Krankenkassen rutschen in tiefrote Zahlen

Peter McDonald
Peter McDonaldDie Presse
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Nur Kärnten und die Steiermark bilanzieren positiv. Wien und Niederösterreich haben die höchsten Defizite.

Wien. Minus 129,3 Millionen Euro heuer nach einem Plus in Höhe von 88 Millionen Euro noch im Vorjahr: So sieht die Prognose des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger für die Entwicklung der Bilanz der Krankenkassen aus.

Der Chef des Hauptverbands, Peter McDonald, führt das Defizit auf sinkende Beitragseinnahmen durch wachsende Arbeitslosigkeit und auf steigende Ausgaben vor allem bei Medikamenten zurück. Für ihn sind die Zahlen „keine Überraschung“. Man habe gewusst, das 2015 ein „sehr herausforderndes Jahr“ sein werde. Nur für Kärnten (plus 5,6 Mio.) und die Steiermark (plus 0,7 Mio.) werden schwarze Zahlen erwartet. Das größte Minus wird der Wiener Kasse in Höhe von 64,6 Mio. vorhergesagt, gefolgt von Niederösterreich mit 41,8 Mio.

Anders die Situation bei den Berufskrankenkassen. Da erwartet die SVA der gewerblichen Wirtschaft, die zuletzt im Minus war, für heuer einen Gewinn von 6,4 Mio. Euro. Die SVA der Bauern prognostiziert einen Überschuss von 53 Mio. Euro. Einer der Hauptpreistreiber bleiben die steigenden Medikamentenkosten. Sie sollen mit einem prognostizierten Plus von 7,2 Prozent heuer mehr als doppelt so stark wachsen wie die Beitragseinnahmen (plus 3,5 Prozent). McDonald verwies darauf, dass man auf der einen Seite mit sinkenden Beitragseinnahmen aufgrund von Arbeitslosigkeit, auf der anderen Seite mit steigenden Ausgaben vor allem bei Medikamenten konfrontiert sei.

McDonald ortet bei einigen Pharmafirmen eine „aggressive Preispolitik“. Zudem verursacht die kleine Gruppe hochpreisiger Medikamente mit einem Packungspreis von über 700 Euro bereits ein Viertel aller Ausgaben. Der Hauptverbands-Chef gibt an, bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet zu haben. So stehe man mit der Pharmaindustrie in „harten Verhandlungen“ um Preisreduktionen. Er will Rabatte von derzeit 18 auf 65 Mio. Euro anheben und zusätzlich weitere Preisreduktionen von 60 Mio. Euro erzielen. Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber erklärte, allein aufgrund von Patentabläufen sei mit 330 Mio. Euro in den nächsten Jahren an Einsparungen zu rechnen. Statt sich auf die Arzneimittel zu konzentrieren, sollten strukturelle Maßnahmen gesetzt werden. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2015)

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