Flüchtlinge: Zahl in Nickelsdorf auf 4500 geschrumpft

Erstversorgung in Nickelsdorf
Erstversorgung in Nickelsdorf APA
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Das Innenministerium rechnet mit insgesamt 20.000 Flüchtlingen an diesem Wochenende. In Nickelsdorf habe sich die Lage aufgelockert. "Die Schlange von heute Nachmittag hat sich halbiert."

In Nickelsdorf ist die Zahl der anwesenden Flüchtlinge im Bereich des Flugdachs bei der Grenze am Abend auf 4500 geschrumpft. "Sehr, sehr viele sind mit Taxis weitergefahren. Außerdem sind einige Busse unterwegs, mit denen die Menschen in Quartiere in anderen Bundesländer gebracht werden", sagte Polizeisprecher Gerald Pangl auf Nachfrage. Man habe Quartiere "bis runter nach Kärnten". "Es lockert sich hier alles auf. Die Schlange von heute Nachmittag hat sich halbiert." Die Lage könnte sich allerdings bald wieder ändern. "Es gibt Gerüchte, dass 3000 Personen in Ungarn unterwegs sind und hier herkommen. Aber bestätigt haben wir das nicht", sagte Pangl.

Die Sperre der A4 (Ostautobahn) beim Grenzübergang Nickelsdorf ist am Sonntag gegen 19.00 Uhr wieder aufgehoben worden, das teilte die LPD Burgenland und der ÖAMTC der APA am Sonntagabend mit. Die Ostautobahn war um 14.55 Uhr gesperrt worden.

20.000 Flüchtlingen an diesem Wochenende

Das Innenministerium rechnete mit insgesamt 20.000 Flüchtlingen an diesem Wochenende. Am Samstag kamen über 10.000 Flüchtlinge über das Burgenland, 5000 eben über Nickelsdorf, weitere 5000 über Heiligenkreuz. Über Slowenien kamen am Samstag mehr als 500 Migranten in das südliche Österreich. Am Sonntag konzentrierte sich der Flüchtlingsstrom erneut auf Nickelsdorf, während über Heiligenkreuz und die südliche Route weniger Flüchtlinge verzeichnet wurden. Bis Sonntagmittag kamen nach Angaben des Innenministeriums rund 7000 Menschen über die Grenze nach Nickelsdorf.

Auch wenn derzeit weitaus mehr Asylanträge - in den letzten Tagen waren es rund 400 bis 500 täglich - als zu normalen Zeiten gestellt werden, ist diese Zahl im Vergleich zu den tausenden Flüchtlingen, die das Land passieren, sehr gering. Die Flüchtlinge sehen in Deutschland ihren Zielort, Österreich gilt dabei als Durchreiseland. Genaue Zahlen, wie viele Menschen am Wochenende um Asyl in Österreich angesucht haben, gibt es noch nicht, sagte Marakovits. Nach der EU-Dublin-Verordnung müssen die Asylverfahren im Land der Erstaufnahme abgewickelt werden. An der österreichisch-slowenischen Grenze kam es im Zuge Kontrollen von österreichischer Seite bereits zu Zurückweisungen.

Grenze bei Spielfeld

Zwischen 100 bis 150 Flüchtlinge sind am Sonntagvormittag über die Grenze in Spielfeld aus Slowenien nach Österreich gekommen. Etwa die Hälfte werde derzeit in einer Erststation vom Roten Kreuzes versorgt, die anderen hätten den Weg zu Fuß weiter fortgesetzt, sagte der Einsatzleiter des Roten Kreuzes, Roland Antal, am Grenzübergang. Ein Aufnahmezentrum, wo die Flüchtlinge für das Erste versorgt werden, wurde auf einem Großparkplatz gleich an der Grenze in Spielfeld mit rund 30 Zelten aufgebaut. In Bereitschaft stehen auch Dolmetscher für Arabisch und Persisch.

Laut Antal bekommen die Flüchtlinge hier auch die erste medizinische Versorgung. Sie seien überwiegend in einer guten Kondition, allerdings zeigten sich wetterbedingt bei Kindern und älteren Menschen bereits erste Grippe- und Erkältungssymptome.

