Gesundheitsreform: "Bereitschaft zu verhandeln fehlt"

Ingrid Reischl
Ingrid Reischl(c) Michaela Bruckberger (Presse Print)
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In manchen Bundesländern gibt es keine Bereitschaft der Ärztekammer, zu verhandeln, kritisiert die Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse.

Eine schleppende Umsetzung der Gesundheitsreform hat die Vorsitzende der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse, Ingrid Reischl, am Montag kritisiert. Vor allem die geplante neue Primärversorgung zur Entlastung der Spitäler funktioniert noch nicht.

Mit der neuen Primärversorgung sollen Ärzte, Therapeuten und Pflegefachkräfte ganztätig für die Patienten zur Verfügung stehen und damit die Spitäler und Ambulanzen entlasten. Dafür können entweder neue Zentren errichtet werden oder bestehende Einrichtung vernetzt werden. Ziel ist es bis 2016 ein Prozent der Bevölkerung mit diesen Einrichtungen zu versorgen. Derzeit besteht allerdings erst ein Primärversorgungszentrum im Wien.

Ärztekammer mitverantwortlich für Verzögerung

Reischl machte nun am Montag im Ö1-"Morgenjournal" die Ärztekammer mitverantwortlich für die Verzögerung: "In manchen Bundesländern gibt es keine Bereitschaft der Ärztekammer, zu verhandeln", klagt Reischl und führt als Beispiel ihre Wiener Situation an: "Für die zwei Pilotprojekte (in Wien, Anm.) haben wir 38 Verhandlungsrunden gebraucht im Setting Ärztekammer, Wiener Gebietskrankenkasse und Stadt Wien. Das zeigt natürlich, dass es nicht so leicht ist", beklagt die WGKK-Obfrau. "Wenn es keine Bereitschaft von allen Beteiligten gibt, ist es schwierig. Dadurch geht es sehr langsam."

Reischl fehlt es auch an Flexibilität der Ärzte: "Ich muss nach wie vor Verträge unterschreiben von 9.00 bis 11.00 Uhr und einem langen Abend und von 13.00 bis 15.00 Uhr. Wie sollen die Menschen da zum Arzt gehen?" Es sei nicht möglich gewesen, wenigstens symbolisch eine Stunde längere Öffnungszeiten am Abend zu erreichen.

Für die Vorsitzende der Trägerkonferenz ist es auch schwierig, Betreiber für diese Zentren zu finden. "Es müssen sich drei Ärzte finden, die sich vielleicht gar nicht gut kennen und die ein wirtschaftliches Risiko teilen müssen - ein sehr schwieriger Prozess." Reischl drängt jedenfalls darauf, mit dem kommenden Finanzausgleich Mittel umzuschichten. Das Angebot im niedergelassenen Bereich müsse verstärkt werden, und "logischerweise müssen auch die Mittel dorthin fließen". Das bedeutet: Die für die Spitäler zuständigen Länder würden weniger bekommen.

Zu langsam bei der Umsetzung der Reform geht es auch dem steirischen Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP): "Bei der Umsetzung handeln wir in Zeitlupe, wir sollten aber im Zeitraffer agieren", fordert Drexler und pocht auf eine "Dynamisierung des Prozesses, damit wir den Papiertiger mit Leben erfüllen können".

(APA)

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