Porträt: Hans Peter Doskozil, Faymanns neue Personalreserve

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Nicht nur die Medien haben Doskozils politisches Talent erkannt. Sein Name steht für souveränes Krisenmanagement und den richtigen Ton.

Noch im August war Hans Peter Doskozil außerhalb des Burgenlandes nur den wenigsten ein Begriff. Dann wurde auf der Ostautobahn bei Parndorf ein Lkw mit 71 toten Flüchtlingen gefunden, und der burgenländische Landespolizeidirektor übernahm die Ermittlungen. Heute steht der Name Doskozil für souveränes Krisenmanagement, den richtigen Ton in Ausnahmesituationen und professionelle Polizeiarbeit.

In den Medien ist Doskozil seither Dauergast. ANfangs September erklärte er dem FPÖ-Politiker Johann Gudenus in der Puls4-Sendung „Pro und Contra“, warum die Vorstellung von absoluter Sicherheit Utopie sei. Selbst ein höheres Polizeiaufgebot könne die Grenzen nicht lückenlos sichern. Der linksliberale Publizist Robert Misik, einer der Mitdiskutanten, hing dabei an Doskozils Lippen, nickend, anerkennend, nichts hinzufügend. Was bei Misik eher selten vorkommt.

Auch die Politik hat Doskozils Talent erkannt. In seiner Partei galt der 45-jährige Sozialdemokrat bereits seit Längerem als Personalreserve für diverse Ämter. Als Minister können ihn sich die einen vorstellen, als Landeshauptmann die anderen, wenn der amtierende - in dem Fall der Burgenländer Hans Niessl - eines Tages in Ruhestand geht.

Niessl selbst soll intern gesagt haben: Er habe immer schon gewusst, was Doskozil könne. Jetzt wüssten es auch die anderen. Man darf sich hier auf die Einschätzung des Landeshauptmanns verlassen. Doskozil war zwei Jahre lang Niessls Büroleiter, ehe er 2012 – direkt aus dem Landeshauptmannbüro – an die Spitze der burgenländischen Polizei wechselte. Mit Niessls freundlicher Unterstützung natürlich.

Ungewöhnlicher Werdegang

Überhaupt hat Doskozil einen ungewöhnliche Werdegang hinter sich. Er begann als Streifenpolizist in Wien, studierte nebenbei Jus und spezialisierte sich auf den fremdenpolizeilichen Bereich. Als er 2004 im Innenministerium anheuerte, wurde Ernst Strasser auf ihn aufmerksam. Der damalige ÖVP-Minister wollte Doskozil in sein Kabinett holen – unter einer Bedingung: Er sollte sein SPÖ-Gemeinderatsmandat im südburgenländischen Grafenschachen zurücklegen. Doskozil lehnte ab. Vier Jahre später nahm er Niessls Angebot an, wurde Referent und 2010 dann Büroleiter.

Noch heute zählt Doskozil zu den wichtigsten Beratern des Landeshauptmanns. Nicht nur in Polizeifragen, auch strategisch, heißt es. Wobei man zuletzt nicht immer einer Meinung war. Mitten hinein in Niessls Wahlkampf, der eine starke sicherheitspolitische Komponente hatte, betonte Doskozil mehrmals, dass das Burgenland bereits das sicherste Bundesland sei. Niessls Freude soll sich in Grenzen gehalten haben.

Als Landespolizeichef bewegt sich Doskozil im Spannungsfeld zwischen Niessl und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, zu der er – auch dank des alten Netzwerks – einen guten Draht hat. Hinzu kommen jetzt die Freiheitlichen, die im Burgenland seit Juli mitregieren und in Übereinstimmung mit Niessl verstärkte Grenzkontrollen fordern.

Dass Doskozil hier eine andere Meinung vertritt, hat ihm in der Bundes-SPÖ Anerkennung eingebracht. Wie auch sein Vorschlag, rechtsstaatliche Milde mit jenen walten zu lassen, die am Wochenende (via Facebook) dazu aufgerufen haben, Flüchtlingen über die Grenze zu helfen. Spätestens da ist auch die SPÖ-Linke hellhörig geworden. Bei einem Polizisten ist das dann doch bemerkenswert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2015)

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