Ex-Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter wurde aus München in den Gerichtssaal zugeschaltet.
Wien. Der Tetron-Prozess im Straflandesgericht stand am Donnerstag im Zeichen einer Videokonferenz: Ex-Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter – er wird mit 1. Oktober Chef von Vodafone Deutschland – wurde aus München in den Gerichtssaal zugeschaltet. Der Beitrag zur Wahrheitsfindung, den Ametsreiter als Zeuge zu leisten vermochte, hielt sich jedoch sehr in Grenzen.
Wie berichtet dreht sich der Tetron-Prozess um die vor mehr als einem Jahrzehnt durch das Innenministerium vorgenommene Neuvergabe des digitalen Blaulichtfunks. Damals kam das Tetron-Konsortium (Motorola, Alcatel, Telekom als Sublieferant) zum Zug.
Laut Staatsanwaltschaft soll diese Vergabe von Schmiergeldzahlungen begleitet worden sein. Beweise dafür liegen aber nicht vor. Also zog sich die Anklagebehörde im Prozess auf den Vorwurf der Untreue zurück: Angeklagt sind Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer und der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly. Der Telekom soll durch die Überweisung von 1,1Mio. Euro an Mensdorff ein Schaden entstanden sein. Beide Angeklagte bestreiten die Vorwürfe. Zahlungen an Mensdorff werden von Fischer verteidigt. Es gehe um rechtmäßige Honorare für wertvolle Beraterdienste.
Ein unangenehmer Zeuge
Ametsreiter sagte nun, er sei in die Tetron-Sache nicht eingebunden gewesen. Von Mensdorffs Aktivitäten habe er erst durch einen Besuch der Kripo im Unternehmen erfahren. Die Innenrevision habe aber kein Fehlverhalten des Festnetzvorstandes Fischer festgestellt.
Indessen sagte ein Ex-Motorola-Manager als Zeuge via Videokonferenz aus, dass Mensdorff auch auf der Motorola-Payroll stand. Der Zeuge ergänzte, er habe gar nicht gewusst, dass Mensdorff auch die Telekom beriet. (m. s./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2015)