Nickelsdorf: Erneut kommen tausende Flüchtlinge an

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In der Nacht sind 3670 Flüchtlinge eingetroffen. Der Grenzübergang Nickelsdorf ist derzeit Richtung Österreich für den Verkehr gesperrt. Die Polizei kritisiert die Informationspolitik der ungarischen Behörden.

Es sind Bilder eines Ausnahmezustands: Das Bundesheer hämmert an befestigten Zelten, während sich im Hintergrund tausende Flüchtlinge auf engstem Raum drängen. Zwischen Absperrbändern stellen sie sich zur Essens- und Kleiderausgabe an, probieren gespendete Jacken oder Schuhe, nehmen Äpfel, Bananen, Snacks. Mehrere hundert Meter ist die Schlange lang. Ein Polizist sagt über den von Ungarn nur spärlich kommunizierten Ansturm halb im Scherz: "Das ist die Rache des Orbán, weil der Faymann am Wochenende nicht vom Telefon abgehoben hat."

In der Nacht auf Freitag sind wieder tausende Flüchtlinge am Grenzübergang Nickelsdorf eingetroffen. Von Mitternacht bis 6 Uhr früh waren es 3670. Die Flüchtlinge wurden mit Sonderzügen von Györ an die ungarisch-österreichische Grenze gebracht. Von dort marschierten sie dann noch einmal vier Kilometer weiter nach Nickelsdorf. 

Grenzübergang gesperrt

Der Grenzübergang Nickelsdorf auf der Ostautobahn (A4) wurde in der Früh aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt. "Der starke Menschenansturm im Grenzbereich macht die Sperre beider Richtungen notwendig", informierte die Asfinag. Mittlerweile ist der Grenzübergang in Fahrtrichtung Ungarn wieder geöffnet, nach Österreich blieb die Sperre vorerst aufrecht. Es wird darum gebeten, auf Personen auf der Fahrbahn zu achten, entsprechend gilt eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h. 

Die Flüchtlinge verbrachten im Umfeld des Grenzübergangs aufgeteilt auf vier Stellen die Nacht. Familien lagen auf Kartons, Decken, in Schlafsäcken und in mitgebrachten Zelten. Rund 1000 bis 1500 Flüchtlinge schliefen unter einem nicht geschlossenen Flugdach.

"Was in der letzten Nacht schon auffällig war: Wir haben relativ viele Kollaps-Vorfälle zu versorgen gehabt", erzählte Tobias Mindler, Sprecher des Roten Kreuzes, in der Früh.

Die Polizei Burgenland rechnete im Lauf des Tages wieder mit einer großen Flüchtlingsanzahl, konkrete Zahlen nannte sie nicht. Am Donnerstag hatten insgesamt 8000 Menschen die Grenze überquert.

Kritisch äußerte sich Doskozil in der "ZiB 2" des ORF-Fernsehens am Donnerstagabend über die Informationspolitik der ungarischen Behörden. "Wir haben nicht jene Informationen bekommen, die wir benötigen", sagte der Landespolizeidirektor. Man habe erst um 18.00 Uhr von den ungarischen Kollegen erfahren, wie viele Flüchtlinge für die Nacht zu erwarten seien.

In drei Tagen 22.500 Flüchtlinge auf Lesbos

Weiterhin kommen Zehntausende Flüchtlinge über die Türkei nach Griechenland: Binnen drei Tagen sind auf der Ägäisinsel Lesbos etwa 22.500 Flüchtlinge und Migranten registriert worden. Die Zahl beziehe sich auf den Zeitraum von Montag- bis Donnerstagabend, teilte die örtliche Polizei einer Nachrichtenagentur mit.

Auf Lesbos, wo normalerweise nur etwa 85.000 Menschen leben, kommen derzeit besonders viele Flüchtlinge von der nahen türkischen Küste an, die meisten von ihnen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Die örtlichen Behörden waren der Lage vor einigen Tagen kaum noch Herr. Viele Menschen mussten unter freiem Himmel schlafen. Auch gab es gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Polizei und Flüchtlingen sowie zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen.

Seit der Eröffnung eines Registrierungszentrums am Montag entspannte sich die Lage allmählich. Zahlreiche Flüchtlinge konnten inzwischen auf Fähren zum griechischen Festland übersetzen. Weiterhin kommen aber aus der Türkei Schlauchboote mit jeweils dutzenden Flüchtlingen auf Lesbos an. Auch Mazedonien verzeichnete einen Rekord an Flüchtlingen: Innerhalb von 24 Stunden sind bis 06.00 Uhr am Freitagmorgen etwa 7600 Flüchtlinge und Asylsuchende aus dem benachbarten Griechenland angekommen.

(strei/APA)

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