nur Action, Abenteuer und Spannung zu zeigen, es geht auch und vor allem um die stillen Momente wie etwa in dem Film ,Samaya‘ über die Schönheit der Natur Islands“, sagt Pascher. „Starkult wird bei uns nicht betrieben. Die Natur ist der Star, das ist und bleibt die wesentliche Botschaft des Filmfests.“

ZUR PERSON

Festival. Berg- und Extremsportfilme stehen im Fokus des Filmfests St. Anton (www.filmfest-stanton.at), das in diesem Jahr von 26. bis 29.August stattfindet. Vergangene Woche gab es bereits zum dritten Mal als Appetizer ein eintägiges Gastspiel im Wiener Gartenbaukino, in dem ausgewählte Filme des Festivals wie beispielsweise „Balloonskiing“, „Vertrider“ und „1point7 – Fliegen ohne Flügel“ gezeigt wurden. Von Anfang an mit dabei war Manfred Pascher (Bild). Der 57-jährige Innsbrucker war zunächst für die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing zuständig, mittlerweile ist er der Leiter des Filmfests St. Anton. [ Filmfest St Anton]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2015)

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