Im niederösterreichischen Erstaufnahmezentrum haben 2000 Menschen kein Bett. In Oberösterreich sollen 300 Asylwerber in Containern untergebracht werden.
Traiskirchen/Linz. Eigentlich sollte das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen entlastet werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Immer mehr Menschen halten sich in dem überfüllten Zentrum auf. Am Montag gab es einen neuen Rekordwert: Rund 4300 Flüchtlinge wurden auf dem Areal untergebracht. Allerdings stehen nur für 2300 von ihnen auch Betten zur Verfügung.
In den Bundesländern sucht man daher immer noch nach Quartieren, in denen Flüchtlinge unterkommen können. Oberösterreich behilft sich dabei mit Containerdörfern: Insgesamt 300 Flüchtlinge sollen an drei Standorten auf diese Weise untergebracht werden.
100 Personen davon sollen in die Kaserne Hörsching (Bezirk Linz-Land) kommen. Die weiteren Standorte sind Straßenmeistereien in Mondsee (Bezirk Vöcklabruck) und Ohlsdorf (Bezirk Gmunden). Je 76 Container sollen an den drei Orten aufgebaut werden.
Die Flüchtlinge werden in den kommenden Wochen dort einziehen. Das bedeutet, dass die Zelte in dem Bundesland abgebaut werden können. Jene auf dem Gelände des Erstaufnahmezentrums in Thalham im Attergau sind bereits leer, gab Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) am Montag bekannt. Auch in Linz werde die Räumung der Zelte auf dem Polizeisportplatzgelände Ende dieser Woche abgeschlossen sein.
Auch Thalham entlasten
Am Montagnachmittag stand zudem im Innenministerium ein Treffen mit dem Bürgermeister der für Thalham zuständigen Gemeinde St. Georgen, Ferdinand Aigner (ÖVP), auf dem Programm. Es sollte die Zukunft der Einrichtung erörtert werden. Denn seit Jahren ist auch das Erstaufnahmezentrum in Thalham statt mit 120 mit rund 200 Flüchtlingen überbelegt.
Mit Inkrafttreten des neuen Asylgesetzes am 20. Juli soll nun Thalham genauso wie Traiskirchen durch sieben neue Verteilerzentren entlastet werden. Laut Innenministerium werden nun in den Attergau nur mehr Dublin-Fälle überstellt, die rund ein Viertel der Flüchtlinge ausmachen. Das sind Flüchtlinge, für die ein anderes EU-Land zuständig ist. Doch „ein Herunterfahren der Belegung ist nur in Etappen möglich“, glaubt Pühringer.
Der neue Militärbischof, Werner Freistetter, hält – wie es in Oberösterreich der Fall ist – Kasernen als Flüchtlingsunterkünfte „für keine dauerhafte Lösung“. Das gelte auch für kirchliche Gebäude wie Pfarrhöfe, denn diese müssten erst adaptiert werden, sagte er zur Austria Presse Agentur.
Laiendolmetscher gesucht
Allerdings mangelt es nicht nur an langfristigen Quartieren für die Flüchtlinge, sondern auch an Personal: In Salzburg wirbt etwa die Polizei laut ORF um Laiendolmetscher. Arabisch und Russisch seien besonders gefragt. In den meisten Fällen sollen sie telefonisch mit den Flüchtlingen sprechen, die die Polizei aufnimmt. (red./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2015)