Burgenland: "Heute werden 10.000 Flüchtlinge ankommen"

FLUeCHTLINGE: FLUeCHTLINGEN IN NICKELSDORF
FLUeCHTLINGE: FLUeCHTLINGEN IN NICKELSDORFAPA/HERBERT P. OCZERET
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6700 Flüchtlinge sind seit Mitternacht über die Grenzübergänge bei Nickelsdorf und Heiligenkreuz gekommen. Erste Flüchtlinge haben die österreichisch-slowenische Grenze überquert.

Ein paar Tage lang war es ruhig an den burgenländischen Grenzen, nun setzt der Flüchtlingsstrom wieder ein. Erstmals sind nun Flüchtlinge auch über die slowenisch-steirische Grenze nach Österreich gekommen. Die Gruppe von zwölf Personen habe bei Langegg die Grenze überquert, erklärte die steirische Polizei auf APA-Anfrage. Die Flüchtlinge seien zur weiteren Betreuung nach Spielfeld gebracht worden.

Im Burgenland sind von Mitternacht bis zum Vormittag sind 6700 Flüchtlinge angekommen - davon 2500 in Nickelsdorf und 4200 im Bereich Heiligenkreuz. Am frühen Nachmittag ist ein Sonderzug mit Flüchtlingen in ungarischen Hegyeshalom nahe der Grenze zu Nickelsdorf eingetroffen. Seitens der Einsatzkräfte rechne man mit bis zu 2000 Leuten, sagte Polizeisprecher Helmut Marban. In Nickelsdorf sei man jedenfalls gerüstet, sagte Marban. Man sei froh, dass dieser Zug nach Hegyeshalom gekommen sei und die Flüchtlinge nun Nickelsdorf erreichen werden, denn dort sei dieser Ansturm aufgrund der Gegebenheiten und der Größe - anders als in Heiligenkreuz - stemmbar.

Die Flüchtlinge aus Nickelsdorf werden mit Bussen zu Wiener Westbahnhof gebracht. "Wir werden heute in Summe sicher die 10.000er-Grenze erreichen", sagte Marban zu Mittag. Die Lage in Nickesldorf sei relativ entspannt. Die Leute seien "diszipliniert, ruhig und gefasst" wie auch schon in den Tagen zuvor.

Polizei hindert Flüchtlinge an Ausreise

An der österreichisch-slowenische Grenze waren am Samstagvormittag die ersten Flüchtlinge  angekommen. Alle steirischen Notquartiere befinden sich "in Warteposition", sagte Rot-Kreuz-Sprecher August Bäck.

Die Polizei hindert jedoch im slowenischen Gornja Radgona (Oberradkersburg) eine Gruppe von rund 350 Flüchtlingen an der Ausreise nach Österreich. Die Behörden hätten die Menschen in die dortige Messehalle gebracht und das umliegende Gelände abgesperrt, berichtete ein APA-Reporter. Die Flüchtlinge hätten "Go west, go west", skandiert. Wie der Einsatzleiter der slowenischen Polizei sagte, werden die Behörden eine Ausreise nach Österreich nicht erlauben. Die Schutzsuchenden in der Messehalle würden jedoch versorgt, betonte er. Hilfsorganisationen und Medien wurde der Zutritt verwehrt, ungarische UNHCR-Vertreter durften das Gelände jedoch betreten.

Weitere rund 250 Menschen haben sich offenbar zu Fuß  Maribor und dem benachbarten Lenart auf den Weg Richtung Sentilj an der österreichische Grenze gemacht. Die Polizei versuche die Menschen davon zu überzeugen, in Flüchtlingslager zurückzukehren, meldete die kroatische Agentur STA am Samstag. Die Beamten würden jedoch keine Gewalt anwenden, um sie vom Grenzübertritt abzuhalten.

2000 bereits weitergereist

Bis Samstagnachmittag sind bereits rund 2.000 Flüchtlinge von Wien in den Westen gereist. "Sie sind mit Tickets in regulären Zügen weitergefahren", sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Am Wiener Haupt- und am Westbahnhof befanden sich gegen 15.00 Uhr jeweils rund 200 Flüchtlinge. Seit Freitagmittag wurden in Wien 113 Asylanträge gestellt, sagte der Sprecher.

Am Bahnhof Salzburg wurden bis Samstagnachmittag rund 1000 Flüchtlinge erwartet. "Die Lage ist ruhig", so Polizei-Sprecherin Eva Wenzl zur APA. Während die Zahl der ankommenden Menschen sank, stiegen die Asylanträge leicht. Während in dieser Woche 190 Gesuche gestellt wurden, waren es in der Vorwoche noch 160. "Die meisten wollen aber immer noch nach Deutschland weiter", sagte Wenzl.

"Informationsfluss könnte durchaus besser sein"

Obwohl sich am Freitagabend bereits abgezeichnet hatte, dass nach einer Verschnaufpause erneut Flüchtlinge die ungarisch-österreichische Grenze passieren werden, sei der Ansturm laut Polizeisprecher Marban dennoch "überraschend" gewesen. "Der Informationsfluss läuft schon, aber er könnte durchaus besser sein", betonte er. Die Flüchtlinge waren am Freitag von den kroatischen Behörden zur ungarischen Grenze geleitet worden, in Ungarn wurden sie dann nach Österreich weitergeschickt.

Mangelnde Kommunikation kritisierte Bürgermeister Gerhard Zapfl (SPÖ) am Samstag im APA-Gespräch. Er sieht deshalb nun Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) gefordert. "Ich appelliere hier an den Außenminister. Kurz soll mit seinem ungarischen Amtskollegen Gespräche führen. Es muss eine vernünftige, diplomatische Ebene geschaffen werden. Nichts ist schlechter, als nicht miteinander zu reden", so der Ortschef, der wie viele andere noch am Freitag davon ausgegangen war, "dass diese Geschichte ein Ende hat. Ich finde es traurig und schade, dass die Kommunikation mit Ungarn nicht funktioniert." 

Freiwillige Helfer gesucht

Das Rote Kreuz und der Samariterbund bitten um die Mithilfe von Freiwilligen in Nickelsdorf und in der Transitunterkunft in Wiesen. Um die Unterstützung besser koordinieren zu können, baten beide Organisationen um einen Anruf, bevor man sich auf den Weg mache. Das Rote Kreuz ist für die Hilfe in Nickelsdorf unter der Telefonnummer 0664/13 22 318 erreichbar. Wer in Wiesen mitarbeiten möchte, erreicht den Samariterbund unter der Telefonnummer 02618/62082 9090. 

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(APA/Red.)

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