Strolz: "Machtkartell im Sterben, das Neue noch nicht da"

Matthias Strolz
Matthias StrolzDie Presse
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Neos-Chef Strolz führt das Scheitern seiner Partei darauf zurück, dass man keine Extreme anbiete.

Die Presse: Die dritte Landtagswahl in diesem Jahr – und auch diesmal scheitern die Neos wieder. Warum hat es schon wieder nicht geklappt?

Matthias Strolz: Das war eine Wahl im Ausnahmezustand. So eine Polarisierung ist für uns extrem schwierig. In diesem Ausnahmezustand neigen die Menschen offensichtlich zu Extremen. Wir können als junge Zentrumsbewegung aber keine Extreme anbieten.

Zuletzt haben die Neos lautere, fast schon populistische Parolen angeschlagen. Trotzdem ging die Wahl wieder schief. Wie wird man sich nun künftig positionieren?

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns weiter Gehör verschaffen. Das ist im millionenschweren Getöse unserer Mitbewerber nicht so einfach. Wichtig ist nun einmal Wien. Aber auch dort werden wir uns der Polarisierung nicht hingeben.

In Wien positionieren sich die Neos als Alternative zu Strache. Ist das in dieser Stimmungslage die beste Idee, wenn gerade Strache nun so viel Rückenwind hat?

Ja, das ist schon eine gute Positionierung, weil Strache eben keine Veränderung bringt. Er gibt an jeder Ecke Bestandsgarantien ab. Der wird Wien nicht gut tun. Mit der FPÖ wird es ein böses Erwachen geben, wie in Kärnten, da werden wir alle zahlen.

Warum gelingt es den Neos aber nicht, bei Protestwählern zu reüssieren, wie Oberösterreich zeigt?

Der Einzug ist knapp nicht gelungen, das tut weh, aber die Richtung stimmt. Es ist ein Zwischenschritt. Und es geht um etwas Größeres als nur um eine neue Bewegung. Es geht darum, dass die Zweite Republik zu einem Ende kommt. Das rot-schwarze Machtkartell liegt im Sterben, das Neue ist aber noch nicht ganz da.

Eine Koalition mit der FPÖ, um diese Dritte Republik einzuläuten, kommt aber für Sie auch nach der Wiener Gemeinderatswahl nicht infrage?

Wir wollen zusammenarbeiten, auch mit der FPÖ. Jede gewählte Partei hat sicherlich gute Ideen einzubringen. Aber wir sind in wesentlichen Themen wie Europa und der Ausländerfrage so weit auseinander, dass eine Koalition nicht bestehen könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2015)

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