Flüchtlingskinder in Traiskirchen nicht auffindbar

Ein Flüchtlingskind im Lager Traiskirchen.
Ein Flüchtlingskind im Lager Traiskirchen.(c) REUTERS
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Mehrere Kinder und Jugendliche sollten nach Wien gebracht werden, waren jedoch in Traiskirchen nicht auffindbar. Am Samstag waren vier Jugendliche noch immer abgängig.

37 Kinder hätten am Freitag vom Erstaufnahmezentrum in einer Wohngemeinschaft der Volkshilfe in Wien-Liesing und im Zweiten Georg-Danzer-Haus in Favoriten eintreffen sollen. Ein Teil der Kinder war für die Traiskirchen tätige Betreuungsfirma ORS nicht auffindbar. Das sei "eine Katastrophe für die österreichische Verwaltung" und müsse Konsequenzen haben, kritisierte Flüchtlingskoordinator Peter Hacker. Im Innenministerium sah man die Aufsichtspflicht nicht verletzt. Asylsuchende würden "nun einmal nicht in Ketten liegen", erklärte ein Sprecher laut "Wien heute".

Inzwischen sind drei der nicht Angetroffenen nach Traiskirchen zurückgekehrt. Vier Jugendliche sind jedoch weiter abgängig. Die afghanischen Jugendlichen im Alter von 13 und 14 Jahren haben das Erstaufnahmezentrum nicht über den regulären Ausgang verlassen - was registriert worden wäre -, sondern sind offenbar über den Zaun geklettert.

Wie bei Minderjährigen üblich, sei auch schon gestern polizeiliche Abgängigkeitsanzeige erstattet worden, berichtete Grundböck. Es sei nicht auszuschließen, dass die vier Jugendlichen ein anderes Zielland hatten als Österreich und sich dorthin auf den Weg gemacht haben. Das sei "ein Umstand, der bei Asylsuchenden nicht selten auftritt".

Laut Medienberichten soll es bereits vor einigen Wochen zu einer ähnlichen Situation gekommen sein, als die Stadt Wien mehrere junge Frauen aus Traiskirchen abholen wollte. Ein Zustand, der dem Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker den Kragen platzen lässt: "Es ist eine Katastrophe für die Kinder, die dort in diesem Lager alleine offensichtlich herumirren, für die Menschen, denen wir Schutz und Hilfe geben sollten, weil sie gerade einem Bürgerkrieg entflohen sind. Es ist eine Katastrophe für die österreichische Verwaltung. Das darf nicht sein, das muss Konsequenzen haben, davon bin ich überzeugt“, sagt Hacker in der ORF-Sendung „Wien heute“. Die Zustände seien "inakzeptabel" und ein "Skandal". "So kann das nicht weitergehen".

Innenministerium weist Kritik zurück

Das Innenministerium weist Wiener Kritik an nicht in Traiskirchen angetroffenen Flüchtlingskinder entschieden zurück. Asylwerber seien nicht inhaftiert, sie könnten sich frei bewegen. Für Minderjährige gebe es zwar eine Obsorge durch die Jugendwohlfahrt, aber "auch das ist keine Haft", sagte Grundböck

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat am Donnerstag dem Innenministerium ein Angebot unterbreitet: Wien würde alle unbegleiteten Kinder aus Traiskirchen übernehmen und in unterschiedlichen Einrichtungen unterbringen. Zudem könnte die Stadt zusätzliche Plätze für 150 Familien und 150 unbegleitete minderjährige Personen schaffen. Das Innenministerium zeigte sich zuletzt gesprächsbereit, betonte jedoch, dass die "Puffer"-Funktion für Traiskirchen nicht verloren gehen dürfe. 

Aus der Wiener SPÖ kamen am Freitag zwei Rücktrittsaufforderungen an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) - vom Landtagspräsidenten Harry Kopietz und von Bildungsstadtrat und Kinderfreunde-Bundesvorsitzendem Christian Oxonitsch: "Sie haben lange genug versagt, Frau Ministerin, treten sie zurück", forderte Oxonitsch Mikl-Leitner auf, sich einzugestehen, dass sie "an dieser komplexen Herausforderung gescheitert" sei.

>> Zum Bericht auf ORF Wien

(Red.)

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