Flüchtlinge: Zustrom in Nickelsdorf ungebrochen

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Die burgenländische Polizei wartet auf Direktiven aus Wien und fährt vorerst die bisherige Strategie weiter.

Der Zustrom von Flüchtlingen aus Ungarn nach Österreich hat sich am Sonntag noch einmal verstärkt. In Nickelsdorf wurden bis zu 10.000 Personen erwartet, die im Stundentakt in Zügen in Hegyeshalom ankamen und dann begleitet von der ungarischen Polizei zu Fuß zur Grenze gebracht wurden.

Logistisch wird der Zustrom auch am Sonntag verkraftbar sein, sagte Polizeisprecher Helmut Marban. Die Flüchtlinge wurden mit extra geführten Zügen der ÖBB und Bussen an den Westbahnhof gebracht, von wo sie nach Deutschland weiterreisen wollten. Erneut mussten aber auch Flüchtlinge in Alternativquartieren wie dem Festivalgelände Wiesen untergebracht werden.

In Ungarn bald verschärftes Einwanderungsgesetz

Der starke Zustrom dürfte damit zusammenhängen, dass ab Dienstag in Ungarn ein verschärftes Einwanderungsgesetz in Kraft tritt, das hohe Gefängnisstrafen für illegalen Grenzübertritt sowie Schnellverfahren zur Abschiebung von "Wirtschaftsflüchtlingen" vorsieht. "Die Menschen versuchen offenbar, vorher noch nach Österreich zu kommen", meinte Marban. Neben regulären Zügen kamen auch Sonderzüge an der Grenze an, die bis zu 1.000 Menschen an Bord hatten.

Die ÖBB taten ihr Möglichstes, um den Zustrom erneut zu bewältigen. Vier Züge fuhren nach Salzburg, vier weitere waren als Shuttlezüge zwischen dem Westbahnhof und Nickelsdorf unterwegs.

Lage in Wien bisher "routiniert bis entspannt"

Zuvor war die Lage vergleichsweise entspannt: In Wien reisten am Samstag 8.000 Flüchtlinge über den Westbahnhof weiter in Richtung Deutschland, etwa 2.800 Flüchtlinge haben die Nacht in der Bundeshauptstadt verbracht und 87 Personen einen Asylantrag gestellt. Am Sonntag war die Lage "routiniert bis entspannt". "Es ist ein stetiger Zu- und Abstrom", sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Am Nachmittag waren rund 500 Personen am Westbahnhof und 150 am Hauptbahnhof.

Am Salzburger Hauptbahnhof ist die Nacht ruhig verlaufen. Gegen Mitternacht waren zwar 500 Flüchtlinge angekommen. Auf sie wartete aber bereits ein Sonderzug nach München. Nur fünf Personen, eine Familie mit Kindern, hat am Hauptbahnhof übernachtet. 13 Asylanträge wurden gestellt, das berichtete Landespolizeidirektor Franz Ruf.

In Oberösterreich machte mit 1.200 Personen weniger als die Hälfte Zwischenstation als die Nacht zuvor, die Situation war damit entspannter, sagte das Rote Kreuz. Ab Montag übernimmt die Caritas die Koordination der Hilfe für Durchreisende am Linzer Bahnhof.

Bundesheer Einsatzbereitschaft erhöht

Das Bundesheer hat zur Bewältigung der Flüchtlingskrise seine Einsatzbereitschaft erhöht. In sechs von neun Militärkommandos seien nun die Einsatzstäbe rund um die Uhr einsatzbereit, sagte ein Sprecher zur APA. Insgesamt stehen dadurch sechs Züge mit je bis zu 40 Soldaten parat: "Dadurch können wir uns schneller auf Lageentwicklungen vorbereiten."

Seit Samstag setzt das Bundesheer seine Busse zum Transport von Flüchtlingen ein, bisher hat man über 5.000 Personen chauffiert und über 30.000 Kilometer zurückgelegt, wurde eine erste Bilanz dieser Unterstützungsleistung gezogen. Seit 8. August waren insgesamt 1.500 Personen im Einsatz.

6000 bis 8000 Menschen am Montag in Nickelsdorf erwartet

In den kommenden Tagen wird sich der Zustrom wohl fortsetzen. Für Montag wurden noch einmal 6000 bis 8000 Personen in Nickelsdorf erwartet. Am Dienstag will Ungarn zwar seine Grenze zu Serbien schließen, Experten gingen aber nicht davon aus, dass sich der Zustrom nach Deutschland und Nordeuropa aufhalten lassen wird.

"Die Schlepper werden alternative Routen wählen", sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt, gegenüber der APA. Durch eine geschlossene Grenze würde in Nordserbien lediglich kurzfristig ein Aufstau mit ratlosen Flüchtlingen entstehen.

Die wahrscheinlichste Variante läuft von Belgrad ins EU-Land Kroatien entlang der wichtigen europäischen Eisenbahnstrecke München-Istanbul oder Athen. Die Entfernung von der serbischen Hauptstadt zum Grenzübergang Batrovci (Serbien)/Bajakovo (Kroatien) beträgt 110 Kilometer. Von dort ginge es weiter nach Zagreb und über Slowenien nach Kärnten oder in die Steiermark.

(APA)

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