Thiems "unfassbarer Sommer"

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Dominic Thiem gewann nach Umag auch in Gstaad und reist mit dem Selbstvertrauen von acht Siegen in Folge nach Kitzbühel an.

Gstaad. Der Höhenflug von Dominic Thiem hält an, Österreichs Nummer eins kommt mit drei Turniersiegen im Gepäck zum Heimbewerb nach Kitzbühel. Nach dem Triumph in Umag war der 21-Jährige auch im darauf folgenden ATP-250-Turnier in Gstaad siegreich. Er bezwang den topgesetzten Belgier David Goffin nach 1:25 Stunden mit 7:5, 6:2. Für Thiem war es der dritte ATP-Turniersieg seiner Karriere, alle drei feierte er in diesem Jahr – das gelang zuvor aus heimischer Sicht nur Thomas Muster (zuletzt 1996). Außerdem ist er erst der vierte Spieler nach Milos Raonic, Grigor Dimitrow und Bernard Tomic, der nach 1990 geboren ist und bei zumindest drei Tour-Titeln hält.

„Das ist ein unfassbarer Sommer“, sagte Thiem, der mit dem Erfolg gegen Goffin auch auf den Tag genau persönliche Revanche übte. Schließlich hatte der Belgier im Vorjahr im Kitzbühel-Finale den damaligen Traum vom ersten Sieg zunichtegemacht. „Das war unser zweites Finale, sorry, dass diesmal ich gewonnen habe. Aber ich hoffe, es wird noch viele weitere geben.“ Wie schon in Kroatien war Trainer Günter Bresnik nicht vor Ort, stattdessen wurde Thiem von Vater Wolfgang, Mutter Karin und Bruder Moritz unterstützt. „Danke an meine Familie. Sie können ja nicht so oft kommen, weil Tennis auf der ganzen Welt gespielt wird“, sagte der Niederösterreicher.

„Ein komisches Match“

Das Endspiel zwischen der Nummer 24 der Welt und dem zehn Ränge besser klassierten Belgier auf dem Center-Court war nicht hochklassig, aber vor allem im ersten Satz spannend. In diesem ging Thiem mit 3:1 in Führung, musste dann aber vier Games in Folge abgeben. „Irgendwie habe ich den Faden verloren, es war vom Spielverlauf ein komisches Match“, gestand Thiem. Die Nummer drei des Turniers kämpfte sich jedoch zurück und nutzte den ersten Satzball zum 7:5. Im zweiten Satz gab er auf den Breakgewinn gleich zu Beginn zwar umgehend das eigene Service ab, doch in der Folge hatte er dank vieler Fehler Goffins leichtes Spiel und verwertete schließlich seinen ersten Matchball.

„Ein großartiges Turnier mit hervorragender Organisation und immer vollen Rängen – dafür trainiert man jeden Tag, dass man dann auf einem vollen Center-Court ein Finale gewinnt“, sagte Thiem, der sich zum 100. Jubiläum des Schweizer Sandplatzturniers als erster Österreicher in der Siegerliste verewigte. Der Lichtenwörther sicherte sich zudem die Siegprämie von 80.000 Euro und 250 Punkte, womit er in der heute erscheinenden Weltrangliste bereits an die Top 20 anklopft. Im vielleicht noch aussagekräftigeren ATP-Race, der Wertung des Jahres 2015, hat sich Thiem bereits bis auf Platz 15 vorgekämpft.

Premiere als Nummer eins

Die Daviscup-Enttäuschung ist damit endgültig vergessen, zur Mission Wiedergutmachung reist Thiem mit dem riesigen Selbstvertrauen von acht Siegen in Serie nach Kitzbühel an. „Das ist noch einmal ein ganz großes Highlight – das letzte Sandturnier im Jahr in meiner Heimat. Es läuft extrem gut, und ich will dort natürlich noch einmal gut spielen“, erklärte der 21-Jährige. In den Tiroler Bergen wird es kein Wiedersehen mit Goffin geben, denn der Titelverteidiger sagte zum Ärger von Turnierdirektor Alexander Antonitsch aus persönlichen Gründen kurzfristig ab. Damit wird Thiem erstmals in seiner Karriere an Position eins gesetzt in ein Turnier gehen.

Den ersten Auftritt hat Österreichs Nummer eins nach einem Freilos erst im Achtelfinale, in diesem könnte es wie schon zuletzt in Umag zum Duell mit Landsmann Andreas Haider-Maurer kommen. Die Kitzbüheler Tribünen dürften dann im Gegensatz zum Daviscup prall gefüllt sein, hat der eindrucksvolle Erfolgslauf doch die Hoffnungen der rot-weiß-roten Fans auf den ersten Heimsieg seit Thomas Muster vor 22 Jahren gewaltig wachsen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2015)

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