Die Atmosphäre vor Ort in dem fast leeren Lager schien gelassen. Einige ruhten sich in den Zelten aus, wenige andere waren davor zu sehen. Auch schienen die Menschen guter Laune zu sein. Der Zielort für sie heißt weiterhin "Germany". Dorthin möchte auch eine Familie aus dem Irak mit einem sechs Monate alten Baby. Sie seien "Okay", konnte die APA von der Mutter in gebrochenem Englisch erfahren.

Kapazitäten für 3500 Menschen

Das Rote Kreuz wolle die angekommenen Flüchtlinge spätestens in sechs Stunden weiter in die Notunterkünfte bringen, so Antal. Platz gebe es vorerst genug. "Wir haben Kapazitäten für rund 3500 Menschen, die noch weiter aufgestockt werden können", sagte der Einsatzleiter.

Prognosen darüber, wie viele Flüchtlinge am Sonntag noch aus Slowenien kommen könnten, konnten die Helfer zunächst keine geben. Auf der slowenischen Seite der Grenze waren zu Mittag keine Flüchtlinge mehr zu sehen. Ein Caritas-Team stand auch dort mit der notwendigsten Verpflegung bereit.

Zuvor waren die Flüchtlinge von der Polizei zurückgewiesen worden und hatten im sogenannten "Niemandsland" ausgeharrt. Den Flüchtlingen wurde von den Beamten erklärt, sie würden Pässe brauchen, um einreisen zu können. Allerdings wurden sie später bei ihrem Grenzübertritt nicht gehindert.

Auch am Vortag ließen sich jene rund 350 Menschen, die über Gornja Radgona in die Steiermark gekommen sind, von den Grenzkontrollen nicht aufhalten, sondern gingen einfach weiter. Daraufhin begleitete die Polizei die Gruppe, die dann versorgt und nach Graz gebracht wurde.

Lage in Kärnten unverändert ruhig

Rund 1000 Flüchtlinge haben sich am Sonntagabend auf dem Weg nach Kärnten befunden. Wie Polizeisprecher Rainer Dionisio mitteilte, werden die Flüchtlinge aus Nickelsdorf im Notquartier am Klagenfurter Südring, in einer ehemaligen Druckerei, untergebracht. Die ersten neun Busse mit rund 450 Flüchtlingen wurden für 22 Uhr erwartet.

Situation am Salzburger Bahnhof

Auch in Salzburg ist die Flüchtlingssituation am Sonntag tagsüber weiterhin stabil verlaufen. In den späten Nachmittagsstunden befanden sich rund 600 Menschen am Hauptbahnhof, allerdings wurde mit einem weiteren Zustrom gerechnet. Höchststand in der Tiefgarage waren heute rund 800 bis 900 Personen, teilten Stadt und Land Salzburg am Sonntag kurz nach 17.00 Uhr nach einer Einsatzbesprechung mit.

Das Notquartier am Gelände der ehemaligen Autobahnmeisterei bei Salzburg-Mitte steht weiterhin bereit. 350 Flüchtlinge wurden im Lauf des Tages bereits in diese Unterkunft gebracht. Diese Menschen machten sich zumeist selbstständig auf den Weg nach Deutschland. Schwierig war allerdings ein Ausblick auf den Abend. Denn ob noch weitere Sonderzüge mit einer größeren Anzahl an Notreisenden nach Salzburg kommen beziehungsweise ob weitere Sonderzüge nach Deutschland zur Verfügung stehen werden, war zum Zeitpunkt der Besprechung noch offen.

Weiterhin eingestellt blieb auch am Wochenende der planmäßige Zugverkehr nach und von Deutschland ab Salzburg. Eine Anordnung der deutschen Behörden führte bereits am Mittwoch zu dieser Einstellung. Der Transport der Flüchtlinge mit Sonderzügen der ÖBB erfolgt auf Anweisung des Innenministeriums.c

(APA)

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