ÖVP-FPÖ: Lopatka schließt "fliegenden Wechsel" aus

Reinhold Lopatka
Reinhold LopatkaDie Presse
  • Drucken

ÖVP und FPÖ fehlen zwei Mandate für eine Mehrheit. Klubchef Lopatka beruhigt. Für die Zeit nach den Wahlen will er aber keine Regierungskonstellation ausschließen.

Die ÖVP wächst: Mit den beiden Neuzugängen vom Team Stronach, Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger, hat die Volkspartei nur noch ein Mandat weniger als die SPÖ. Um eine schwarz-blaue Mehrheit im Nationalrat zu bilden, sind noch zwei Mandate nötig. Dass diese Konstellation noch in der laufenden Legislaturperiode entstehen könnte, schloss nun der schwarze Klubobmann aus. "Es ist absurd, zu glauben, dass es einen fliegenden Wechsel geben könnte", sagte  Reinhold Lopatka am Montag im Ö1-"Morgenjournal". Für die Zeit nach den Wahlen wollte er allerdings keine Koalition ausschließen. Eine Neuwahl will er jetzt allerdings nicht: "Was soll besser werden, wenn wir wählen gehen?"

Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl schloss kurz darauf einen fliegenden Regierungswechsel zu Schwarz-Blau "kategorisch" aus. Die neue "Mandatsstärke" der ÖVP nach den jüngsten Fraktionswechseln vom Team Stronach fuße in keiner Weise auf dem Wählerwillen, erklärte Kickl in einer Aussendung. "Wenn die ÖVP der Rolle des Juniorpartners in der Koalition mit der SPÖ überdrüssig ist, gibt es nur einen demokratischen Weg das zu ändern: Neuwahlen."

Warnungen vor einem Regierungswechsel von den Grünen waren nach den jüngsten Fraktionswechseln vom Team Stronach zur ÖVP ergangen. Scharfe Kritik kam auch vom derzeitigen Koalitionspartner SPÖ. Äußerst kritisch sieht die Neuzugänge auch die JVP Vorarlberg.

Wechseln auch Lugar und Steinbichler?

Grundsätzlich gehe es nicht um das "Abwerben", sondern darum dass das ÖVP-Grundsatzprogramm zu 100 Prozent unterstützt werde und wie jemand im Parlament agiert habe. Außerdem hätten die nun neu dazugestoßenen Abgeordneten keine Zukunft mehr beim Team Stronach gesehen. Lopatka schloss aus, dass etwa Robert Lugar oder Leo Steinbichler vom Team Stronach in den ÖVP-Klub aufgenommen würden.

Die Empörung in anderen Parteien wollte Lopatka nicht verstehen und verwies auf Parteiwechsel etwa bei der SPÖ oder den Grünen. Diese sollen nicht mit zweierlei Maß messen, forderte er. Der ÖVP-Klubobmann räumte aber ein, dass ein derartiger Wechsel "nur der Ausnahmefall" sein könne. Laut Lopatka sollen übrigens auch SPÖ-Mandatare bei Rouven Ertlschweiger angefragt, ob er Interesse habe, zur SPÖ zu wechseln.

Schieder kritisiert "die schlechteste Form von Politik"

SPÖ-Klubchef Andreas Schieder kritisierte die Vorgänge bei der ÖVP im ORF-Radio scharf: "Ich halte das für die schlechteste Form von Politik." Dies würde lediglich die "negativen Vorurteile" mancher gegenüber der Politik bestätigen. Schwarz-Blau begrüßen würde hingegen Marcus Franz, erst Anfang Juni vom Team Stronach zur ÖVP übergelaufen. Gegenüber der Tageszeitung "heute" erklärte er am Montag: "Ich persönlich finde, Schwarz-Blau hätte Charme." Er geht aber davon aus, dass SPÖ und ÖVP bis zur Wahl 2018 an der Regierung bleiben. Darauf angesprochen meinte Lopatka: "Franz sagt aber, nicht in dieser Legislaturperiode."

Kathrin Nachbaur, deren Wechsel am Samstag bekannt gegeben wurde, sei nicht die Erst, die die Sinnhaftigkeit des Klubzwangs infrage stellt, so Lopatka im Radio-Interview weiter. Zwar habe er als Klubchef dafür zu sorgen, dass alle gemeinsam abstimmen. Ein "starker Klub" halte aber einmalige Abweichungen aus, so Lopatka.

JVP Vorarlberg findet Wechsel #beschämend

Nicht glücklich mit dem "Klub-Import" von Team-Stronach-Abgeordneten ist hingegen die JVP Vorarlberg. Dieser sei "peinlich und einer bürgerlichen Partei nicht würdig. #beschämend", schrieb die Jugendorganisation auf Twitter. Rouven Ertlschweiger jedenfalls zeigte sich zufrieden und erklärte in der Zeitung "Österreich", Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner habe ihn "angerufen und sich persönlich bei mir bedankt". Der Vizekanzler wollte sich zu den Neuzugängen in seiner Partei am Wochenende nicht äußern.

Zahl der Mandate

Was die Stärkeverhältnisse betrifft, ist die ÖVP der SPÖ im Nationalrat nun ganz nahe gerückt und hält bei 51 Mandataren, die SPÖ stellt 52 Abgeordnete im Nationalrat. Insgesamt gerechnet wurde die Kanzlerpartei SPÖ sogar überholt: Mit 51 Vertretern im Nationalrat, 24 im Bundesrat sowie fünf EU-Abgeordneten, die ebenfalls zum Klub gezählt werden, kommt Lopatka auf insgesamt 80. Das sind um zwei mehr für die ÖVP, denn die SPÖ hält bei einer solchen Rechnung bei 78.

>>> Bericht im Ö1-"Morgenjournal"

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Porträt: Reinhold Lopatka, Mitterlehners Machiavelli

Ob bei der Auflösung des Team Stronach oder der steirischen Regierungsbildung: Lopatka hat fast überall seine Finger im Spiel. Er macht mit freundlicher Miene Machtpolitik - für seinen fünften ÖVP-Chef.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.